Kleines Herz in Not
Allie, wie sehr das Mädchen seinen Vater liebte.
"Hallo, Allie."
Allie hatte das Gefühl, jemand hätte ihr einen Schlag versetzt. Alles um sie her begann sich zu drehen. Was hatte Zane Peters hier verloren? Das konnte doch nur ein Albtraum sein! Was hatte er auf Cheyennes Hochzeit zu suchen? Wie konnte er ihr das antun? Und er wagte es tatsächlich, sie anzusprechen. Glaubte er etwa, sie hätte ihm verziehen?
Da irrte er sich aber gewaltig. Sie würde ihm nie vergeben.
"Allie? Hast du was? Soll ich Grandma oder Cheyenne holen?"
Davys besorgte Worte brachten Allie wieder in die Gegenwart zurück. "Nein, Davy. Mir ist nur der Fuß eingeschlafen."
"Warte, Allie, ich helfe dir beim Aufstehen", sagte Zane.
Sie beachtete ihn nicht, sondern erhob sich schnell und blickte zu ihrer Schwester, die am anderen Ende des Saals stand und zu ihnen herübersah. Ihre Miene verriet Besorgnis und Schuldgefühle.
Außer sich vor Wut, ließ Allie den Mann, der sie damals betrogen hatte, einfach stehen und ging zu ihrer Schwester.
"Ich kann das erklären", sagte Cheyenne schnell, als sie merkte, wie zornig sie war. "Zane war doch Worth' bester
Freund."
"Na und? Willst du mir etwa weismachen, dass unser Bruder ihn eingeladen hat?"
"Nein. Ich habe Zane gestern zufällig in der Stadt getroffen. Irgendwie tat er mir Leid. Ich weiß, wie sehr er dich verletzt hat. Aber er war immerhin einer unserer besten Freunde. Und Worth vermisst ihn."
So leicht war sie, Allie, nicht zu überzeugen. "Ich soll dir tatsächlich glauben, dass du ihn nur Worth zuliebe eingeladen hast?"
"Weswegen denn sonst? Du hast schließlich mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass du nicht mehr an ihm interessiert bist."
Am liebsten hätte sie, Allie, ihrer Schwester so richtig die Meinung gesagt, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. "Wann hörst du endlich auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen, Cheyenne?"
"Allie, ich habe es doch nicht böse gemeint. Zanes Frau ist tot. Ihr beide könntet…"
"Cheyenne, du kannst es einfach nicht lassen!" Thomas Steele hatte sich zu ihnen gesellt. Er legte den Arm um seine Frau und lächelte sie an. "Ich liebe dich über alles, Mrs. Steele, aber ich muss deiner Schwester Recht geben: Du mischst dich einfach zu gern in die Angelegenheiten anderer ein."
Cheyenne sah so bedrückt aus, dass Allie ihr nicht mehr böse sein konnte. "Ist schon in Ordnung, Thomas. Ich habe wohl etwas überreagiert. Immerhin heiratet meine große Schwester nicht jeden Tag."
Cheyenne umarmte sie. "Lügnerin", flüsterte sie ihr dabei ins Ohr. Dann löste sie sich von ihr und nahm ihre Hände. "Es ist meine Schuld. Ich schwöre, dass ich meine Nase nicht mehr in Dinge stecken werde, die mich nichts angehen."
"Wer's glaubt, wird selig", erwiderte Allie gespielt streng. Die beiden Schwestern sahen sich an und fingen laut an zu lachen. Kopfschüttelnd blickte Thomas Steele sie an. "Ich werde euch Frauen nie verstehen!"
"Gerade das gibt der Ehe doch die Würze." Mary Lassiter, Allies und Cheyennes Mutter, kam zu ihnen herüber. "Mein neuer Enkel ist nicht mehr zu bändigen. Ihr solltet also schnellstens die Torte anschneiden, sonst kann ich für nichts garantieren. Er mag Pferde eben mehr als Hochzeiten!"
Das kurze Haar stand ihr gut. Sie lächelte dem Bräutigam zu. Früher hat sie mir dieses Lächeln geschenkt, dachte Zane wehmütig. Er hatte sich vor zehn Jahren in Allie Lassiter verliebt. Und seitdem hatte sich viel geändert, nur das nicht. Er liebte sie immer noch.
Hannah hatte es nicht lange neben ihm ausgehalten, aber diesmal hatte er sie nicht aus den Augen verloren. Sie stand neben der Braut und blickte unverwandt Allie an, die immer noch mit ihrer Schwester sprach. Komisch, ging es ihm durch den Kopf, Hannah findet die Brautjungfer viel interessanter als die Braut selbst!
Viele Leute waren der Meinung, dass sich die beiden älteren Lassiter-Schwestern sehr ähnlich sahen. Er fand es nicht. Cheyenne war wie ein offenes Buch, während Allie ihre Gefühle gut verstecken konnte. Nur wenige Menschen wussten, was in ihr vorging. Auch er hatte damals zum Kreis ihrer Vertrauten gehört - bis er sie auf so schändliche Weise belogen und betrogen hatte.
Doch was vorbei war, war vorbei, er konnte es nicht ungeschehen machen. Es war sinnlos, noch länger darüber nachzudenken. Er würde noch so lange bleiben, bis Hannah ihr Stück von der Hochzeitstorte bekommen hatte. Nicht eine Minute länger. Er wollte nur weg von
Weitere Kostenlose Bücher