Klick! Mich! An! - Gaddam, S: Klick! Mich! An! - A Billion Wicked Thoughts
die Ursache dafür, dass bei dieser Disziplin ein Komitee die ethische Einstellung sämtlicher Personen überprüfen muss, die in diesem Fachbereich tätig werden wollen. Wie diese besondere Herausforderung aussieht, wollen Sie wissen? Es ist das Thema der Verhaltensforschung an sich: der Mensch.
Und der Mensch ist zugleich das Problem.
Der Großteil der Leute hat kein besonderes Interesse daran, etwas zur wissenschaftlichen Forschung beizutragen. Wer hat schon Lust, ein Tagebuch zu führen und sich jedes Mal eine Notiz zu machen, wenn er gähnt? Wer lässt sich gern radioaktives Kobalt injizieren, um dann den Kopf in ein Loch so groß wie ein Eimer zu stecken? Man hat ja schließlich auch noch Einkäufe zu erledigen und Kunden zu bedienen, und irgendjemand muss ja auch die Kinder abholen. Was für eine Sorte Mensch würde sich wohl freiwillig mit langweiligen Aufgaben befassen, von denen er selbst nichts hat und die kaum Geld bringen? Zum Glück für die Wissenschaft aber gibt es solche Menschen.
Nämlich die Studenten.
In vielen Bereichen der Forschung bedient man sich eines bestimmten Standardtestsubjekts, welches das Fachpersonal immer wieder heranzieht. Genetiker benutzen Fruchtfliegen, Endokrinologen nehmen Meerschweinchen und Molekularbiologen setzen dafür Mäuse ein. Bei Verhaltensforschern ist es der College-Freshman. Der Grund hierfür ist leicht nachzuvollziehen: Er ist billig, es gibt ihn in rauen Mengen, er ist mittels Kursanforderungen leicht zu motivieren und meist willens, selbst die ungewöhnlichsten Experimente über sich ergehen zu lassen. Ein Großteil unseres gegenwärtigen Verständnisses von Ethik, Aggression und Sexualität basiert auf dem Verhalten von jungen Menschen, die im Hauptfach Psychologie studieren. Doch seit Neuestem fragen sich Forscher, wie zuverlässig das so erworbene Wissen tatsächlich ist. Stellen denn diese Studenten – ohne Job, kinderlos und strotzend vor Sexualhormonen – nicht eine ganz eigene Unterart des Homo sapiens dar?
Es muss doch auch Experimente in der Verhaltensforschung geben, bei denen man nicht ausschließlich Collegestudenten heranzieht. In der Tat werden auch Untersuchungen an Erwachsenen, Kindern und an Rentnern durchgeführt. Doch so gut wie alle diese Personen gelten als » WEIRD « : Dieser englische Begriff, zu Deutsch » verrückt, sonderbar « , stellt ein Akronym dar, gebildet aus den Wörtern » western, educated, industrialized, rich, democratic « (westlich, gebildet, industriell geprägt, reich, demokratisch). Verblüffende 96 Prozent der Probanden bei psychologischen Experimenten in den Jahren 2003 bis 2007 waren » WEIRD « , wenn man Joseph Henrich, Evolutionsanthropologe an der University of British Columbia, und seinen Koautoren glauben will. Doch das eigentliche Problem, so Henrich, besteht darin, dass WEIRD s sich von den restlichen 88 Prozent der Weltbevölkerung erheblich unterscheiden. Er verglich die Ergebnisse von Studien zu den Themen Kooperationsbereitschaft, Lernfähigkeit, Entscheidungsfindung und selbst zur grundlegenden Wahrnehmung, die als Testsubjekte WEIRD s wie » non- WEIRD s « nutzten. Henrich stieß auf beträchtliche Abweichungen. » Die Tatsache, dass WEIRD s einen Sonderfall in so vielen Schlüsselbereichen der Verhaltensforschung darstellen, macht sie vielleicht sogar zu einer der schlechtesten Untergruppierungen überhaupt, die man als Forschungsobjekt heranziehen kann, um allgemeine Rückschlüsse auf den Homo sapiens zu ziehen. «
Doch wenn die Leute das Problem sind, wie können wir dann überhaupt das Verhalten des kompletten Spektrums der Menschheit studieren? Zum Glück – und zu unserer Überraschung – existiert tatsächlich eine bisher nie dagewesene Quelle verhaltensrelevanter Daten, eine Quelle, die ungefiltert Aufschluss gibt über die Aktivitäten einer verblüffenden Vielzahl unterschiedlichster Leute. Die Rede ist von der Welt größtem Experiment zum menschlichen Verhalten: dem Internet.
Das World Wide Web zeichnet tagtäglich die Aktivitäten von mehr als einer Milliarde Menschen aus allen Ländern der Erde auf. Diese Onlinedaten bieten uns die Möglichkeit, selbst die fundamentalsten menschlichen Verhaltensweisen in einem völlig neuen Licht zu betrachten. In unserem Buch bedienen wir uns der Daten aus dem weltweit größten Verhaltensexperiment, mit dessen Hilfe wir eines der wichtigsten und intimsten Verhaltensmuster überhaupt erneut unter die Lupe nehmen wollen: das sexuelle
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