Kleines Herz in Not
und beim Schopf ergriffen. Und es hat geklappt. Ich engagiere Sie."
„Wofür?"
„Die Babysitterinnen, die ich bisher für den Jungen ausgesucht habe, waren anscheinend nicht das Gelbe vom Ei. Sie können sich um den Jungen kümmern, solange ich hier bin."
„Ich leite geführte Touren und keinen Kindergarten."
„McCall hat gesagt, dass Sie auch Kinder nehmen."
„Nur Familien."
„Schleppen Sie den Jungen einfach mit."
Cheyenne fluchte unterdrückt. Was dachte sich dieser Mann eigentlich? „Wir organisieren geführte Touren für Familien. Jede Familie hat ihre eigenen Vorstellungen von einem Urlaub. Dafür bezahlen sie mich. Ich kann einen Siebenjährigen nicht so ein fach auf eine speziell auf eine bestimmte Familie zugeschnittene Tour - wie haben Sie so schön gesagt-, mitschleppen'. Da tue ich weder den Kunden noch Davy einen Gefallen. Aspen bietet vernünftigere Möglichkeiten, was Kinderbetreuung angeht. Frank McCall kann Ihnen da sicher weiterhelfen."
„Sie sind zu mir gekommen, Miss Lassiter, nicht ich zu Ihnen. Ich frage mich, warum. Suchen Sie einen Mann, oder wollten Sie Ihr Geschäft ankurbeln?"
Cheyenne ließ sich nicht aus der Reserve locken. Kühl lächelte sie ihn an. „Das liegt doch auf der Hand. In der Anzeige war von Schlägen die Rede. Ich hielt es für meine Pflicht, nach dem Rechten zu sehen."
Thomas Steele atmete tief durch. Für einen kurzen Augen blick war es ihr gelungen, ihn aus der Fassung zu bringen. „Hat er wirklich gesagt, ich hätte ihn geschlagen?" Aber gleich darauf war er wieder genauso unnahbar wie zuvor. „Ich schlage grundsätzlich nicht. Wenn er Ihnen etwas Derartiges erzählt hat, hat er gelogen."
„Er hat nichts dergleichen gesagt. Mir gab nur der Wortlaut der Anzeige zu denken."
„Sie können mir glauben, ich bin selbst nicht glücklich damit. Aber ich sehe es so, wie es ist: Sie wurde geschrieben von einem Jungen mit viel zu viel Fantasie und Freizeit. "
Davy hatte zwar keine äußeren Verletzungen, aber es gab andere Wege, einem Kind unsagbaren Schaden zuzufügen. „So beurteilen Sie das also? Ich sehe das ganz anders. Es geht hier um einen kleinen Jungen, der laut nach Liebe und Verständnis ruft."
„Sie sehen wirklich Gespenster."
Cheyenne blickte ihn an und schüttelte den Kopf. War dieser Mann denn durch nichts zu überzeugen? „Warum sind Sie bloß so verdammt kalt und herzlos?"
„Wieso ist es plötzlich herzlos, wenn ich versuche, eine Betreuung für den Jungen zu finden?"
„Sein Name ist David."
Starr blickte er an ihr vorbei. „Der Name seines Vaters war David. Er heißt Davy."
Cheyenne sah, wie sich Thomas' Gesichtszüge bei diesen Worten verhärteten, und sie konnte nur den Kopf schütteln. Sie hatte noch nie einen Menschen getroffen, der seine Gefühle mit so viel Erfolg unterdrückte. „Warum nennen Sie ihn dann nicht auch so? Sie sagen immer nur ,er` oder ,der Junge`."
Wieder zog er spöttisch die Augenbraue hoch, und Cheyenne hätte ihn am liebsten geschüttelt. „Es steht Ihnen frei, ihn Davy zu nennen. Oder meinetwegen auch anders. Es ist mir egal. Ich suche nur einen zuverlässigen Babysitter. Nennen Sie Ihren Preis, und ich werde ihn bezahlen. Ich habe keine Lust zum Feilschen."
Eigentlich sollte ich jetzt aufgeben, dachte sie. Sie konnte ihn nicht umstimmen. Irgendetwas hatte ihn zutiefst verletzt. Sie wusste nur nicht, was. Aber eins wusste sie mit Bestimmtheit: Wenn sie jetzt ging, würde sie immer ein schlechtes Gewissen haben. Davy brauchte ihre Hilfe. Und wenn man es genau nahm, sein Onkel auch. „Ich will gar nicht feilschen. Ich ..."
„Wollen Sie den Jungen - Davy - leiden lassen, nur weil Sie mich nicht mögen?"
Seine ungerechtfertigte Anschuldigung entflammte Cheyennes Ärger neu. „Die Welt dreht sich nicht nur um Sie. Es stimmt, ich finde Sie einfach unmöglich, aber das hat mit dem Ganzen überhaupt nichts zu tun."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit Ihrer kleinen Firma besonders erfolgreich sind", sagte Thomas und lächelte sie an. „So wie Sie mit den Leuten umspringen - da läuft doch jeder davon!"
Cheyenne biss sich auf die Lippe. Es war einfach nicht fair, dass ein Mann mit einem Stein anstatt einem Herzen in der Brust ein so gewinnendes Lächeln hatte. „Sie sind kein Kunde", erwiderte sie schließlich mühsam beherrscht.
„Ich möchte aber einer werden. Kümmern Sie sich um Davy!" „Ich darf wirklich mit ihr gehen?" Davy kam aus dem Bad gestürmt und strahlte übers
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