Kleines Herz in Not
und das brachte sie zur Weißglut.
Gereizt blickte sie sich in der eleganten Eingangshalle des Hotels um. Davy erzählte gerade dem Portier von den Abenteuern, die er beim Fischen erlebt hatte. Er hielt die Hände weit auseinander, und Cheyenne war klar, dass er gerade von dem Fisch sprach, den sein Onkel gefangen hatte. „So groß war er nun auch nicht", flüsterte sie gereizt.
„O doch. Er war sogar noch größer." Auch Thomas hatte sei nen Neffen beobachtet.
„Sie haben ihn, so schnell wieder vom Haken gelassen, dass ich ihn mir gar nicht richtig habe ansehen können." Natürlich wusste Cheyenne, dass die Überlebenschancen eines Fisches dann am besten waren, wenn er gleich ins Wasser zurückgeworfen wurde. „Vielleicht war mein Fisch ja doch größer."
„Er war nicht halb so groß", erwiderte Thomas und lachte jungenhaft. „Sogar Davys war größer."
Sie hasste es, wenn er so spöttisch lächelte und sich über sie lustig machte. „Ich werde Sie nicht küssen." Jetzt war es heraus! Cheyenne hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, aber es war zu spät. Gesagt war gesagt, sie konnte es nicht ungeschehen machen.
Er lächelte noch breiter. „Wer hat Sie denn dazu aufgefordert?"
Es war ihr egal, dass er ein gut aussehender Mann war. Ihr ging er einfach nur ganz gewaltig auf die Nerven. „Ihr Preis für die gewonnene Wette war ein Kuss."
„Habe ich das gesagt?"
„Vielleicht nicht so deutlich." Dieser Mann trieb sie zur Weißglut. Sie hätte ihn gern einmal so richtig durchgeschüttelt. „Aber Sie haben es angedeutet."
Thomas ging auf sie zu, blieb direkt vor ihr stehen und nahm eine Haarsträhne in die Hand, die unter der Baseballmütze he rausschaute. „Was genau meinen Sie mit ,angedeutet`?"
Seine Nähe machte Cheyenne nervös. Sie mochte es nicht, wenn man sich über sie lustig machte. Und noch weniger behagte ihr die Tatsache, dass er mit ihrer Haarlocke spielte.
„Sie haben mich so komisch angesehen." Was für eine dumme Antwort!
Thomas Steele lachte laut.
„Ich will Sie nicht küssen", sagte Cheyenne noch einmal verzweifelt.
„Meine Mutter hat mich zum Gentleman erzogen, Miss Lassiter. Vergessen Sie einfach, was ich gewollt habe. Die Wünsche einer Lady sind mir Befehl. Und da Sie eben selbst gesagt haben, dass Sie mich küssen wollen ... "
Es war zum Auswachsen! Er hatte ihr anscheinend überhaupt nicht zugehört.
Er hatte zwar den größten Fisch gefangen, aber diese Schlacht würde er nicht gewinnen.
„Ich will Sie nicht küssen. Sagen Sie mir einfach, was Sie für einen Preis gewählt haben."
„Das habe ich vergessen. Küssen Sie mich, und wir sind quitt."
Mit diesem Mann würde sie niemals fertig sein. Dazu war er viel zu sehr von sich überzeugt. Er musste immer seinen Kopf durchsetzen. Genau wie jetzt - aber da hatte er die Rechnung ohne sie, Cheyenne, gemacht. Sie würde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.
„Also gut, Mr. Steele. Einen Kuss, und wir sind quitt. Einverstanden?"
„Ja." Er ließ ihre Haarsträhne los, schob ihre Mütze so zur Seite, dass der Schirm nicht störte, und senkte den Kopf.
Cheyenne stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste Thomas schnell auf die Wange und wich gleich wieder einen Schritt zurück. „Das war's", sagte sie und konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken, als sie sein erstauntes Gesicht sah.
Thomas rieb sich die Wange. „So haben wir aber nicht gewettet!"
Cheyenne blickte ihn ruhig an. „Sie haben auf einem Kuss bestanden und haben ihn bekommen. Wenn Sie einen speziellen Kuss im Sinn hatten, hätten Sie es vorher sagen müssen."
„Das nächste Mal gibt es für Sie kein Entrinnen, das verspreche ich Ihnen."
„Es wird kein nächstes Mal geben. Ab morgen kümmere ich mich allein um Davy." Was sie zutiefst bedauerte. Nicht wegen dieses Mannes. Auf ihn und seine Küsse konnte sie nun wirklich verzichten. Am liebsten wäre ihr sogar, wenn sie ihn nie wieder sehen müsste.
Aber hier ging es um Davy. Davy brauchte dringend einen Vater, der ihn liebte. Und sie hatte gehofft, dass Thomas Steele dieser Vater sein würde. Aber so wie es aussah, hatte sie sich wohl getäuscht.
„Auf Wiedersehen, Mr. Steele." Cheyenne hielt ihm die Hand hin. „Wenn Sie mich kontaktieren wollen oder noch Fragen haben, sprechen Sie auf meinen Anrufbeantworter, oder hinterlassen Sie eine Nachricht an der Rezeption. Ich werde gut auf Davy aufpassen. Er wird sich großartig amüsieren, das verspreche ich Ihnen."
Er nahm ihre
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