Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
Phantom steht, wird deutlich.
Kultig ist in jedem Fall die berühmte Phantom-Maske, die wohl so ziemlich jeder sofort mit dem Stück verbindet. Ebenso kultig ist die Lloyd Webber-Musik, insbesondere das Titellied »Phantom der Oper« sowie das herausfordernde Phantom-Solo »Musik der Nacht. « Doch das Stück wäre nur halb so kultig, gäbe es da nicht die Fans, pardon, Phans. So nennen sich Anhänger des »Phantom« nämlich selbst. Neben den faszinierenden Charakteren lieben sie vor allem die Musik sowie die opulenten, bombastischen Bühnenbilder. Unbedingt erwähnt werden müssen in diesem Zusammenhang die prachtvolle »Maskenballszene« mit dem gesamten Ensemble auf der großen Treppe und die Bootsfahrt über den See in den Katakomben der Oper während des Titelsongs.
Kultverdächtig: Die Rezeption des Phantom-Stoffes
Ebenfalls vom Kultstatus zeugen die unzähligen Verfilmungen und Romane, zu denen der Phantom-Stoff zahlreiche kreative Köpfe und Kunstschaffendeangeregt hat. Ein Roman, nämlich Frederick Forsyths »Das Phantom von Manhattan« schaffte es sogar, als Grundlage für eine Fortsetzung des Musicals auserkoren zu werden: »Love never dies« feierte im März 2010 seine Welturaufführung in London und sorgte sofort für große Kontroversen, hauptsächlich unter Kritikern und Die-Hard-Fans des Original »Phantom«-Musicals. Letztere sahen in der Fortsetzung einen großen Affront, aber sie glaubten wohl auch, dass diese eventuell den Zauber, der bis heute noch vom Original-Musical ausgeht, zerstören könnte. In einem Punkt hatten sie wohl auf jeden Fall Recht: Will man an einen so großen Erfolg wie »Phantom der Oper« ähnlich erfolgreich anknüpfen, so ist dieses Projekt fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. So war es dann bedauerlicherweise auch bei »Love never dies«: Zwar brachte man es noch in Australien auf die Bühne, aber auch einige Überarbeitungen konnten dem Stück in London nicht mehr helfen. Die Produktion schloss im August 2011, der Gang an den Broadway fiel ins Wasser. Trotzdem ist zumindest die australische Inszenierung des Stückes für immer auf Zelluloid gebannt: Die DVD erschien im ersten Quartal von 2012.
Doch kommen wir zurück zum Original. Unbedingt lesenswert für jeden Phan und alle, die es werden wollen, ist Susan Kays »Das Phantom«. Mit diesem biographischen Roman, der mit einigen fiktionalen Elementen versetzt ist, gelingt es ihr, dem Mann hinter der Maske ein Gesicht und einen Namen zu geben: Wir erfahren Eriks gesamte Lebensgeschichte, sind auf seinen zahlreichen Reisen und Abenteuern dabei und sehen schließlich auch die Geschehnisse in der Opéra Garnier aus einer anderen Perspektive. Das Buch ist äußerst lebendig geschrieben und hat einen hohen Suchtfaktor, daher ist Vorsicht geboten: Wer erst abends mit dem Lesen anfängt, hat höchstwahrscheinlich viele Stunden Lesegenuss vor sich, damit verbunden aber auch eine schlaflose Nacht. Schlafentzug war nie schöner!
Tanz der Vampire: »Doch der Hunger hört nie auf«
Man nehme einen ebenso zerrissenen wie düsteren, zugleich aber überaus attraktiven Vampirgrafen und dessen gelangweilten, zum gleichen Geschlecht hingezogenen Sohn, ein junges, naiv-verträumtes Mädchen, einen vertrottelten Vampirjäger und dessen unschuldigen Assistenten, streue eine tragische Liebesgeschichte ein, würze das Ganze kräftig mit satirischem Humor und runde es mit einer Prise dunkler Erotik ab, um es zum Schluss noch mit mitreißend-rockiger Musik zu unterlegen, und schon hat man das Erfolgsrezept, aus dem »Tanz der Vampire« gemacht ist.
Basierend auf Roman Polanskis Horrorkomödie »The fearless Vampire Killers« aus dem Jahr 1967 ist die Musicalfassung aus der Feder von Michael Kunze (Buch) und Jim Steinman (Musik) seit ihrer Welturaufführung1997 im Wiener Raimund Theater ein Dauerbrenner und wird seitdem fast durchgängig an verschiedenen Standorten in Deutschland aufgeführt. Schon alleine daran lässt sich der Kultstatus der Kunze-/Steinman-Kooperation ablesen. Roman Polanski führte übrigens auch bei der Musicalversion Regie.
Aber auch im europäischen Ausland (Antwerpen /Belgien, Budapest / Ungarn, Seinäjoki /Finnland, St. Petersburg / Russland, Tallin / Estland, Warschau / Polen) sowie in Tokio / Japan wurde es erfolgreich auf die Bühne gebracht. Einen kolossalen Flop erlebte »Tanz der Vampire« allerdings in den USA, was allerdings weitestgehend der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass das Kreativteam
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