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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Lady Maud vor, die zwar nicht unbedingt aufgedonnert war, aber doch so schreiend gekleidet, daß jeder, der in ihre Nähe kam, mit Trommelfellschäden rechnen mußte. »Ich freue mich so, daß Sie kommen konnten«, sagte sie und hängte sich, kaum daß er das Haus betreten hatte, bei ihm ein. »Leider mußte mein Mann geschäftlich nach London. Hoffentlich stört es Sie nicht, daß Sie mit mir vorlieb nehmen müssen.«
    »Keineswegs«, sagte Dundridge, der wieder spürte, wie ihm die Knie weich wurden, was an Lady Mauds Gegenwart zu liegen schien. Sie gingen in den Salon, wo Lady Maud Drinks mixte. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, General Burnett und die Bullett-Finches einzuladen, aber der General neigt dazu, die Unterhaltung an sich zu reißen, und Ivy Bullett-Finch ist eine ziemlich fade Zeitgenossin.«
    Dundridge nippte an seinem Drink und fragte sich, was sie um alles in der Welt reingekippt hatte, denn der harmlose Eindruck täuschte gewaltig. Lady Mauds Kleid hingegen lag eine derartige Irreführung fern. Das zur Betonung weiblicher Kurven entworfene seidene Etwas war zweifellos für eine etwas gazellenartigere Person kreiert worden. Wo es hätte herabfallen sollen, wölbte es sich und wenn es hätte knistern sollen, hörte man ein Pfeifgeräusch. Doch vor allem war es in seiner überwältigenden Enge dermaßen atemberaubend, daß Dundridge sich dabei ertappte, wie er vor Begierde fast japste. Außerdem klang Lady Mauds Stimme seltsam verändert. Sie war so merkwürdig kehlig.
    »Wie gefällt Ihnen Ihre neue Wohnung?« fragte sie und setzte sich neben ihn, wobei die bereits straff gespannte Seide quietschte.
    »Wohnung?« fragte Dundridge, dem es im Moment sichtlich schwerfiel, den Übergang von der nahen Leibesfülle zu profanen Dingen wie seiner Unterkunft zu vollziehen. »Ach, Wohnung, ja. Ganz prima.«
    »Ich würde Sie gern irgendwann einmal besuchen«, sagte Lady Maud. »Natürlich nur, wenn Sie nicht das Gefühl haben, ich könnte Sie womöglich kompromittieren.« Sie seufzte, und ihr mächtiger Busen hob sich wie eine heranrollende Sturzwelle. »Kompromittieren?« sagte Dundridge, der sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, daß er sich durch das Alleinsein mit ihr in seinem Apartment noch mehr kompromittieren könnte, als er es durch diese widerlichen Fotos ohnehin schon getan hatte. »Sie sind herzlich eingeladen.« Lady Maud kicherte kokett. »Das aufregende Leben in London wird Ihnen wohl sehr fehlen«, murmelte sie. »Wir müssen alles in unserer Macht Stehende unternehmen, damit Sie sich nicht langweilen.«
    Nichts schien Dundridge ferner zu liegen. Er saß stocksteif auf dem Sofa und gab sich Mühe, seine Augen von ihrem unvorstellbar faszinierenden Körper abzuwenden. »Ich hole Ihnen noch einen Drink«, hauchte sie, und er konnte sich wieder einmal des Gefühls nicht erwehren, daß er die Kontrolle über sich verlor. Zum Teil lag es an dem Drink, zum Teil auch am Duft ihres Parfüms, doch am allermeisten faszinierte ihn ihr grenzenloses Selbstbewußtsein. Trotz ihrer Leibesfülle, trotz ihres anmaßenden Verhaltens, trotz allem an ihr, was seiner Vorstellung von einer schönen Frau widersprach, wirkte Lady Maud ungemein selbstsicher. Auf Dundridge, der dies nicht war – oder höchstens teilweise; denn seine Vollkommenheit hing von Leistung und Geld ab und lag noch in der Zukunft –, übte ihre Anwesenheit eine berauschende Wirkung aus. Wenn die Vergangenheit einem Menschen solche Sicherheit verleihen konnte, sprach mehr für sie, als Dundridge bisher vermutet hatte. Dundridge schlürfte seinen Drink und lächelte Lady Maud an. Sie lächelte zurück. Als es Zeit wurde, zum Abendessen zu schreiten, war Dundridge geradezu ungehörig vergnügt. Er hielt ihr die Tür auf und hängte sich bei ihr ein, er zog ihren Stuhl zurück und schob ihn vielsagend an ihre Oberschenkel, er öffnete den Champagner mit einer Nonchalance, die vermuten ließ, daß er nur selten andere Getränke zu sich nähme, und lachte vergnügt, als der Korken in den gläsernen Kronleuchter schoß und ihn zum Klirren brachte. Und beim Essen – Austern gefolgt von kalter Ente – war es Dundridge schon vollkommen egal, was die Welt von ihm halten mochte. Lady Mauds verständnisvolles Lächeln, halb Gähnen und halb unergründliche Tiefe, bedeutete ihm, er solle ganz er selbst sein. Dundridge ließ sich nicht lange bitten. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er seinen eigenen Erwartungen gerecht, er wurde ihnen

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