Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
dafür, dass Christen auch von der »Auferstehung mitten im Leben« sprechen. Ihr Gedankengang: Mit dem Begriff »Tod« könnte statt des körperlichen auch der seelische, geistliche Tod gemeint sein: das Verkrusten, das Stehenbleiben, das Leiden. In diesem Fall wären Menschen nicht nur beim Sterben, sondern schon mitten im Leben vom Tode umfangen. »Das war wie eine kleine Auferstehung«: Dieser Ausspruch entfährt als kleiner Stoßseufzer nicht selten von schwerer Krankheit Genesenden oder aus Lebenskrisen Befreiten. Viele von ihnen haben während ihrer Leidenszeit im Glauben Trost gefunden, genauer: im Blick auf den leidenden Jesus. Dass Christus das Leid, sogar den Tod überstanden hat, lässt viele gestärkt ihr eigenes Kreuz tragen.
Man könnte den Gedanken weiterspinnen. Wenn es stimmt, dass wir im Leben vom Tode umfangen sind, könnte auch das Gegenteil zutreffen: »Mitten im Tod sind wir von Leben umfangen« (Martin Luther). Zu verstehen ist das nur, wenn man die Hoffnung teilt: Der Tod hat nicht das letzte Wort, das Leben ist stärker. Wer sich gewiss ist, dass es weitergeht, für den ist die Todesstunde kein endgültiger Abschied, sondern nur eine Station. So wie für Karla Faye Tucker.
Wer TODSÜNDEN begeht, wird mit der Hölle bestraft
Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Diese menschlichen Laster, die letztlich meist das Gegenteil von dem bringen, was sie versprechen, wurden traditionellerweise häufig als die sieben Todsünden bezeichnet, sind aber eher die
Ursache für Sünden. Der Katechismus der katholischen Kirche definiert den Begriff Todsünde heute so: »Man begeht eine Todsünde, wenn zugleich eine schwerwiegende Materie, die volle Erkenntnis und die freiwillige Zustimmung vorliegen. Eine solche Sünde zerstört in uns die Liebe, beraubt uns der heiligmachenden Gnade und führt uns zum ewigen Tod der Hölle.« Drei Voraussetzungen muss eine Sünde also erfüllen, um als Todsünde zu gelten. Sie muss bewusst und aus freier Entscheidung begangen werden und einen Verstoß gegen grundsätzliche Regeln des Zusammenlebens (wie etwa die Zehn Gebote) oder gegen die Verbindung zu Gott darstellen. Das eigentlich Tödliche an einer solchen Sünde ist also, dass sie die Beziehung zu Gott zerstört. Versteht man die Hölle als einen Zustand, in den sich jemand selbst bringt, wenn er sich vollständig von Gott abwendet und die Liebe, die Gott ihm anbietet, zurückweist, dann würde sich jemand, der sich durch eine Todsünde von Gott entfernt hat und allen Liebesangeboten zum Trotz bei dieser Haltung bleibt, tatsächlich selbst in die Hölle versetzen. Das Besondere am christlichen Glauben ist allerdings gerade die in Jesu Tod und Auferstehung gründende Hoffnung darauf, dass Gott niemanden verlorengehen lässt. Allein durch seinen Glauben und Gottes Gnade sei der Mensch vor Gott gerechtfertigt, meinte Luther. Jeden also, der sich Gott zuwendet und glaubt, den nimmt Gott in seiner Liebe an, auch wenn er Fehler begangen hat. Die katholische Kirche sieht das etwas anders, zeigt aber ebenfalls, dass Umkehr immer möglich ist, egal, was man getan hat. »Todsünden werden gewöhnlich durch das Taufsakrament oder durch das Sakrament der Buße und der Versöhnung vergeben.« Reue und Buße werden hier also als deutliche Zeichen der Umkehr erwartet.
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Luther hat als erster die Bibel ins Deutsche ÜBERSETZT
Nein, der erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte, war Luther nicht. Obwohl zu seiner Zeit fast nur die Vulgata, die lateinische Bibel, verwendet wurde, gab es schon 14 vollständige Bibelübersetzungen, bevor Luther mit seiner Übersetzungsarbeit begann. Der erste, der die Bibel in eine germanische Sprache übersetzt hatte, war Bischof Wulfila (um 311 – 383). In Anlehnung an die griechische Schrift und unter Verwendung einiger lateinischer Buchstaben und Runen hatte er die gotische Schrift entwickelt und später die Bibel übersetzt, wobei er sich auch wortschöpferisch betätigte, um die christlichen Ideen in seiner Umgebung verständlich machen zu können. Die meisten Übersetzungen allerdings, die es zu Luthers Zeit schon gab, folgten dem genauen Wortlaut der Vulgata, da man lange Zeit befürchtet hatte, ansonsten zu sehr in den überlieferten Text einzugreifen, dadurch die Lehre der Kirche zu verletzen und letztendlich als Irrlehrer dazustehen. Daher waren diese Ausgaben nur schwer zu lesen und zu verstehen und für den Normalbürger auch nicht viel verständlicher als
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