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Klemperer, Viktor

Klemperer, Viktor

Titel: Klemperer, Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Tagebücher
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das * Rousseausche Zurück zur Natur durchschlägt, die halbgerührte Freude an den Farbigen, den Sauvages, 4 den verhinderten Kanni bal balen. – Durch einen Irrtum dann die schwache Novelle * Ricarda Huchs: Wonnebald Pück. 5 Das Märchenhafte oder doch Mittelalterliche des geistlichen Gerichts, der Eintürmung, des Alraunglaubens in Stilbruch zum Realismus der Gegenwart mit Speisewagen des Schnellzugs. Stilbruch auch zwischen der dick aufgetragenen Satire * Voltairescher Art u. den poetischen u. menschlichen Darstellungen der Liebe, der Kindlichkeit etc. Ein Irrtum – ich hatte eigentlich die Geschichte der Huch ge lesen wollen, worin ein Fromer immerfort hinter seinem Sünder herreist u. auf die Strafe des Himmels wartet, u. immer vergeblich. Das entspricht jetzt meiner Lage, doch wi denn auch mein Sünder * H. gedeiht, u. ich warte vergeblich. Ich weiß nicht mehr, welche Geschichte der Huch das ist, u. * Gusti W. hatte uns den Wonnebald gegeben. – Die Mémoires de Comminges der * Tencin. 6 Überaus schwach u. zu Unrecht als klassisch gerühmt. Den Siège de Calais 7 werde ich * E. ersparen, die Vita der T. habe ich bereits in seltenen freien Minuten für mich gelesen. – * Stephan Zweig Zweig : Die Heilung durch den Geist . 8 * Mesmer 10 gut, * Baker 9 ausgezeichnet, * Freud 11 sehr schwach.
    Bei Baker u. ihrer Bewegung dachten wir ständig u. unweigerlich an den * Führer u. die NSDAP. – Mesmer meinem 18 e siècle wichtig u. soll notiert werden. – Jetzt seit Tagen Stephan Zweig: * Marie Antoinette . 1 Ein allerbestes Buch u. wohl sein allerbestes. Ich werde es sehr genau notieren. Geplaudert u. dabei gediegen, inhaltreich an Stoff u. Gedanken, uns beiden ein sehr großer Genuß.
     

 
    Sonnabend 16. XII
    Nur die Wasserleitung in der Küche funktioniert, alles andere zugefroren. Leben wie im Unterstand. Aber * Eva ein bißchen beweglicher, nicht mehr im Bett, u. so in der Stimmung etwas lichter u. tapferer. Ich selber ganz u. gar in die Wirtschaft gespannt, die Hände so voller Risse an den Fingergelenken, daß man es meiner Handschrift ansieht, daß ich im Seminar meinen 3–6 Studenten u. -innen Gartenarbeit sagte. Aber ein bißchen ermutigt u. entlastet durch E s besseres Befinden. Wenn sie erst wieder einigermaßen das Haus führen kann, muß ich Tagelang Notizen nachholen. Vorderhand ist die große Schwierigkeit: Zeit zum Montagcolleg aussparen. G. s. D., 2 es nahen Weihnachtsferien.
    Ein geschleierter Himmel. Leise Hoffnung auf Frostmilderung. Die Nächte gingen unter 20°. Wir heizten das Schlafzimmer, was nie vorkommt. Wir frieren immerfort.
     

 
    23. Dezember .
    Seit drei Tagen Frostende u. allmähliche Erleichterung im Hause. Aber nach wie vor ist * Eva deprimiert u. wenig bewegungsfähig. An Arbeit vermag ich noch nicht zu denken, die Wirtschaft verschlingt mich. Gestern wegen notwendiger Einkäufe mit E. im Auto in die Stadt u. zurück; es bekam E. sehr schlecht.
    Zum Abend waren zum Abschied * * Dembers bei uns. Ihr Geld vom Hausverkauf liegt auf Sperrconto, 25 % davon sollen sie Reichsflucht-Vermögenssteuer zahlen, ein paar Tage lang mußten sie sich täglich zweimal bei der Polizei melden. Dann wurde am Abend 10 Uhr * Emita vo Anfang der Woche verhaftet: Denunziation wegen unbedachter Äußerungen .. Verhör bis 3 h Nachts, zwei Nächte in einer Zelle des Polizeipraesidiums, Überführung im grünen Wagen zum Gerichtsgefängnis Münchener Platz, dort noch ein paar Stunden Ungewißheit u. Zelle, dann Entlassung. Sie schilderte die seelische Not der Gefangenschaft u. Unsicherheit sehr ausführlich u. anschaulich.
    Eben Nachricht durch * * Blumenfelds, daß * Kafka, mit seiner Nervenkraft zu Ende, um seine Emeritierung nachgesucht hat. Mit 50 Jahren zusammengebrochen. –
    Ich lese seit Tagen * Stephan Zweig: * Marie Antoinette vor. Zweigs bestes Buch. –
    Für die Autobiographie. Ein Spaziergang mit * Mutter, 3 ich wo wohl zwölf Jahre. Mama – was ist schwanger'?[] – Du mußt nicht so viel fragen. – Ich, ganz beschämt: Ach so – ich weiß schon.
    Ein vollkomen verrückt-emphatischer Brief * Scherners . Nur Fragen u. Ausrufe gegen das Heutige. Am Schluß: aber Du mußt diesen Brief verbrennen, ich bin auch auch nur ein feiger gefräßiger Bürger. Übrigens ist dieser ganze Ausbruch gearbeitet u. sozusagen künstlerische Erleichterung. Ich überlese bis hierher heißt es einmal. Und das Couvert wie immer bei Scherner S. Hochwohlgeboren .. usw. ..
    Mittags ein Weihnachtsbesuch

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