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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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neuen Lebens, das aus scheinbar Totem hervorgeht. So konnte es von den Christen schnell als Symbol der Auferstehung übernommen werden. Wie ein Kücken aus dem Ei schlüpft, stellten sich die Menschen vor, so kam auch der auferstandene Jesus lebendig aus seinem verschlossenen Grab. Da in der Fastenzeit vor Ostern auf tierische Nahrungsmittel verzichtet wurde, wurden Eier, die später auch kunstvoll bemalt und verziert wurden, zu beliebten Ostergeschenken. Wer nicht gleich nach dem letzten Schokoweihnachtsmann die ersten Ostereier nascht, sondern stattdessen versucht, in der Fastenzeit auf Süßigkeiten zu verzichten, kann diese Freude auf das Besondere auch mit Schokoladeneiern heute noch erleben. Und was diese Eier mit Jesus und dem christlichen Glauben zu tun haben, kann er nun auch erklären.

    ORTHODOXE Christen sind eine Randgruppe
    Nein, eine Randgruppe ist die drittgrößte christliche Gemeinschaft der Welt ganz sicher nicht, auch wenn die Orthodoxie hierzulande den meisten Menschen fremd oder doch zumindest befremdlich scheinen mag. Dabei gibt es mittlerweile auch in Deutschland in jeder größeren Stadt orthodoxe Gemeinden. Es lohnt sich, diese Richtung des christlichen Glaubens näher kennenzulernen. Die Bezeichnung »orthodox« lässt sich unterschiedlich herleiten. Sie kann zum einen »rechtgläubig«, zum anderen aber auch »recht lobpreisend« bedeuten und beschreibt damit das Selbstverständnis der orthodoxen Christen sehr treffend. Sie verstehen sich als die eine ursprüngliche Kirche, die die Traditionen und Lehren der ersten Christen am genauesten bewahrt hat und von der sich alle anderen Kirchen im Laufe der Zeit abgespalten haben. In ihrer reichen und symbolhaltigen Liturgie, deren Tradition bis mindestens ins vierte Jahrhundert zurückreicht, sehen sie einen Ausdruck ihrer Rechtgläubigkeit und den Mittelpunkt ihres Glaubens.
    Um das Jahr 1000 herum waren die kulturellen und theologischen Differenzen zwischen der Westkirche mit ihrem Zentrum in Rom und der Ostkirche mit ihrem Zentrum in Konstantinopel so groß geworden, dass man sich nicht mehr in allen Fragen des Glaubens einig werden konnte. Es kam zu einer Spaltung der Kirche, aus der die orthodoxen Kirchen des Ostens hervorgingen. Ihnen war es besonders wichtig, den Glauben in der von ihnen als ursprünglich angesehenen Form zu erhalten. An der römisch-katholischen Kirche im Westen kritisierten sie, dass sie unter dem Einfluss der Germanenmission auch neue Motive in den Glauben aufgenommen hatte. Trotz der Vielfalt in der Ausprägung des orthodoxen Christentums in den unterschiedlichen Ländern des Ostens, die dem westlichen Betrachter verwirrend erscheinen mag, versteht sich die orthodoxe Kirche grundsätzlich als eine Einheit. Im Zentrum der orthodoxen Gläubigkeit steht
die oft eng mit Theologie und Brauchtum verknüpfte Liturgie, die den Glauben über Symbole und Gesänge unmittelbar sinnlich erfahrbar macht. Es heißt poetisch, in der Liturgie werde ein Dialog zwischen Himmel und Erde geführt. Eine ähnliche Vorstellung kommt auch in der Ikonenverehrung zum Ausdruck. Ikonen sind meist auf Holzplatten gemalte Bilder, die auf streng überlieferte Weise Heilige oder Szenen aus dem Leben Jesu darstellen. Während der Liturgie küssen die Gläubigen die Ikonen oder fallen vor ihnen nieder. Zu Hause haben gläubige Orthodoxe eine Ikonenecke, vor der gebetet und in der Kerzen angezündet werden. Auch Miniaturikonen gibt es, die Menschen zum Beispiel auf Reisen begleiten. Für die Gläubigen sind die Ikonen keine einfachen Bilder, sondern eine Art Fenster zum Göttlichen, das der Mensch nicht unmittelbar wahrnehmen kann. Der Kirchenvater Johannes von Damaskus (ca. 650 – 750) meinte: »Die Ehre, die dem Bilde erwiesen wird, geht auf das Urbild zurück.« Mit der Verehrung der Ikonen wird also letztlich Gott geehrt. Orthodoxe Christen bekennen ihren Glauben mit dem Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, das auch in katholischen und evangelischen Gottesdiensten zu besonderen Anlässen gesprochen wird, allerdings in seiner ursprünglichen Fassung ohne den späteren westlichen Zusatz, dass der Heilige Geist auch vom Sohn ausgehe.
    Die orthodoxe Kirche kennt sieben Mysterien, die in etwa den sieben Sakramenten der katholischen Kirche entsprechen. Die Diakonen-, Priester- und Bischofsweihe können nur Männer empfangen. Während Diakone und Priester verheiratet sein dürfen, sofern die Ehe vor der Weihe geschlossen wurde, leben die

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