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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Sieger war.«
    Zoppos harte Stimme hallte durch den
Saal: »Ich wähle den Wettstreit Kristall-wachse !« Dabei warf er einen
lauernden Blick auf seinen Gegner.
    Kalle Wirsch hörte diese Ankündigung
gelassen an. Ruhig nahm er den hellblauen Kristall entgegen, der ihm in die
Hände gelegt wurde. Zoppo Trump bekam einen Kristall gleicher Größe und Farbe.
    »Aquamarine sind das«, erklärte Tisso
den Kindern.
    Die beiden Gegner standen Seite an
Seite. Zoppo pflanzte sich breitbeinig auf und schickte ein selbstgefälliges
Siegerlachen in die Runde. König Kalle wirkte ernst und in sich gekehrt.
    Atemlose Spannung herrschte im Saal,
als die beiden Streiter zum Zeichen des Beginns die Kristalle hoch über ihre Köpfe
hoben und sie langsam wieder sinken ließen. Dann verharrten sie schweigend; die
Steine lagen auf ihren geöffneten Händen.
    Max und Jenny erschien die Zeit
endlos, während der sie ohne jede Bewegung auf die blauen Edelsteine starrten.
Nichts regte sich, kein Laut wurde hörbar. Kalle Wirsch und Zoppo Trump standen
wie festgebannt nebeneinander.
    Endlich — es war wie eine Erlösung —
lief ein Zittern über Kalles Hände. Auch Zoppo Trump war aus seiner Erstarrung
erwacht, er schüttelte sich und krallte seine Finger um den Kristall.
    »Jetzt«, flüsterte Tisso.
    Die Spannung im Saal war aufs äußerste
gestiegen, und sie entlud sich in einem vielstimmigen Schrei, als ein Krachen
und Bersten hörbar wurde. Unmittelbar darauf ging eine Veränderung mit den Steinen
vor: Sie wölbten und reckten sich, hier brach eine frische Zacke hervor, dort
dehnte sich der Stein unter Knacken und Stöhnen und stieß neue Kristalle aus —
, alle genau in der gleichen Farbe und Grundform wie der erste.
    Das ging eine Weile so fort, bis Max
rief: »Seht doch, bei Zoppo wächst nichts mehr.«
    Er war der erste, der dies wahrnahm.
Alle übrigen waren ganz und gar vom Anblick des Kristalls auf Kalle Wirschs
Händen gefesselt. Zacke über Zacke türmte sich. Der blauschimmernde Edelstein
wurde so groß und schwer, daß ihn der kleine König kaum mehr halten konnte.
    Max’ Ausruf lenkte die Aufmerksamkeit
der andern auf Zoppo Trump. Er stand mit zusammengekniffenen Lippen da und
starrte krampfhaft auf seinen Stein. Zwei kleine neue Spitzen waren daraus
hervorgebrochen — mehr nicht.
    »Kalle Wirsch hat gesiegt«, riefen die
Erdmännchen begeistert. »König Kalle ist Sieger im Kampf Kristall-Wachse!«
    Und Jenny mußte sich aufs neue
wundern, wie die Stimmung so plötzlich zugunsten von Kalle Wirsch umschlug.
    »Jetzt steht es für beide gleich«,
sagte Tisso. »Wer im nächsten Wettstreit siegt, wird König. Diesmal darf Kalle
Wirsch die Kampfart bestimmen.«
    Kalle Wirsch legte seinen Aquamarin
nieder, Zoppo Trump aber zeigte sich als schlechter Verlierer. Heftig schleuderte
er den Kristall von sich und wartete düster mit verschränkten Armen auf Kalles
Entscheidung für den dritten und letzten Streit.
    Kalle trat vor und sagte: »Ich wähle
den Kampf Du-sollst-schrumpfen !«
    Diese Ankündigung löste allgemeine
Bestürzung und Erregung aus. Seit unzählbaren Zeiten hatte niemand einen
solchen Kampf ausgetragen. Er galt als ungeheuerlich, und es war mehr dabei zu
verlieren als ein Königstitel.
    An Zoppo Trumps Haltung konnte man
ablesen, daß er die Gefahr, in die er sich begab, kannte. Sein Hochmut schien
von ihm gewichen zu sein. Bleich und mit abgewandtem Gesicht stand er da.
    Noch einmal ergriff Kalle Wirsch das
Wort: »Ich stelle es Zoppo Trump frei, von diesem Kampf zurückzutreten. Er
verzichtet damit allerdings auf den Königstitel.«
    »Niemals«, stieß Zoppo hervor.
    »Du willst also kämpfen?«
    »Ja.«
    Haßerfüllt blickte er Kalle Wirsch an
und schrie: »Du sollst schrumpfen!«
    So begann der letzte Wettstreit. Noch
dichter als zuvor rückten die Erdmännchen heran, bis sie die beiden Gegner in engen
Kreisen umstanden.
    »Du sollst schrumpfen!« wiederholte
Zoppo Trump verbissen. Aus schmalen Augenschlitzen beobachtete er seinen
Gegner. »Schrumpfe!«
    War es noch nicht soweit? Fing er
schon an, kleiner zu werden? Nein, noch stand er unverändert — noch!
    »Schrumpfe!« knirschte Zoppo.
    Über Kalle Wirschs Lippen war bisher
kein Wort gekommen. Mit stummer Entschlossenheit hatte er Zoppo lange Zeit in
die Augen geschaut. Jetzt trat er näher an ihn heran und sagte leise und
bestimmt: »Du sollst schrumpfen!«
    Zoppo fühlte, wie sich diese Worte wie
eine Klammer um ihn legten, die er um jeden Preis

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