Kleiner Musicalratgeber für Anfänger und Fortge
man nun den Kopf zu stecken hat. Hier hilft nur noch das Trial-und-Error-Prinzip. Für ganz Hartgesottene gehört dies aber auch mit zum Freiluft-Funfaktor! Und mal ganz ehrlich: Wenn sich die Darsteller schon auf der Bühne abfrieren und teilweise ohne Überdachung genauso nass werden wie ihr Publikum, dann wollen wir ihnen doch wenigstens den zweifellos erhebenden Anblick eines Meers bestehendaus in farbenfrohe Ganzkörperkondome gehüllten Menschen gönnen, oder? Und auch das sei an dieser Stelle dem etwas irritierten Leser gesagt, der sich jetzt fragt, warum man nicht ganz einfach zum simpelsten Schutz gegen Regen greift: Regenschirme sind auf solchen Veranstaltungen strikt verboten, denn wenn man eine Front von Regenschirmen betrachten möchte, dann begibt man sich doch besser auf die Londoner Oxford Street und nicht zum renommierten Musical-Open-Air.
Gut, wir sind jetzt also kleidungsmäßig bestens ausgestattet und könnten uns setzen. Ich sage könnten, weil es mit dem Sitzkomfort in den meisten Freilicht-Theatern so eine Sache ist: Genauer gesagt: Komfort ist auf den meist doch recht rustikalen Sitzgelegenheiten (ob Holzbänken oder PlastikGartenstühlen Marke Karo Einfach) nur rudimentär bis absolut gar nicht vorhanden. Möchte man also gewährleisten, dass man die mitunter doch recht lange dauernden Veranstaltungen gesundheitlich unversehrt übersteht und später ohne fremde Hilfe wieder aufstehen kann (Stichwort: Rücken), so empfiehlt es sich, Decken und Auflagen mitzunehmen, um sich die ganze Angelegenheit ein wenig angenehmer zu gestalten. Diejenigen, die sich jetzt ein wenig sorgen, wie es wohl wirken mag, wenn sie beladen wie Packesel zum Veranstaltungsort pilgern, denen sei gesagt: Macht nichts. Sie können sich mit dem Gedanken trösten, dass etwa 95 Prozent aller Besucher ähnlich aussehen. Ob man jetzt alles lieblos unter den Arm packt oder formschön in die äußerst praktischen, weit ausladenden blauen Taschen eines bekannten schwedischen Möbelhauses verfrachtet, ist ganz egal und bleibt jedem selbst überlassen. Die 5 Prozent, die ohne Ballast reisen und ungläubige, zum Teil auch leicht spottende Blicke auf die Packesel werfen, wissen es (noch) nicht besser.
Die Hauptsache ist doch schließlich, dass man sich wohl fühlt. Das leibliche Wohl ist da selbstredend ebenfalls wichtig. Natürlich will man nicht riskieren, dass das eigene Magenknurren irgendwann lauter wird als die Musik der man lauscht. Anders als bei einem normalen Theaterbesuch, wo mitgebrachtes Essen und Trinken ein absolutes No-Go ist, entlarvt man sich bei vielen Open-Airs geradezu als Dilettant, wenn man ausschließlich auf die vor Ort angebotenen Leckereien zurückgreift und nichts selbst mitbringt. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Klassische Salate (Kartoffel- oder Nudelsalat), Wiener Würstchen, Gurken, Cabanossi und Baguettebrot inklusive Dips gehen immer; Knabbereien wie Chips oder Salzstangen und Süßigkeiten wie Lakritz oder Weingummi sind schon fast eine Selbstverständlichkeit.
Während die Herren der Schöpfung gerne Sixpacks mitbringen (gemeint sind leider Bierdosen und nicht gut durchtrainierte männliche Oberkörper – eine Schande, eigentlich), greifen die Damen der Schöpfung gerne auf Piccolos zurück und fragen des Öfteren in die lustige Runde: ›Sektchen???‹ Nachdem vor ein paar Jahren bei »Les Misérables« parallel zum tragischenTode zahlreicher Studenten auf den Barrikaden die Sektkorken nur so um die Wette knallten, ist das Essen und Trinken während der Vorstellung zumindest in Tecklenburg untersagt – ob sich jemand daran hält, ist dabei eine andere Frage. Mitbringen darf man jedenfalls auch weiterhin. Ob man allerdings eine Thermoskanne oder eher eine Tiefkühltasche benötigt, ist wiederum vom Wetter abhängig.
@@@ Wenn Jesus mit dem Schrubber tanzt (August 2011) @@@
Wenn Jesus flehentlich die Hände zum Himmel hebt und Petrus neben ihm schuldbewusst die Schultern einzieht, dann ist klar: Dieser Sommer widersetzt sich allen Autoritäten und macht was er will. Und hast du dir eben jenen Sommer ausgesucht, bzw. wurdest du ausgesucht, um in einer Open-Air-Inszenierung leicht bekleidet als Sohn Gottes über die Bühne zu hüpfen, dann hast du definitiv verloren. Diese leidvolle Erfahrung musste Patrick Stanke bisher in fast allen Vorstellungen der Freilichtbühne Tecklenburg machen.
Auch eine namentlich lieber nicht genannt werden wollende Bloggerin fand, dass es an einem
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