Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
dadurch entstehenden Druck sollte man folglich nicht unterschätzen!
Ein genereller Nachteil des Musicaldarsteller-Daseins ist wohl das Alter.Das ist eine Sache, die uns alle betrifft und ebenso allen passiert: Die Zeit macht vor Niemandem halt. Aber in einer Gesellschaft wie der unsrigen, die vor allem durch Hollywood und die Medien extrem auf ewige Jugend und Schönheit fixiert ist (man könnte auch bereits von konditioniert sprechen), ist es gerade in der Theaterbranche schwierig. Im Bereich des Musicals gibt es leider nicht viele Rollen, die für ältere Darsteller ausgelegt sind. Erstaunlicherweise scheint man es dem englischen und amerikanischen Publikum eher zuzutrauen, sich einen älteren Darsteller in einer jüngeren Rolle vorzustellen.
Unglücklicherweise ist in den letzten Jahren zunehmend der Trend zu beobachten, die Rollen, die einen reiferen Darsteller erfordern (wie etwa »Phantom«, »Graf von Krolock«, oder »Maxim de Winter«) durch junge, unerfahrene Darsteller zu besetzen, die man dann notfalls in der Maske»auf alt« schminkt. Leider leidet aber allzu oft die Qualität eines Stückes unter so einer Besetzungspolitik, bei der scheinbar finanzielle Überlegungen vor künstlerische Entscheidungen gestellt werden. Denn Faktoren wie Bühnenerfahrung, Reife und Stimmfarbe können nun mal nicht mit der Puderdose hergezaubert werden. Das soll natürlich nicht heißen, dass junge Künstler keine Chance erhalten sollten. Aber wäre es nicht sinnvoller, diese erst einmal im Ensemble ihr Können ausprobieren zu lassen, damit sie in den Job hineinwachsen und Erfahrungen sammeln können, anstatt sie gleich zu überfordern? So würden sie nicht schon in jungen Jahren verheizt und erhielten ebenfalls die Chance, eines Tages selbst zum gefeierten Musicalsuperstar zu werden. Aber das sind nur meine »two cents« zum Thema.
Solo-CDs: Den Lieblingskünstler für zuhause und to go
Wer kennt das nicht? Man hat eine Stimme gehört und sich umgehend in sie verliebt: Dieser Klang, diese Stimmfarbe, diese Ausdrucksstärke! Man ist sofort in ihren Bann gezogen und würde sie selbst noch bei der bloßen Rezitation des örtlichen Telefonbuches toll finden. Kurzum: Man möchte ihr einfach ständig lauschen, ob unterwegs, im Auto oder zuhause. Das Problem ist nur: Leider ist diese Stimme entweder nicht auf einem Cast-Recording verewigt oder aber sie ist es und man hat es nach dem hundertsten Abspielen einfach leid, ständig die gleichen Songs zu hören. Der Lieblingskünstler kann doch soviel mehr – dessen ist man sich als Fan einfach ganz sicher! Und als Fan liegt es in der Natur der Dinge, dass man einfach irgendwann mehr von ihm hören will, wobei dieses »mehr« nicht zwangsläufig mehr Musical heißen muss. Auch der Blick über den Tellerrand kann spannend sein und ganz neue Perspektiven eröffnen, die dabei helfen, den Lieblingskünstler mal in einem ganz anderen Licht zu sehen.
Ein kleines Hindernis gibt es da allerdings: Als Neuling in der Musicalwelt ist man erst einmal einer totalen Reizüberflutung ausgesetzt. Nicht nur im Theater weiß man zunächst gar nicht, wohin man als Erstes schauen soll, sondern auch im Musicalfachgeschäft ist man angesichts des überwältigenden Angebots schlichtweg überfordert: Es gibt so viele CDs!
Nachdem man sich etwas umgesehen und überall mal rein gehört hat, stellt man schnell fest, dass im Grunde genommen nur zwei Arten von Solo-CDs existieren: Zunächst gibt es diejenigen, die im »Hau-Ruck«-Verfahren rasch auf den Markt geworfen wurden, um eine aktuelle, große Nachfrage nach einem Künstler möglichst schnell zu befriedigen, damit die Gunst der Stunde effektiv (und kommerziell) genutzt wird. Dies passiert dann getreu dem Motto: »Melk die Kuh, solange sie noch Milch gibt«. CDsdieser Machart fallen vor allem dadurch auf, dass sie so gut wie keine Innovationen enthalten. Der Künstler trällert meist eine Auswahl der populärsten Songtitel (ungeachtet der Tatsache, dass diese schon auf dutzenden anderen Solo-CDs gesungen wurden) und nutzt dazu meistens die bereits vorhandenen musikalischen Arrangements. Warum auch nicht? Mit »Der letzte Tanz« oder »Wie wird man seinen Schatten los« kann man ja auch nun wirklich nichts falsch machen. Und auch, wenn es die Songs schon hundertfach gäbe – so toll, wie Künstlerin X »Ich gehör’ nur mir« interpretiert, so schön hat es vor ihr sowieso noch niemand gemacht. Das jedenfalls sagen die Fans der Künstlerin X.
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