Kleines Herz in Not
machen, Miss Lassiter, wenn Sie mir mehr erzählen würden. Vielleicht etwas später? Thomas hat mich informiert, dass Sie gern mit Pearl sprechen würden. Ich habe sie gerade noch erwischt, bevor sie Feierabend machen wollte. Sie wartet oben auf Sie."
Schnell fuhr Cheyenne wieder nach oben und wurde von der mütterlichen Frau, die geduldig vor Thomas' Suite wartete, herzlich begrüßt. Sobald sie das Zimmer betreten hatte, konnte Pearl ihre Ungeduld nicht mehr zügeln. „Wie geht es Davy? Ist er auch glücklich in Colorado? Ich habe ihn beruhigt, ihm gesagt, dass sein Onkel kein Unmensch ist. Seine Großmutter hat Davy zu Tode erschreckt, weil sie ihm gedroht hat, dass Thomas ihn einsperren würde, wenn der Junge sich nicht ordentlich benähme. Ich weiß doch, so etwas würde Thomas nie tun, aber Davy hat nun einmal eine blühende Fantasie ..." Pearl verstummte, als sie Cheyennes Lächeln sah.
„Davy geht es gut. Er amüsiert sich prächtig. Er fischt, reitet..."
„Davy reitet? Wunderbar. Er liebt Pferde. Ich muss ihm dauernd Geschichten über diese Tiere vorlesen."
„Sie wissen anscheinend sehr viel über ihn."
Ernst sah Pearl Cheyenne an. „Ich habe ihn praktisch großgezogen. Ich und noch einige andere."
„Einige andere?"
„Hotelangestellte. Edward zum Beispiel. Aber er ist ein bisschen zu alt für einen so kleinen Jungen. Er hat schon Thomas und seinen Bruder aufwachsen sehen."
„Pearl, ich weiß, Sie möchten nach Hause. Vielleicht haben Sie aber trotzdem einen Augenblick Zeit. Ich würde mich gern noch etwas länger mit Ihnen unterhalten."
Der Oberkellner führte Cheyenne zum Tisch, an dem Thomas bereits Platz genommen hatte. „Es tut mir Leid, dass ich zu spät bin", sagte sie entschuldigend.
Höflich stand Thomas auf und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. „Macht nichts." Er musterte sie. „Du hast deine Zeit gut genutzt?"
Ja, das hatte sie wirklich. Nur nicht zum Einkaufen, wie er anscheinend dachte. „Danke." Das schlichte weiße Kleid kam aus dem Koffer, nicht von der Fifth Avenue.
Cheyenne blickte sich um und wollte Thomas gerade sagen, wie gut ihr das Restaurant gefiel, als sie seinen Blick bemerkte. Ein Ober hatte seinen Zorn erregt. Der Oberkellner bemerkte es und winkte den Mann zu sich.
„Du runzelst nur die Stirn, und schon reagiert der Oberkellner. Was war los?" fragte Cheyenne neugierig.
„Wir hätten woanders essen sollen. Hier überwache ich mit einem Auge immer das Personal und habe einfach keine Ruhe."
„Hat der Mann etwas falsch gemacht? Ich habe nichts bemerkt. "
„Er hat die Tischdecke schief aufgelegt. In meinem Restaurant wird keine Nachlässigkeit geduldet."
„Bist du da nicht päpstlicher als der Papst? Ich finde, die Tische sind perfekt eingedeckt."
„Mir ist es jedenfalls aufgefallen."
„Weil das Restaurant dir gehört."
„Weil ich hier selbst einmal Ober war."
Das wusste sie bereits. Er und sein Bruder waren durch eine harte Schule gegangen. Ihre Großmutter hatte darauf bestanden, dass sie in beinahe jedem Job Erfahrung sammelten, den ein Hotel zu bieten hatte.
„Edward ist übrigens wirklich sehr nett."
„Das täuscht. Er ist ein echter Tyrann", erwiderte Thomas lachend. „Wir zittern vor Angst, wenn er nur die Stirn runzelt."
„Das kann ich mir nicht ..."
„Thomas! Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, dass du zurück bist?"
Erstaunt blickte Thomas hoch, und als er die ältere, elegant gekleidete Frau erkannte, die gerade hereingekommen war, sprang er auf.
„Mutter! Was machst du denn hier? Was ist aus eurer Kreuzfahrt zu den griechischen Inseln geworden?"
„Die mussten wir abbrechen. Ich weiß auch nicht, warum dein Vater es sich in den Kopf gesetzt hat, auf einem Schiff ohne Stabilisatoren zu buchen. Er weiß doch ganz genau, dass ich unter Seekrankheit leide. Es war einfach furchtbar. Ich wollte eigentlich nach Paris, aber dein Vater kann ja so starrsinnig sein."
„Hätte ich gewusst, dass ihr zurück seid, hätte ich Davy mitgebracht."
„Das ist schon in Ordnung. Dein Vater meint, ich soll mich erst einmal von den Strapazen erholen. Ein lautes Kind störe da nur. Ich musste von Edward erfahren, dass du hier bist. Ich richte deinem, Vater aus, dass du ihn grüßen lässt. Wir sind heute Abend bei den Murrays eingeladen, das können wir nicht absagen. Aber du verbringst den Abend sicherlich ohnehin lieber allein mit deiner Freundin. Ach ja, noch etwas, Thomas", sie gab ihm einen leichten Klaps auf die Wange,
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