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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Allan
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beschäftigt."
    „Natürlich." Cheyenne bedeutete dem Jungen durch Handzeichen, zum Wagen zu kommen. „Er ist ja Ihr Neffe."
    „Wissen Sie was, Miss Lassiter? Den Spott können Sie sich sparen. Ich werde Ihnen nicht bei dieser so genannten Geburtstagsparty helfen. Ich habe nicht die blasseste Ahnung, was sich ein siebenjähriger Junge wünscht."
    ,,Das ist doch nun wirklich nicht schwer. Wie haben Sie denn. Ihren Geburtstag gefeiert, als Sie in Davys Alter waren?"
    Er schwieg einen Augenblick und sagte dann leise: „Gar nicht."
    Das verschlug Cheyenne die Sprache, und sie stellte sich unwillkürlich Thomas Steele als Kind vor. Ein kleiner Junge, der Jahr für Jahr von lieblosen Eltern aufs Neue enttäuscht wurde. Am liebsten hätte sie den Jungen in Thomas in den Arm genommen und ihn getröstet. Aber Davy bewahrte sie davor, sich endgültig lächerlich zu machen, denn er kam lachend auf sie zugestürmt. In der Hand hielt er Thomas' Hemd, das wie eine Fahne im Wind hinter ihm herwehte.
    „Bringst du mir jetzt das Fischen bei?"
    Thomas nahm das Hemd und zog es sich über. „Ich muss wie­ der zurück zum Hotel. Es wartet viel Arbeit auf mich."
    „Oh." Davy ließ den Kopf hängen. „Du bist also doch böse auf mich. "
    „Das hat nichts mit dir zu tun", sagte Thomas ungeduldig. „Es gibt eben Dinge, die lassen sich nicht aufschieben."
    „Die kann auch jemand anders erledigen." So leicht gab Cheyenne nicht auf. Wenn er wirklich zurück zum Hotel wollte, musste er eben zu Fuß gehen. „Wir fahren jetzt zum Ruedi Reservoir, und dort zeigen Sie Davy, wie man angelt."
    Davy strahlte übers ganze Gesicht. „Echt? Cool." Verstohlen blickte er seinen Onkel an. „Und ich fange bestimmt auch einen Fisch."
    Thomas kniff die Augen zusammen. „Äußerst du dich etwa abfällig über meine Angelkünste?"
    „Ich ... ich weiß nicht”, erwiderte der Junge verlegen. „Ich habe nicht verstanden, was du meinst."
    „Du denkst, dass ich kein guter Angler bin."
    „Du hast doch keinen Fisch gefangen."
    Cheyenne begann zu lachen.
    Thomas fuhr herum und funkelte sie gespielt böse an. „Jetzt haben sich alle gegen mich verschworen. Also gut. Ich komme mit und werde es euch zeigen. Wir veranstalten ein Wettangeln. Wer den größten Fisch fängt, ist Sieger."
    „Was für einen Preis gibt es denn?" fragte Davy aufgeregt.
    „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du gewinnen wirst, junger Mann?"
    „Wenn hier einer gewinnt, bin ich es", sagte Cheyenne schnell. Nachdenklich sah sie Thomas an. „Und ich bestimme den Preis."
    „Warum nicht?" Thomas blickte starr auf Cheyennes Mund. „Aber wenn ich gewinne, werde ich mir etwas ganz Besonderes  aussuchen. Etwas, das ich bis zur Neige auskosten werde."
    Cheyenne stockte der Atem. Sein unverschämter Blick ließ nur einen Schluss zu. Thomas würde sie dann küssen wollen. Nun, dachte sie, das werden wir ja noch sehen. „Kennen Sie das Sprichwort: ,Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben'?"
    „Natürlich. Aber gegen mich haben Sie keine Chance. Geben Sie lieber gleich auf."
    „Das könnte Ihnen so passen. Sie werden sich noch wundern."
    Thomas Steele hatte ihr gleich doppelten Anreiz gegeben zu gewinnen. Wenn sie den größten Fisch fing, würde sie als Preis  fordern, dass er an Davys Geburtstagsparty teilnahm. Und er würde dann keine Gelegenheit haben, einen Kuss von ihr zu fordern. Sie legte nicht im Geringsten Wert darauf, herauszufinden, wie er küsste.
    Cheyenne wusste genau, was Thomas Steele vorhatte. Er wollte sie bestrafen. Und zwar dafür, dass sie ihn gezwungen hatte, den Tag mit Davy zu verbringen. Dafür, dass sie ihm vorgeworfen hatte, Davy zu vernachlässigen. Dafür, dass sie ihn nicht mochte und es ihm deutlich zeigte. Und wahrscheinlich auch noch für die Pizza, die er zum Abendbrot gegessen hatte - obwohl sie dafür nun überhaupt nichts konnte, denn er hatte sich strikt geweigert, nach der Rückkehr vom Ruedi Reservoir zum Hotel zurückzufahren und sie allein essen zu lassen.
    Und zu allem Überfluss hatte er auch noch Glück gehabt.
    Diese große, dumme Forelle hatte sowohl ihren als auch Davys Köder umschwommen, nur um sich auf Thomas' künstliche Fliege zu stürzen. Hirnlose Kreatur!
    Cheyenne wusste genau, dass er sie küssen wollte. Und dass ihm klar war, dass sie es wusste. Er hätte sie schon küssen können, als er diesen Monsterfisch aus dem Wasser gezogen hatte. Oder als sie vor dem St. Christopher gehalten hatte. Aber Thomas ließ sie zappeln,

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