Kleines Herz in Not
einmal Portier. Sie hätten nie auf Janie herabgesehen."
Diese Frau war einfach unglaublich. Woher wusste sie das alles? „Wer, zum Teufel, ist Janie?" fragte Thomas ungehalten.
„Davys Mutter."
Er hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. „Woher weißt du das? Ich habe ihren Namen nie erfahren", brachte er schließlich heraus.
„Ganz einfach. Ich habe Edward gefragt. Du hast selbst gesagt, dass er alles weiß, was im Hotel so vor sich geht. Und immerhin war sie dort Zimmermädchen. Edward musste sie ein fach kennen. Er hat mir erzählt, dass Janie eine tolle Frau war, die deinen Bruder sehr geliebt hat."
Für sie ist das alles so einfach, so logisch, dachte Thomas. Aber das war es nicht. „Hat Edward mit Davy über seine Mutter gesprochen?" Er zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Cheyenne auch das in Erfahrung gebracht hatte.
„Nein. Er wusste nicht, ob dir das recht war. Ich habe ihm versichert, dass du nichts dagegen hast.”
„Aber meine Mutter ..." Cheyennes Blick erstickte jeden Protest im Keim.
„Deine Mutter hat ihre Wahl getroffen, Thomas, egal, wie falsch und schmerzlich es auch sein mag. Wenn sie mir nicht so Leid täte, würde ich sie verabscheuen. Aber ich glaube, sie ist einfach nur unglücklich, denn sonst würde sie nicht auf die Freuden verzichten, die ihr ein so lieber Enkel wie Davy bereiten könnte. Aber das ist kein Grund, Davy leiden zu lassen. Es sei denn, du bist neidisch auf die Tatsache, dass er - wenn seine Eltern noch leben würden - die liebevollen Eltern gehabt hätte, die du in deiner Kindheit nie gehabt hast."
Sie kam der Wahrheit zu nahe. Viel zu nahe. „Du hast doch gar keine Ahnung, was für ein Vater David gewesen wäre."
„Doch, das habe ich, und du weißt es auch. Jeder spricht da von, wie liebevoll David gewesen ist. Wie sehr du ihn geliebt hast. Und wie sehr er deine Zuneigung erwidert hat."
Warum konnte sie nicht endlich den Mund halten! Sie wusste doch von gar nichts! „Er ist einfach gegangen. Ohne ein Wort des Abschieds. Er hat mir verboten, mich noch weiter in sein Leben einzumischen. Er wollte nur eins: sie."
Cheyenne sah ihn nachdenklich an. „Wen hasst du mehr? Deinen Bruder, weil er nichts mehr mit dir zu tun haben wollte, oder sie, weil sie ihn dir weggenommen hat?"
„Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre alles noch in Ordnung. Es ging doch nur um Sex. Er hat mit ihr geschlafen. Sie wurde schwanger. Sie mussten heiraten." Seine eigenen Worte erschreckten ihn plötzlich. Wieso hatte er sich bloß hinreißen lassen, so etwas zu sagen? Aber es war zu spät. Er konnte nichts mehr zurücknehmen.
„Ich hasse keinen von beiden. Wer immer dir erzählt hat, dass ich David geliebt habe, war im Irrtum. Wir haben uns nur gestritten. Er war unausstehlich und schwach."
„Das stimmt nicht. Du hast dich um ihn gekümmert und ihn beschützt. Er hat dich über alles geliebt."
Thomas lachte rau. „Es ist doch nicht zu glauben. Du reimst dir alles nur zusammen, weil du mich überzeugen willst, dass ich ein guter Vater für Davy wäre. Fang gar nicht erst an, es zu leugnen. Ich weiß ganz genau, was du planst."
„Ich habe auch nicht vor, es abzustreiten. Davy braucht dich, und du brauchst ihn."
„Was für ein Unsinn!" Hart stellte Thomas den Cognacschwenker auf den Tisch. „Damit das ein für alle Mal klar ist: Für Davy und auch für mich ist es am besten, wenn wir möglichst wenig miteinander zu tun haben. Warum will das nicht in deinen blonden Dickschädel?"
Cheyenne stand auf, ging zu ihm und setzte sich neben ihn auf die Sofalehne. Ihre langen, von der Sonne gebräunten Beine berührten seine. Sie beugte sich vor und ließ die Finger über seine Krawatte gleiten. Ihre Nähe war einfach berauschend.
Und ihre nächste Bewegung überraschte ihn noch mehr. Sie rutschte von der Lehne, setzte sich auf seinen Schoß und begann, die Krawatte zu lockern. „Das hatte ich schon lange vor", sagte sie lächelnd.
Thomas hielt ihre Hände fest. „Was hattest du schon lange vor? Mir die Krawatte abzunehmen?"
„Ja. Sie ist einfach hässlich." Cheyenne blickte ihn ernst an. „Und danach werde ich dich küssen."
„Mich küssen?" fragte Thomas verständnislos. „Wieso?"
Cheyenne hätte beinahe losgelacht, als sie den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht sah. Es war bestimmt nicht einfach, Thomas aus der Fassung zu bringen, aber ihr war es gelungen.
„Weil ich dich einfach küssen muss." Sie öffnete den oberen Knopf
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