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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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jetzt vor Gott verantworten und mit seiner Umwelt versöhnen sollte. »Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt« (Matthäus 11,5) – wenn all das schon hier auf Erden geschieht, zeigt Jesus seinen Jüngern, dann wird schon hier etwas vom Frieden des Gottesreichs spürbar. »Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen« (Matthäus 5,9), sagt er in der Bergpredigt. Christliche Theologen streiten bis heute darüber, wie denn die radikalen Forderungen Jesu für die gegenwärtige Gesellschaft zu verstehen seien. Müssen Christen Pazifisten sein? Die ersten Christen hätten eindeutig mit »ja« geantwortet. Sie trugen keine Waffen, zogen nicht in den Krieg und bemühten sich, streng nach Jesu Gebot der Nächsten-und Feindesliebe zu leben. Der Kirchenvater Origenes (185 – 254) meinte dazu: »Lassen wir uns nicht dazu bewegen, ihm als Soldaten zu dienen, auch nicht, wenn er oder die Not es verlangt. Wir kämpfen für den Kaiser, indem wir durch unsere Gebete ein Heer der Frömmigkeit bilden.«
    Das änderte sich jedoch schnell, als Kaiser Konstantin (306 – 337) die Kirchen offiziell anerkannte. Schon im Jahr 314 wurde auf einer Synode in Arles beschlossen, dass auch Christen Kriegsdienst leisten dürfen. Kirchenvater Augustinus (354 – 450) hielt Krieg für von Gott erlaubt und sah darin keinen Widerspruch zu einem christlichen Leben. Er stellte Grundsätze für einen »gerechten Krieg« zusammen, wonach unter anderem genau darauf zu achten sei, ob ein triftiger Grund, zum Beispiel die letzte Möglichkeit zur Selbstverteidigung, gegeben sei und ob mit legitimen Absichten und nicht nur aus Rache oder Eroberungswille gekämpft werde.
    Luther führte diese Gedanken mit Hilfe seiner sogenannten Zwei-Reiche-Lehre weiter. Als Angehörige des Reiches Gottes könnten Christen schon hier auf Erden friedfertig nach der Bergpredigt
leben, meinte er. Da ein Christ allerdings zugleich Angehöriger des weltlichen Reiches bleibe, müsse er gegebenenfalls auch zum Schwert greifen, um die gottgegebene Ordnung zu erhalten. Dietrich Bonhoeffer wollte sich dem Nazi-Terror in Anlehnung an Gandhis Idee des gewaltlosen Widerstands zunächst gewaltfrei entgegenstellen. Als er jedoch erkannte, dass die Ermordung Hitlers Millionen Leben retten könnte, gab er seine rein pazifistische Haltung auf und beteiligte sich am Attentat auf Hitler. »Es gibt Situationen, in denen man das Gebot ›Du sollst nicht töten‹ brechen muss, um es zu erfüllen«, meinte er. Er blieb sich dabei jedoch bewusst, dass man sich durch Gewalt immer schuldig mache. Doch manchmal werde der Untätige erst recht schuldig.
    »Selig sind, die Frieden stiften!« Frieden stiften, das bedeutet eben mehr, als nur selbst gewaltlos zu leben. Es bedeutet, sich aktiv einsetzen für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und den Schutz der Schöpfung als Lebensgrundlage für alle. Nur wenn Christen bewusst und verantwortlich immer wieder unterschiedliche Wege gehen, um dies zu verwirklichen, können sie daran mitwirken. Wer auf Gewalt verzichtet, zeigt auf, wie das Zusammenleben eigentlich funktionieren sollte. Wer eingreift, zur Not auch mit Gewalt, verhindert eventuell noch größeres Unrecht. Jesu Bergpredigt erinnert Christen aber immer wieder daran, dass Gewalt nie eine dauerhafte Lösung bringen kann. Krieg bleibt immer Unrecht, egal, wie gerechtfertigt seine Motive auch erscheinen mögen. Nicht um den Krieg sollte es den Christen gehen, sondern darum, wie sie sich aktiv am Frieden beteiligen können.
    PETRUS war der erste Papst
    Das klingt plausibel. Schließlich nennt sich der Papst offiziell »Nachfolger des Apostelfürsten« und bezieht sich damit ausdrücklich auf Petrus. Und auf Jesus, der seinem Jünger Petrus die sogenannte Schlüsselgewalt übergeben hat, also die göttliche Macht auf Erden. »Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein«, soll Jesus zu Petrus gesagt haben, »und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.«
    Wenn sich nun der Papst qua Amt als Petrus sieht, müsste dann nicht auch Petrus ein Papst gewesen sein? Mitnichten. Das Papstamt ist Ergebnis einer längeren Entwicklung. Die beginnt etwa im Jahr 100, als die römische Kirchengemeinde ihren Vorrang gegenüber anderen Gemeinden betont. Gut hundert Jahre später ist der erste römische Bischof aktenkundig. Der Kirchenvater Cyprian (†

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