Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
Wesen eines »Fans« im eigentlich Sinne entspricht. Zusätzlich zu dem unter d) genannten Kriterium kommt hier noch hinzu, dass er einen Großteil seiner Freizeit an der Stage Door verbringt, mit diversen Darstellern plauscht und dabei Infos aufschnappt, die er meist nur allzu bereitwillig und unter dem Deckmantel großer Wichtigkeit an andere, in seinen Augen weniger privilegierte Personen, weitergibt. Die derzeit in diesem Theater arbeitenden Personen bezeichnet er gerne auch als »gute Bekannte«. Aus dieser Sichtweise heraus ergibt sich für Fans dieses Typs ein recht offener, vertrauter Ton im Umgang mit eben jenen »Bekannten.« Konsequenterweise verfügt ein solcher Fan auch über »Insiderwissen« über die derzeitigen Lebensumstände oder Probleme seiner »Bekannten«. Aussagen wie »XY ist heute mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache, ist ja auch verständlich, sein Wellensittich kränkelt etwas«, sind da keine Seltenheit.
f) Der Mischtyp oder der »Alles nicht mein Ding«-Typ
Ihr habt Recht wenn ihr meint, die Auflistung der verschiedenen »Musicaltypen« sei schon sehr stereotyp und mehr als nur ein bisschen satirisch. Selbstverständlich gibt es auch noch diverse Mischformen beziehungsweise Fans, auf die keins der oben genannten Kriterien zutrifft und die sich in keine Schublade stecken lassen. Es gibt eben auch hier, wie eigentlich überall im Leben, nicht nur schwarz und weiß, sondern auch diverse andere Farbabstufen. Zum Glück, denn anders wäre es doch todlangweilig!
Most Wanted: Darsteller – Die Superstars des Musicals
Stand früher eher das Musical an sich im Mittelpunkt, so ist heutzutage verstärkt der Trend zu beobachten, den im Musical auftretenden Hauptdarsteller in den Fokus des Interesses zu stellen; ihn zum »Star« zu erheben. Große Castingshows spielen dabei keine unerhebliche Rolle. Vielleicht könnte man sagen, dass sie bis zu einem gewissen Punkt sogar für diese Entwicklung verantwortlich sind. Wie an anderer Stelle schon angemerkt, sind Castingshow-Gewinner wie Alexander Klaws und Anton Zetterholm zu Stars des Genres avanciert – der eine mehr, der andere weniger. Mehr und mehr ist zu beobachten, dass eher mit großen Namen als mit der Qualität eines Stückes geworben wird, wenn es um die Vermarktung einer neuen Produktion oder einer Wiederaufnahme geht. Oder vielleicht, nicht ganz so hart ausgedrückt: Große Namen stehen dabei aufgrund des erhofften »Zugpferd-Effektes« im Vordergrund.
Das an sich ist nicht schlecht, sondern einfach nur ein Trend der Zeit. Musical, das ist eben nicht mehr einfach nur Unterhaltung; dahinter steht auch eine große, auf Profit gepolte Maschinerie. Und mit Stars lässt sich ziemlich gut Geld machen! Stars können aber nur dann Stars sein, wenn es auch Fans gibt, die sie zu solchen machen. Und die gibt es rund ums Musical-Theater in Massen. Folglich lässt sich mit Merchandising (das heißt dem Verkauf von Fanartikeln) sowie mit Solokonzerten und Solo-CDs der populärsten Musicalkünstler eine Menge Geld verdienen.
»Superstar« in der Musicalwelt zu sein, also oben zu sein und ganz hoch im Kurs zu stehen, das bedeutet für einen Künstler zunächst einmal, dass er es in der Regel leichter haben wird, sich in Castings gegenüber der breiten, gesichtslosen Masse durchzusetzen. Vielleicht werden ihm Rollen auch ohne vorherige Teilnahme am Auswahlprozess angeboten oder sogar auf den Leib geschrieben. Das kann beispielsweise passieren wenn man sich relativ sicher ist, dass sein Name in der Cast zum Erfolg des Stückes beitragen wird. Der »Superstar« schwimmt also oben auf der Welle, wird von vielen Fans verehrt, von den Verantwortlichen der Branche protegiert und zu renommierten Veranstaltungen eingeladen. Wer sich geschickt anstellt, kann daraus eine ganze Menge Vorteile ziehen und die Erfolgswelle damit optimal für sich ausnutzen. Doch wie immer gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Populär und gefragt sein birgt immer die Gefahr, um des Profits willens gnadenlos vermarktet, unter Umständen sogar verheizt zu werden. Denn Künstler, die den eigenen Platz einnehmen könnten und schon ungeduldig mit den Hufen scharren, die gibt es gerade in diesem Business wie Sand am Meer.Hat man sich erst mal einen Namen gemacht, hat man auch einen gewissen Marktwert – und in Zeiten der Rationalisierung und des Überangebots an zur Verfügung stehendem Personal kann das durchaus schneller als man vielleicht denkt zum Nachteil werden. Den
Weitere Kostenlose Bücher