Kleines Herz in Not
ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. „Ich würde mich gern mit Ihnen treffen."
„Warum?"
„Das möchte ich mit Ihnen unter vier Augen besprechen."
Die Arroganz dieses Mannes war wirklich nicht zum Aushalten! „Ich will es aber jetzt wissen."
Er zögerte, entschloss sich dann jedoch, ihr reinen Wein einzuschenken. „Sagt Ihnen der Name Fern Kelly etwas?"
Darum ging es also! Natürlich wusste sie, wer Fern Kelly war. Diese Frau hatte mit Beau Lassiter geschlafen, ihm eine Tochter geboren und diese dann einfach bei Mary Lassiter abgegeben. Beau hatte ihr den Namen Greeley gegeben.
Schweigend legte Greeley auf. Wieder klingelte das Telefon.
Greeley ließ es läuten, bis der Anrufbeantworter ansprang. Aber Quint Damian ließ sich auch davon nicht abschrecken. „Ms. Lassiter, ich weiß, dass Sie da sind. Ich muss mit Ihnen reden. Es ist auch zu Ihrem Vorteil."
Sie hatte das Gefühl, dass er direkt neben ihr stand. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Ihr Bruder Worth hatte das Ganze beobachtet und fragte: „Was ist los? Belästigt der Typ dich?"
„Nein. Es ist alles in Ordnung."
Das war eine glatte Lüge, denn Quint Damian gab nicht auf. „Ich hätte Ihre Mutter nicht erwähnen sollen, Ms. Lassiter. Das war ein Fehler. Bitte treffen Sie sich mit mir, dann werde ich Ihnen alles erklären."
„Was ist mit Mom? Sie ist in der Küche und packt gerade die Einkäufe weg", sagte Worth. Greeley schaltete die Mithörfunktion des Anrufbeantworters aus, und Quint Damians Stimme war nicht mehr zu hören. „Er will mir etwas verkaufen."
„Was denn?"
Verzweifelt suchte sie nach einer Antwort. „Einen Grabstein." Etwas Besseres war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen. „Für Mom. Er meint, dass sie so etwas in ihrem Alter langsam braucht."
Worth lachte. „Das sollte er Mom mal ins Gesicht sagen!"
„Was höre ich da? Jemand will mir einen Grabstein verkaufen?" Mary Lassiter war unbemerkt aus der Küche gekommen. „Dem werde ich was' erzählen." Energisch nahm sie den Hörer ab. „Hören Sie zu, Mister. Ich bin erst dreiundfünfzig, und ich habe vor, noch mindestens dreißig Jahre zu leben. Also scheren Sie sich ..." Sie lauschte einen Augenblick, und die Überraschung war ihr deutlich anzusehen. „Warum jetzt nach so vielen Jahren?" Sie schüttelte den Kopf.
Greeley schien es, als würden die Beine ihr den Dienst versagen. Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Telefon und blickte ihre Mutter starr an.
„Wenn Greeley nicht mit Ihnen reden möchte, ist es ihre Entscheidung. Ich kann Ihnen da nicht helfen."
Quint Damian sagte etwas. „Das weiß ich nicht", erwiderte Mary Lassiter ruhig. „Was halten Sie davon, wenn ich mich mit Ihnen treffe?"
Das konnte und wollte Greeley nicht zulassen. „Nein!" Sie sprang auf und nahm ihrer Mutter den Hörer aus der Hand. „Ich kümmere mich schon darum. Achtzehn Uhr, Mr. Damian. Im Restaurant des St. Christopher Hotel." Schnell legte sie auf.
Worth blickte sie fragend an. „Könnte mir vielleicht einmal jemand erklären, was hier eigentlich vor sich geht?"
„Wenn ich das wüsste." Mary Lassiter zuckte die Schultern. „Dieser Mann möchte mit Greeley über Fern Kelly sprechen."
„Über wen? Ach ja, ich erinnere mich. Was will sie von Greeley?"
„Keine Ahnung."
„Das finde ich heraus", verkündete Worth kurz entschlossen. „Ich werde an deiner Stelle hingehen."
„Ich werde dich begleiten." Mary Lassiter sah Greeley liebevoll an. „Nach so vielen Jahren ... Ich bin schon sehr gespannt, was Mr. Damian im Schilde führt."
Am liebsten hätte Greeley sie gewähren lassen. Aber sie hatte schon zu lange von der Großzügigkeit und Freundlichkeit der Lassiters profitiert. Es war an der Zeit, ihre eigenen Schlachten zu schlagen. „Ich liebe euch über alles. Ihr seid meine Familie. Das hier betrifft nur mich. Ich werde allein gehen."
Worth betrachtete sie prüfend. „Bist du sicher?"
„Ja." Es war das erste Mal, dass sie ihren Bruder belog.
Gereizt blickte Quint sich in dem eleganten Restaurant des St. Christopher Hotel um. Dieses Abendessen würde ihn ein Vermögen kosten, da war er sich schon jetzt sicher. Wie die Mutter, so die Tochter, dachte er spöttisch.
Greeley Lassiter ließ auf sich warten. Auch gut. Er würde sich nicht vom Fleck rühren, und wenn es die ganze Nacht dauerte.
Eine große blonde Schönheit betrat den Raum und erregte sofort seine Aufmerksamkeit.
Ihr langes Haar schimmerte golden. Quint hielt den Atem an. Eine so gut
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