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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Max.
»Wenn wir mit dir unter die Erde gehen...«
    »Hört endlich auf, mit euren
einfältigen Menschengedanken zu denken«, befahl Kalle. »Morgen früh, wenn eure
Mutter euch weckt, werden wir schon tief drinnen sein in der Erde, und ihr
werdet trotzdem in euren Betten liegen. Ein Wirschenkönig kann eben ein bißchen
mehr als ihr. — Wartet ab, was geschieht, und seid heute Abend bei Einbruch der
Dunkelheit hier an dieser Stelle. — Abgemacht?«
    In diesem Augenblick ertönte die
Stimme der Mutter, die nach Max und Jenny rief.
    »Wir kommen«, antworteten die Kinder.
Kalle Wirsch flüsterten sie zu: »Abgemacht«, und zur Bekräftigung drückten sie
ihm noch schnell die Hände, ehe sie ins Haus rannten.
     
     
     
    4. Kapitel

Wie
man verdoppelt wird
     
    Als Max und Jenny einige Stunden
später im Bett lagen, wurde ihnen die Abenteuerlichkeit ihres Vorhabens erst
richtig klar. Wunderliche Ideen und Pläne hat man oft einmal, aber sie
ausführen, das ist doch etwas anderes.
    Max stieg als erster aus dem Bett und
zog sich Hemd und Hose wieder an. Er schielte zurück auf sein Lager, aber das
war leer, da lag niemand drin. »Hab’ ich doch gleich gewußt«, murmelte er. »Wie
kann man denn fortgehen und trotzdem dableiben?«
    Jenny war inzwischen ebenfalls in ihr
Kleid geschlüpft. Auch sie betrachtete die leeren Betten ein wenig unsicher.
»Er hat es aber gesagt. — Vielleicht kommt es noch.«
    »Hoffentlich«, sagte Max. Er steckte
sein Taschenmesser ein, außerdem eine kleine Stablampe und eine Schnur. So
etwas war immer zu gebrauchen. Man konnte ja nicht wissen, in welche Lage man
geriet.
    Jenny besaß weder Waffen noch sonst
etwas Praktisches. Sie kramte in ihrer Schublade herum und nahm schließlich
einen kleinen runden Spiegel heraus.
    »Mädchen!« brummte Max verächtlich.
    »Na und?« gab Jenny zurück, »Mädchen
muß es auch geben.«
    »Von Abenteuern verstehen sie nichts«,
behauptete Max.
    »Dann geh doch alleine«, sagte Jenny,
aber das wollte er lieber nicht, und zum Streiten war jetzt wirklich keine
Zeit. Deshalb lenkte er ein: »Brauchst nicht gleich einzuschnappen, war ja
nicht so gemeint. Nimm das Ding meinetwegen mit, los, komm schon!«
    Sie gelangten in den Garten, ohne daß
jemand im Haus etwas merkte. Kalle Wirsch stand bereits am verabredeten Platz.
Er hielt zwei Stückchen Schiefer in der Hand, die wie kleine Tafeln aussahen,
und erklärte: »Jetzt werdet ihr gespalten.«
    »Gespalten?« Jenny hätte vor Entsetzen
fast laut aufgeschrien, und auch Max überlegte, ob er nicht besser in sein
warmes Bett zurückflüchten sollte.
    »Was ist denn los?« fragte Kalle. »Ihr
guckt ja so komisch.«
    »Tut es sehr weh?« fragte Jenny.
    »Was soll denn wehtun?«
    »Na, das... das Spalten.«
    »Quatsch, nichts tut weh, ihr
erbarmungswürdigen Feiglinge«, zeterte Kalle Wirsch. »Tut es vielleicht weh,
seinen Namen aufzuschreiben?«
    »Nein, aber...«
    »Mehr ist es nicht.« Kalle reichte
jedem der Kinder eins der Schiefertäfelchen. »Hier, jeder muß seinen Namen
zweimal auf eine Tafel schreiben, einmal auf die linke Hälfte und einmal auf
die rechte Hälfte. Soviel werdet ihr hoffentlich gelernt haben in eurer
Menschenschule.«
    »Ja, natürlich, aber...«
    »Hiii-käckäckäck«, schrie Kalle
Wirsch, »ich höre aber, aber, nichts als aber. Bei euch fängt
jeder Satz mit aber an und hört mit aber auf. — So geht das nicht
weiter. Ihr seid nicht zu gebrauchen. Ich gehe allein.«
    »Reg dich doch nicht so auf«, bat
Jenny. »Wir wollen ja alles machen, was du willst. Schau, unsere Namen stehen
schon da.«
    Kalle prüfte die Schiefertäfelchen
eingehend. »Na ja«, sagte er gnädig, »das stimmt wenigstens. - Und jetzt geht’s
los. Gleich könnt ihr euch wieder wundern und aber plärren.«
    Er nahm erst das Täfelchen von Max in
beide Hände, brach es in zwei Teile und zwar so, daß auf jedem Teil der Name
Max stand, dann machte er es mit Jennys Tafel genauso. Dabei sprach er:
     
    »Was
vereint war,
    wird
gespalten,
    durch
Gewalten
    nicht
gehalten.
    Achtung!
    Schlüpft
in zwei Gestalten!«
     
    Als das letzte Wort ausgesprochen war,
standen wirklich und wahrhaftig zwei Maxe und zwei Jennys nebeneinander, die
sich glichen wie Zwillinge.
    »Aber das ist... das ist ja, aber,
aber«, stotterten alle vier gleichzeitig.
    »Hihiiii!« kreischte Kalle Wirsch,
»hab’ ich’s nicht gesagt? Kaum seid ihr verdoppelt, laßt ihr euer aber vierstimmig
erschallen.« Er tat wieder recht grimmig, in

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