Kleines Herz in Not
Kinder ja meine Mommy."
Er ließ sich auf keine Diskussion mehr ein. Schnell hob er Hannah hoch und ging davon.
"Alles klar?" fragte eine männliche Stimme. Erschrocken wirbelte Allie herum. Ihr Bruder Worth stand hinter ihr und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
"Was habt ihr bloß alle? Jeder fragt mich heute das Gleiche."
"Davy hat mir berichtet, dass du irgendwie komisch aussiehst."
"Das ist doch logisch. Er kennt mich eben nicht im Kleid, sondern nur in Jeans." Sie merkte genau, dass sie ihren Bruder nicht überzeugt hatte, und wechselte schnell das Thema. "Wo ist der Lausebengel eigentlich? Erst hatte er es so eilig, und nun ist er verschwunden."
"Er verabschiedet sich von Cheyenne und Thomas."
Laute Stimmen erregten ihre Aufmerksamkeit. "Anscheinend fahren sie jetzt…"
Aber als sie den Grund für die Aufregung entdeckte, verstummte sie. Zanes Tochter wehrte sich mit Händen und Füßen gegen ihren Vater. "Lass mich runter", schrie sie mit hochrotem Gesicht und trat um sich. Zane war deutlich anzumerken, wie peinlich ihm das Verhalten seiner Tochter war, doch er wollte offenbar nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen, und deshalb gab er nach und setzte sie vorsichtig ab.
Sofort lief sie zu ihr. Sie blieb vor ihr stehen und hielt ihr mit ernstem Gesicht die Hand hin. "Auf Wiedersehen." Allie konnte nicht anders, sie musste dem Kind einfach die Hand schütteln. Zufrieden wandte sich Hannah ab. "Ich musste mich noch von Allie verabschieden", rief sie so laut, dass auch der schwerhörigste Gast es verstehen konnte.
Wie lange musste er noch für seinen Fehltritt bezahlen? Wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit, dachte Zane Peters traurig.
Fünf endlose Jahre hatte er Zeit gehabt, mit sich ins Reine zu kommen, aber es war ihm nicht gelungen. Er wusste genau, dass ihn der Schmerz in Allies Gesicht immer verfolgen würde.
Er hatte geglaubt, er wäre darüber hinweg. Doch er hatte sich geirrt. In dem Augenblick, als er Allie auf der Hochzeit begegnet war, hatte er gewusst, dass er sich die ganze Zeit selbst belogen hatte.
Und dann war ihm auf dem Weg nach Hause eine Idee gekommen. Jetzt musste er sie nur noch umsetzen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Er hatte bestimmt schon zum hundertsten Mal den Telefonhörer in die Hand genommen und wieder aufgelegt. Früher hätte er sich einen doppelten Whisky eingeschenkt, aber diese Zeiten waren vorbei. Er trank keinen Alkohol mehr.
Zornig über sich selbst, schob er das Telefon zur Seite, stand auf und ging zum Fenster. Sein Blick fiel auf die Pferde, die vor dem Haus auf der Weide standen. Zane brauchte nicht lange, bis er das Fohlen entdeckte, das ihm so große Sorgen bereitete. Es stand mitten in der Herde, denn es hatte panische Angst davor, allein zu sein. Die Furcht vor Menschen war zu groß. Verdammt noch mal, er hatte so lange gebraucht, bis er das richtige Fohlen gefunden hatte. Er durfte nicht alles aufs Spiel setzen, nur weil er nicht den Mut hatte, Allie anzurufen. Sie konnte wunderbar mit Tieren umgehen, und deshalb war er sich sicher, dass nur sie dem Fohlen würde helfen können.
Und wenn sie sich nun weigerte?
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er genau gewusst, wie sie reagieren würde. Doch das war vorbei. Seine unbedachte Tat hatte alles zerstört, was je zwischen ihnen gewesen war.
Wieder musste er an die Vergangenheit denken. Als er Allie kennen gelernt hatte, war sie für ihn nur eine von Worth' Schwestern gewesen. Erst als sie sechzehn geworden war, hatte er festgestellt, dass er sich unsterblich in sie verliebt hatte. Und an ihrem achtzehnten Geburtstag hatte er um ihre Hand angehalten.
Allies Mutter hatte sie gebeten, noch etwas zu warten - und zwar aus gutem Grund. Sie selbst hatte sehr jung geheiratet, doch die Ehe war nicht glücklich gewesen. Beau Lassiter hatte zwar gut ausgesehen und war sehr charmant gewesen, aber er hatte einen schwachen Charakter gehabt. Als Mary Lassiter ihr erstes Kind - Worth - erwartete, hatte Beau sie einfach auf der Ranch ihrer Eltern zurückgelassen und war als Rodeoreiter durch die Lande gezogen. Nur wenn ihn eine Verletzung geplagt hatte, war er zu Mary zurückgekehrt und hatte sich pflegen lassen. Danach hatte er sein unstetes Leben wieder aufgenommen, bis er dann eines Tages tödlich verunglückt war.
Mary Lassiter hatte sich nie beschwert, doch sie hatte aus ihrer Ehe gelernt. Im Nachhinein fragte Zane sich, ob sie in ihm nicht vielleicht einen zweiten Beau gesehen und Allie und
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