Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Bethelschen Anstalten, weigerte sich, Angaben zu den Kranken in Bethel weiterzugeben; so wurden weniger behinderte Menschen aus seiner Anstalt ermordet als aus Anstalten, die Krankenlisten weitergaben. Der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen protestierte gegen das Euthanasieprogramm, also die Ermordung Behinderter, und andere Gewaltakte der Gestapo und warnte am 3. August 1941
in einer Predigt unter anderem: »Wehe den Menschen, wehe unserem deutschen Volke, wenn das heilige Gebot Gottes ›Du sollst nicht töten‹ nicht nur übertreten, sondern wenn diese Übertretung sogar geduldet und ungestraft ausgeübt wird.« Wohl wegen seiner großen Bekanntheit und Beliebtheit wurde er trotz weiterer Kritik am Naziregime nicht verhaftet. Er konnte seine Kollegen ebenfalls zu Protesten bewegen und so zur Einschränkung des Euthanasieprogramms beitragen. Dies sind nur einige der Christen, die sich gegen das Mitläufertum entschieden und sich aktiv gegen das Vorgehen der Nationalsozialisten gestellt haben.
Dennoch konnte der Pfarrer Ernst Wilm, der wegen seines Protests gegen das Euthanasieprogramm einige Jahre im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war, nach dem Krieg, ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer schon 1940, mit Recht sagen: »Die ganze Kirche hätte laut rufen müssen zu dem Mord an Kranken, zu dem Mord an Juden, zu dem Mord an Polen, Russen und Tschechen. «
Gott kann man nicht in der NATUR‚ sondern nur in Kirchen finden
»Gott kann nicht geschaut werden, sondern wird durch die Schöpfung erkannt.« So drückte es die Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) aus. Der Apostel Paulus hatte dies schon erkannt, als er an die Römer schrieb: »Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt« (Römer 1,20). Gott wohnt nicht in Kirchen, sondern in und unter den Menschen. Aber auch da lässt sich Gott nicht einfach verorten, er ist an keinen Ort gebunden, er ist mit
allem verbunden. In seiner Schöpfung und durch sie hindurch lässt sich etwas von ihm erahnen. Vielleicht ist es dieses Göttliche, das in der Natur aufzuschimmern scheint, das die Menschen immer wieder hinauszieht in Wälder, an Seen, in die Berge oder ans Meer. Um Atem zu schöpfen, den Alltag hinter sich zu lassen, zur Ruhe zu kommen, sich berühren zu lassen von der Fülle der Natur, dem Schöpfer in all dem nachzuspüren.
Dabei geht es allerdings nicht darum, die Natur zu vergöttlichen, aus Bäumen und Blumen Götter zu machen. »Etliche Leute wollen Gott mit Augen schauen, so wie sie eine Kuh betrachten, und wollen Gott genauso lieben, wie sie eine Kuh lieb haben«, stellte schon Meister Eckhart (1260 – 1327) fest. Gott lässt sich genauso wenig verdinglichen und ganz in diese Welt hineinholen, wie er sich verorten lässt. Nicht die Schöpfung ist Gott, sondern die Welt ist Gottes Schöpfung. Diejenigen, »die Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient haben statt dem Schöpfer« (Römer 1,25), warnte schon Paulus vor diesem Irrtum. Christen verstehen Gott als den Schöpfer hinter allen Dingen, den ganz anderen, von dem die Natur in ihrer Schönheit eine Ahnung aufschimmern lassen kann. »Der wahrhaft Liebende liebt Gott in allem und findet Gott in allem«, meinte Meister Eckhart und »Gott ist auch an allen Orten, und an jedem Ort ist Gott ganz. Das will so viel sagen, dass alle Orte ein Ort Gottes sind.« Franz von Assisi (1182 – 1226) betonte immer wieder: »Alle Gebilde der Schöpfung sind Kinder des einen Vaters und daher Brüder.« Auch das kann uns ein Gang in die Natur sagen: Wir sollten acht geben auf alle diese Geschwister, damit sie nicht an uns sterben.
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OSTEREIER haben nichts mit dem Glauben zu tun
Spätestens wenn die ersten Tulpen und Narzissen blühen, hängen sie überall in den Vorgärten, schon kurz nach Weihnachten sieht man sie in allen Variationen in den Schokoladenregalen der Supermärkte, und wenn die Kinder erst durch die Gärten streifen, um nach ihnen zu suchen, dann ist wirklich Ostern. Ostereier, nicht wegzudenken aus der Osterzeit, aber was haben diese bunten Eier denn überhaupt mit Ostern zu tun? Im Neuen Testament kommen Eier jedenfalls nur am Rande vor. Der Ursprung dieser Tradition liegt im Dunkeln, aber schon in Grabstätten aus dem vierten Jahrhundert wurden gefärbte Eier gefunden. Bereits in vorchristlicher Zeit galt das Ei als Symbol des
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