Kleines Herz in Not
sein Ziel erreicht hatte.
Greeley hörte das laute Röhren des Motors, schon lange bevor der rote Sportwagen vor dem Haus hielt. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Sie wusste selbst nicht, warum. War es eine böse Vorahnung?
Der Fahrer stieg aus. Greeley war im Vorteil: Sie lag unter dem großen Pick-up, der ihrem Bruder Worth gehörte, und des halb konnte der unbekannte Besucher sie nicht entdecken. Allerdings sah sie von ihm auch nur die Beine.
Ihre Mutter Mary war nach Glenwood Springs gefahren, und Worth war mit seinen Leuten auf den Feldern.
Die mit einer eleganten schwarzen Hose bekleideten Beine gingen auf das Haus zu. Der Mann trug teure italienische Schuhe, genau wie Greeleys Schwager Thomas Steele, dem das St. Christopher Hotel in Aspen gehörte.
„Hallo?" rief ihr Besucher. „Jemand zu Hause?" Als ihm niemand antwortete, drehte er sich um und ging zu seinem Auto zurück.
Die tiefe, männliche Stimme passte genau zu dem Sportwagen. Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, die an Arroganz grenzte. Doch Greeley spürte, dass dieser Mann anders war. Er schien etwas Besonderes zu sein. Wahrscheinlich war er die berühmte Ausnahme von der Regel.
Quint lehnte an seinem Wagen und blickte sich stirnrunzelnd um. Es war offenbar niemand zu Hause. Das Einzige, was er entdeckte, waren einige Pferde auf der Weide und eine Katze, die ihn feindselig musterte.
Damit hatte er allerdings gerechnet. Er hatte absichtlich nicht vorher angerufen, weil er das Überraschungsmoment nutzen wollte. Es interessierte ihn brennend, wo Greeley Lassiter aufgewachsen war. Wie es schien, hatten die Lassiters keine Geldsorgen. Das war natürlich Pech. Bis jetzt hatte er immer nur mit Geldscheinen wedeln müssen, um zu erreichen, was er wollte. Bei Greeley Lassiter musste er sich wohl etwas anderes einfallen lassen.
Eine Bewegung neben einem Pick-up erregte seine Aufmerksamkeit. Ein großer schwarzer Labrador hatte den Kopf gehoben und sah ihn aufmerksam an.
Langsam ging Quint auf den Hund zu. Er erkannte an der weißen Schnauze sofort, dass es sich um ein älteres Tier handelte. „Du bist ja schon steinalt, mein Junge." Der Hund schlug mit dem Schwanz auf den Boden. „Und viel Verstand hast du anscheinend auch nicht. Woher willst du wissen, dass ich nicht hier bin, um das Familiensilber zu stehlen?"
Der Labrador schnüffelte an Quints ausgestreckter Hand und stufte ihn anscheinend als harmlos ein. Er drehte sich auf den Rücken und blickte ihn erwartungsvoll an.
Lächelnd kniete Quint sich neben den Hund und streichelte ihm den Bauch. „Gut so?"
Als er sich wieder aufrichten wollte, bemerkte er zu seinem Erstaunen einen Jungen unter dem Pick-up. Dieser trug eine Baseballkappe und hatte ein ölverschmiertes Gesicht.
„Hallo, du da. Ich habe dich überhaupt nicht gesehen. Hast du mich nicht rufen hören?"
„Doch."
Quint hätte dem frechen Bengel am liebsten die Meinung gesagt, aber er beherrschte sich.
Er konnte ihn verstehen. In dem Alter hatte er genauso reagiert. Die Erwachsenen waren ihm einfach schnuppe gewesen.
„Ich suche Ms. Greeley Lassiter."
„Was wollen Sie von ihr?"
Jetzt war er mit seiner Geduld am Ende. „Das geht nur mich und sie etwas an. Du solltest dich nicht in Angelegenheiten einmischen, die nur Erwachsene etwas angehen."
Der Junge erstarrte. Schließlich fragte er leise: „Wie heißen Sie?"
„Quint Damian." Der Teenager blickte ihn mit großen Augen an. Quint verzweifelte langsam. Was war nur mit dem Bengel los? War er vielleicht geistig etwas zurückgeblieben?
„Anscheinend kennst du Greeley Lassiter. Also bin ich hier richtig. Wer bist du? Ihr Bruder? Oder hilfst du auf der Farm?"
„Was wollen Sie von Greeley?"
Es brachte nichts, den Jungen gegen sich aufzubringen. Deshalb bemühte Quint sich, ruhig zu bleiben, und rang sich sogar ein Lächeln ab. „Ich möchte mich nur mit ihr unterhalten. Vielleicht kannst du mir ja weiterhelfen. Was hältst du von einem kleinen Informationsaustausch? Du sagst mir, wo sie ist, und ich verrate dir, was ich von ihr will."
Der Junge schien nicht sehr überzeugt zu sein. „Weiß nicht."
Am liebsten hätte Quint ihm den Hals umgedreht, aber das hätte ihn nicht weitergebracht. „Wie heißt du?"
„Skeeter."
„Dann gehörst du also nicht zur Familie Lassiter."
„Woher wollen Sie das wissen?" Der Junge ballte die Hände zu Fäusten.
„Weil alle Kinder der Lassiters nach Rodeos benannt wurden."
„Bei mir war es das Mesquite
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