Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
abreisen.«
    Sir Giles hatte kräftig geblinzelt – inzwischen haßte Dundridge dieses Blinzeln – und etwas von einer Wette geflüstert, die eben eine Wette sei, und Hoskins hatte darauf bestanden, daß sie zur Feier des Tages einen trinken gingen. Dundridge sah nicht den geringsten Grund zum Feiern. »Sie haben einflußreiche Fürsprecher«, erläuterte Hoskins. »Einflußreiche Fürsprecher?« sagte Dundridge. »Was, um alles in der Welt, soll das heißen?«
    »Ein Vögelchen hat mir ins Ohr gezwitschert, daß jemand ein gutes Wort für Sie eingelegt hat. Abwarten und Tee trinken!« Dundridge hatte gewartet und gehofft (obwohl das Wort hier fehl am Platz war), daß Miss Boles anriefe, doch statt einer Forderung von tausend Pfund war ein Ernennungsschreiben eingetroffen. »Autobahnkontrolleur für Mittelengland, dessen Verantwortungsbereich die Koordination ... Großer Gott!« murmelte er. In mehreren verzweifelten Telefonaten mit dem Ministerium drohte er mit seiner Kündigung, falls man ihn nicht nach London zurückhole, doch der Enthusiasmus, mit dem Mr. Rees seinen Entschluß begrüßte, bewog ihn, die Drohung zurückzunehmen.
    Sogar Hoskins, von dem man hätte annehmen können, daß er über die Ernennung Dundridges zu seinem Vorgesetzten verstimmt reagieren würde, schien erleichtert zu sein. »Was habe ich Ihnen gesagt, alter Junge«, tönte er, als Dundridge ihm die Neuigkeit mitteilte. »Einflußreiche Fürsprecher. Einflußreiche Fürsprecher.«
    »Ich habe aber doch keine Ahnung vom Autobahnbau. Ich bin Verwaltungsbeamter und kein Ingenieur.«
    »Sie müssen nur darauf achten, daß die Bauunternehmen den Zeitplan einhalten«, erklärte Hoskins. »Das ist ganz einfach. Alles andere überlassen Sie mir. Ihre Funktion liegt im wesentlichen auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit.«
    »Aber ich bin doch für die Koordination der Bauarbeiten verantwortlich. Das steht hier drin«, protestierte Dundridge und wedelte mit seinem Ernennungsschreiben, »›Insbesondere für Probleme, die mit Fragen des Umweltschutzes und der Humanökologie zusammenhängen‹. Das bedeutet doch wohl, daß ich mich um diese Sozialmieter in Ottertown kümmern soll.«
    »Sowas in der Art«, sagte Hoskins. »Ich würde mir da nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Meine Devise lautet, man soll die Dinge auf sich zukommen lassen.«
    »Tja, daran werde ich mich dann wohl gewöhnen müssen.«
    »Ich besorge Ihnen hier ein Büro. Sie sollten sich am besten eine Bleibe suchen.«
    Nachdem er sich zwei Tage lang Wohnungen in Worford angesehen hatte, mietete Dundridge ein Apartment mit Blick auf Schloß Worford. Es sagte ihm zwar nicht besonders zu, aber es war immerhin vergleichsweise modern und auf jeden Fall besser als einige der anderen verwahrlosten Räumlichkeiten, die er besichtigt hatte; außerdem hatte es Telefon und war teilmöbliert. Besonders großen Wert legte Dundridge auf das Telefon. Er wollte vermeiden, daß Miss Boles den falschen Eindruck gewänne, daß er nicht bereit sei, für die Fotos und Negative tausend Pfund zu zahlen. Aber als die Zeit verging und sie immer noch keine Forderungen stellte, legte sich seine Nervosität allmählich. Vielleicht hatte man ihm ja auch bloß eine Art schmutzigen Streich gespielt. Er fragte sogar Hoskins, ob er irgend etwas über das Mädchen auf der Party wisse; aber Hoskins erwiderte, er könne sich an den Abend nicht mehr besonders gut erinnern und habe ohnehin kaum die Hälfte der Anwesenden gekannt.
    »Ich weiß von dem ganzen Abend nichts mehr, alter Knabe«, sagte er. »Hab’ mich allerdings prima amüsiert, daran erinnere ich mich. Wieso? Wollen Sie sich mit ihr in Verbindung setzen?«
    »Hätte nur gern gewußt, wer sie ist«, sagte Dundridge und ging wieder in sein Büro, um Pläne für die Eröffnungszeremonie zu schmieden, mit der man den Beginn der Bauarbeiten an der Autobahn feiern wollte. Es sollte eine Riesen Affäre werden, das hatte er beschlossen.
    *
    Das hatte auch Lady Maud beschlossen, obwohl sie dabei an eine ganz andere Affäre dachte. Sie wartete, bis Sir Giles ankündigte, er müsse für vierzehn Tage nach London, dann lud sie Dundridge zum Abendessen ein. Sie schickte ihm eine förmliche Einladung.
    Dundridge lieh sich einen Smoking und rechnete damit, einer unter mehreren Gästen zu sein. Er war hypernervös und hatte sich schon vorher mit zwei starken Gins gestärkt. Wie sich herausstellte, hätte er sich die Sorgen sparen können. Als er eintraf, fand er eine

Weitere Kostenlose Bücher