Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
unterscheidet, es heißt eher, dass sein Leben sich für Gott öffnet. Nirgends steht geschrieben, dass ein Christ unbedingt getauft sein muss. Die Taufe ist also weder Bedingung für die Zuwendung Gottes noch kann man diese damit irgendwie erzwingen. Gott wendet sich allen Menschen zu, sie brauchen sich nur ihm zuzuwenden und sich für ihn zu öffnen. Der ursprüngliche Gedanke der Umkehr und bewussten Annahme der Zusage Gottes sollte also auch weiterhin mitgedacht werden. Gott nimmt die Menschen an, das macht die Taufe sichtbar und erfahrbar. Eine Garantie für ein besseres Leben ist sie nicht.
..... Martin Luther hat 95 THESEN an die Wittenberger Schlosskirchentür gehämmert
Jahrelang hatte sich Luther nach Kräften bemüht, Gott zu gefallen. Doch nie hatte er das Gefühl, dass Gott mit ihm zufrieden sei. Bis er im Römerbrief des Paulus las: »Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.« (Römer 1,17) In ihm wuchs die Erkenntnis, dass Gott nicht etwa, wie er bisher gedacht hatte, ein Richter sei, der die Guten belohnt und die Bösen bestraft, sondern ein barmherziger Gott, der Sünder allein aufgrund ihres Glaubens annehme. Gehorsam und blinder Glaube den Lehren einer Kirche gegenüber, die den Bau ihrer Kathedralen durch den Ablasshandel finanzierte, erschienen Luther daher unhaltbar. Es heißt, dass dieser Augustinermönch und Theologieprofessor eines Tages seine Feder zückte, 95 Thesen gegen den Ablasshandel niederschrieb und am frühen Morgen des 31. Oktober 1517 mit wehendem Gewand zur Tür der Wittenberger Schlosskirche, dem Schwarzen Brett der Universität, eilte, um die Thesen dort anzuhämmern, sodass es durch die ganze Stadt schallte. Ein eindrucksvolleres Bild hätte es für den Beginn der Reformation wohl kaum geben können. Und doch ist es wahrscheinlich eine schöne Legende, denn wann und ob die Thesen eventuell an der Tür aufgehängt wurden, ist heute sehr umstritten. Wahrscheinlich schickte er seinen kirchlichen Vorgesetzen, unter anderem dem Erzbischof Albrecht von Mainz, unter dessen Verantwortung der Ablasshandel betrieben wurde, einen Brief, dem er die in der damaligen Wissenschaftssprache Latein verfassten Thesen beilegte. Und wahrscheinlich legte er einige Exemplare an der Wittenberger Universität aus. Damit wollte er eine Diskussion unter Theologen anregen. Aber es kam anders. Niemand ließ sich auf eine Auseinandersetzung mit ihm ein, stattdessen fanden die Thesen so große Zustimmung unter immer mehr Menschen, dass
sie sich, schnell ins Deutsche übersetzt, in ganz Nordeuropa verbreiteten. Weitere Reformatoren traten auf. Viele Christen schlossen sich den neuen Ideen an und brachen mit der römischen Kirche. Die Reformation nahm ihren Lauf.
Christen schüren die Angst vor dem TOD
Einige schon, ja. Sie drohen damit, dass die Verstorbenen ein hartes Gericht erwarte, in dem sortiert wird: die Guten in den Himmel, die Bösen in die Hölle. Aber eigentlich spricht das Christentum anders vom Tod. Zum Beispiel von einem Heimgehen zu Gott. »Ich werde nun Jesus gegenübertreten. Wir werden uns sehen, wenn ihr dorthin kommen werdet.« Das waren die letzten Worte von Karla Faye Tucker, die am 4. Februar 1998 in Texas (USA) durch Giftinjektion hingerichtet wurde. Während ihrer langen Haftzeit hatte sich die Mörderin zum Christentum bekehrt. Festgeschnallt auf einer Liege, verabschiedete sich die 38-Jährige ohne Angst aus dem Leben. Ihr Sterben hat unzählige Menschen auf der ganzen Welt angerührt. Vermutlich deshalb, weil sich viele eine so präzise Hoffnung wünschen über das, was nach dem Tod passiert. Denn über das Jenseits tun sich viele Fragen auf. Taucht die unsterbliche Seele nach dem Tode des Körpers in ein »Lebensmeer«? Behält der Mensch auch über den Tod hinaus seine Identität? Werden wir Gott gegenübertreten »von Angesicht zu Angesicht«? Tritt die biblische Voraussage ein, dass Christus am Jüngsten Tag auf einer Wolke zur Erde fahren wird, um Lebende und Tote zu richten – »die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht«?
Vielen Christen sind solche Deutungen der Auferstehung zu spekulativ. Ȇber den letzten Dingen liegt ein von Gott gewolltes
Geheimnis«, gestand der katholische Theologe Karl Rahner. Dies zu lüften ist auch Christen nicht vergönnt.
Vielleicht ist das einer der Gründe
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