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Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge

Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge

Titel: Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Milpauer
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it!« Wenigstens für einen Abend. Und die Tatsache, dass man genau das während des Stückes kann, das macht die »Rocky Horror Show« zum Kult.
Das Phantom der Oper: »Er sang sobald ich schlief«
    »Phantom der Oper« ist für viele auch heute noch der Inbegriff des Musicals überhaupt. Kein Wunder, denn zahlreiche Verfilmungen und Bühnenmitschnitte zeugen davon, dass Andrew Lloyd Webbers Musicalfassung, welche auf Gaston Leroux’ Roman »Das Phantom der Oper« aus dem Jahr 1909/1910 beruht, Kultstatus hat. Wissenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es sage und schreibe vier Bühnenfassungen des Stoffes gibt, aber keine auch nur annähernd den Bekanntheitsgrad von Lloyd Webbers hat. Seit seiner Welturaufführung in London (1986) und der Premiere in New York (1988) wird es an beiden Standorten ununterbrochen gespielt. Damit ist es das am längsten am Broadway gespielte Stück, und jeder, der die Schnelllebigkeit dort kennt, weiß, was für einen unglaublichen Erfolg das bedeutet. Ungefähr vier Jahre nach seiner Uraufführung holte man »Phantom der Oper« nach Deutschland – ein Riesenereignis, für das damals sogar eigens das Theater Neue Flora in Hamburg gebaut wurde.
    Die Handlung spielt sich in der Pariser Opéra Garnier ab. Als die Operndiva Carlotta ausfällt, wird Christine als Ersatz vorgeschlagen. Alle sind überrascht, dass das Chormädchen hervorragend singen kann und es wird angedeutet, dass sie durch Gesangsstunden ihres »Engel der Musik« gefördert wird. Über dessen genaue Identität weiß sie allerdings nichts. Bei der Aufführung wird sie von ihrer Jugendliebe Raoul wieder erkannt, der die alten Bande wieder neu aufleben lassen möchte. Der Annäherungsversuch weckt allerdings die Eifersucht des Phantoms, der Christines »Engel der Musik« ist und sich in das Mädchen und deren Stimme verliebt hat. Er entführt sie durch das Labyrinth in den Kellergewölben der Oper bis in sein Versteck, wo er ihr seine Gefühle offenbart. Ihrer Neugierde nachgehend reißt sie ihm die Maske vom Gesicht und erfährt so den Grund, warum der Mann isoliert lebt und von der Menschheit geächtet wird. Neben Furcht regt sich nun auch Mitleid in ihr.
    Die Machenschaften des Phantoms, der eigentlich der wahre Herrscher über das Geschehen in der Oper ist, verschaffen Christine die Hauptrolle in einer weiteren Oper, doch die Direktoren widersetzen sich den Wünschen des Phantoms. Als die Operndiva Carlotta an Christines Stelle in der Hauptrolle auftritt und Raoul und Christine sich weiter gegenseitig annähern, macht das Phantom seine Drohungen wahr und ein Unglück passiert: Der Kronleuchter stürzt hinab auf die Bühne. Nach Monaten der Ruhetaucht das Phantom schließlich auf dem Maskenball zu Neujahr auf und überreicht den Direktoren eine selbst komponierte Oper. Es kommt nicht überraschend, dass Christine auch darin die Hauptrolle spielen soll. Gemeinsam hecken die Involvierten einen Plan aus, um das Phantom bei der Uraufführung dieses Werks dingfest zu machen. Wie man einkalkuliert hat, taucht es tatsächlich auf und entführt Christine im Moment höchster Gefahr. Raoul setzt ihnen nach und wird vom Phantom gefangen genommen.
    Der Mann mit der Maske stellt Christine in den Kellergewölben ein Ultimatum: Bei ihm zu bleiben und Raouls Leben zu retten oder freizukommen und Raouls Tod in Kauf zu nehmen. Christine, die nun ganz klar erkennt, welche Verzweiflung den Mann hinter der Maske antreibt, umarmt und küsst ihn aus einem mitleidigen Impuls heraus und um ihm zu beweisen, dass sie sein entstelltes Gesicht nicht mehr abschreckt. Vollkommen von seinen Gefühlen überwältigt, lässt das Phantom Raoul und Christine gehen und schafft es zudem noch, rechtzeitig vor dem Eintreffen seiner Verfolger zu verschwinden.
    Obwohl Gaston Leroux’ Buch ein typischer Gruselroman war, konzentrierte man sich für die Musicalfassung auf den zwischenmenschlichen, tragisch-romantischen Aspekt der von vorneherein zum Scheitern verurteilten Beziehung zwischen dem von Geburt an grausam entstellten Phantom und dem jungen Chormädchen Christine. So wird es dem Zuschauer möglich, sich streckenweise in die Situation des Phantoms hineinzuversetzen, Mitleid zu empfinden, ja sich vielleicht vereinzelt sogar mit dem tragischen Charakter zu identifizieren. Auch der Zwiespalt Christines, die zwischen dem reichen, gutaussehenden und moralisch handelnden Vicomte de Chagny und dem gefürchteten, entstellten und relativ skrupellos mordenden

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