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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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erscheinen als erbarmungswürdige, gescheiterte Existenzen. Auch das fünfte Gebot sagt nicht viel über Suizid aus, denn es bezog sich ursprünglich nur auf den Mord an Mitmenschen. Dennoch setzen sich Judentum und Christentum immer eindeutig für den Schutz des Lebens ein, da das Leben als von Gott geschenkt verstanden wird. Kirchenvater Augustinus (354 – 430) lehnte den Suizid grundsätzlich ab. Er meinte, allein Gott könne über Leben und Tod entscheiden. Durch diese Einstellung prägte er den Umgang mit Selbstmördern in der Folgezeit. Jahrhundertelang durften sie nicht auf kirchlichen Friedhöfen beerdigt werden. Luther dagegen hatte großes Verständnis für die Bedrängnisse und Ängste, die Menschen in den Selbstmord treiben können. Zwar lehnte auch er den Selbstmord als letztendlich vom Einfluss des Bösen bewirkt ab. Doch erkannte er, dass der Mensch ein Opfer ausweglos scheinender Nöte werden kann.

    Kann Selbstmord dann ein Akt der Selbstbestimmung und Befreiung sein oder ist er eher das Ende einer Zeit einsamen Ringens mit Angst, Isolation und Ausweglosigkeit? Selbstmordgefährdete fühlen sich oft verlassen und sehen keinen lebenswerten Ausweg mehr aus ihrer Situation. Erkennt man die Not eines Menschen, sind Verständnis, Trost und behutsamer Beistand gefragt und das Angebot, bei der Suche nach kompetenter Hilfe zu begleiten. Christen können von ihrem Vertrauen auf Gottes Liebe erzählen. Andere zu verurteilen steht allerdings niemandem zu. Seine Verantwortung vor Gott, der sich uns liebend zuwendet, hat letztlich jeder selbst zu tragen.

T
Die TAUFE ist eine Garantie für Gottes Zuwendung
    Gott gibt keine Garantien. Niemand kann sich Gott durch irgendwelche Beschwörungen oder Zauberhandlungen verfügbar machen. Auch die Taufe ist kein solcher Akt, sondern ein symbolisches, von Worten begleitetes Geschehen, dem, wie Philipp Melanchthon es nannte, »eine Verheißung der Gnade beigefügt ist«. Was aber soll das genau heißen? Und warum werden Christen überhaupt getauft?
    Zu der Zeit Jesu rief Johannes der Täufer, ein kauziger Wüsteneremit, die Menschen zur Umkehr, da das Gericht Gottes nahe bevorstehe. Er taufte die Menschen im Jordan »zur Buße und Vergebung der Sünden« (Markus 1,4). Auch Jesus hat sich von ihm taufen lassen. »Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen« (Markus 1,8), soll Johannes gesagt haben. Wasser ist in vielen Religionen ein Symbol der Reinigung und des Neuanfangs. Die Taufe des Johannes war aber etwas Neues, etwas anderes als traditionelle rituelle Waschungen. Sie wurde von einem dritten ausgeführt, sollte der Sündenvergebung dienen und ein Zeichen der Umkehr und der Neuorientierung des Lebens sein. Jesus selbst taufte nicht, aber dennoch gehörte die Taufe von Beginn an zum Christentum. Durch die Taufe wurde man in die Gemeinde aufgenommen. Dazu musste man natürlich erst einmal etwas über den christlichen Glauben und christliches Leben lernen. Die Täuflinge wurden daher gründlich darauf vorbereitet und sprachen bei der Taufe eine Bekenntnisformel, die die wichtigsten Glaubensinhalte zusammenfasste. Lange Zeit war die Taufe also etwas, wozu sich erwachsene
Menschen ganz bewusst entschieden. Man wandte sich Gott zu und entschied sich für ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi, das vorherige Leben wurde abgelegt und die bisherigen Sünden vergeben. »Christus anziehen« (Galater 3,27) nannte Paulus das und es bedeutete für ihn, dass man sich damit auch verpflichtete, von nun an entsprechend verantwortlich und im Sinne des Heiligen Geistes zu leben, den man in der Taufe empfangen hatte. Als das Christentum im fünften Jahrhundert zur Staatsreligion wurde und man im Zuge der Missionierungen immer wieder ganze Familien taufte, begann der Gedanke der bewussten Umkehr in den Hintergrund zu rücken, und zunehmend wurden Menschen schon zu Beginn ihres Lebens getauft. Nun ging es vor allem darum, deutlich zu machen, dass das Kind von Gott angenommen sei. Luther jedoch stellte später klar, dass die Taufe nicht allein durch den Taufakt wirksam werde. Eine Kindertaufe könne nur eine Verheißung sein, die später bewusst im Glauben angenommen werden müsse.
    Taufe bedeutet heute also zunächst einmal, dass der Täufling den Heiligen Geist, also Lebenskraft, empfängt. Das soll allerdings nicht heißen, dass er nun eine besondere Qualität verliehen bekommt oder dass er sich von Nichtgetauften durch einen Schutzzauber irgendwie

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