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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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zu ihm zurückkamen. Er verspürte einen Impuls, sich herumzudrehen und in eine Richtung nach der anderen zu sprechen, um herauszufinden, wie die Leute sich anfühlten, wenn die Geräusche aus verschiedenen Richtungen auf sie prallten und von ihnen zurückgeworfen wurden.

 
13
     
    Und dann begann er die Echos auf seiner Haut zu spüren, die wie sanfte Wellen auf den Strand einer Bucht liefen. Eine Minute lang vergaß er sein Gehör und achtete nur auf sein Gefühl. Er hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, Gegenstände zu berühren, sie in die Hand zu nehmen und zu streicheln, um sie durch seine Berührung um so vieles mehr und besser zu erkennen. Er hatte zum Beispiel nie richtig über Anatomie Bescheid gewußt, bis er einen Organismus zerlegt und sein Gewebe in der Hand gehalten hatte, um so die Beziehung zu fühlen, die zwischen dem bestand, was er herausgenommen, und dem, was noch blieb.
    Aber das hier war anders; er fühlte, wie seine eigene Haut die Dinge berührte, und zwar nicht so, wie das normalerweise geschah, daß nämlich etwas gegen seine Haut drückte, mochte es auch noch so leicht sein. Jetzt war er in der Lage zu spüren, wie die Haut selbst fühlte, er konnte spüren, wie die Haut bei einer Berührung nachgab und dann an der Oberfläche des berührenden Gegenstands entlang zurückdrückte, um so einen Abdruck davon zu nehmen und ihn an das Bewußtsein weiterzugeben. Jetzt konnte er Struktur, Tiefe und Gewicht auf einmal prüfen und das mit einer Genauigkeit, wie er sie vorher noch nie gekannt hatte.
    Er überlegte sich, was ein Chirurg mit diesem Gefühl anfangen könnte, und er machte sich eine geistige Notiz, Burroughs davon zu berichten. Dann dachte er an Liebhaber und machte sich eine Notiz, Burroughs auch davon und die auf diesem Gebiet enthaltenen Möglichkeiten zu erzählen. In diesem Augenblick aber legte Mrs. Burroughs ihre Hand auf seinen nackten Arm, weil etwas nicht zu stimmen schien, und es wurde ihm bewußt, daß so gut wie niemand die Intensität von körperlicher Liebe in diesem Zustand aushalten könnte, weil die Berührung durch ihre Hand so überwältigend schön für ihn war. Er spürte die Rillen ihrer Fingerspitzen, spürte, wie seine Haut von ihnen zurückgedrückt wurde, um sich dann wieder hochzuarbeiten und die kleinen Einkerbungen Rille um Rille wieder zu füllen.
    Plötzlich erkannte er die innige Beziehung zwischen dem Raum, in dem sich die Ereignisse abspielten, und den Ereignissen selbst. Er begann, den Raum zu fühlen, nicht nur, ihn zu hören, sondern auch den Raum zwischen sich selbst und der Wand zu fühlen, wie er auf seine Haut drückte. Er fühlte die Entfernung zwischen sich und dem Büchergestell und zwischen sich und Burroughs. Es schien ihm, als seien Stunden vergangen, bis es ihm klar wurde, daß das, was er da fühlte, die Luft in dem Zimmer war.
    Er spürte, wie sie auf jeden Teil von ihm drückte und wie sie sich den Geräuschen gleich in bestimmten Mustern bewegte, wenn die Menschen in ihm sich bewegten. Es war, als sei ihm plötzlich klargeworden, daß er in einer Art formbaren Plastikmasse eingefroren war und daß der Raum zwischen ihm und anderen Gegenständen keineswegs leer war, sondern voll – voll von Luft, die eine reale physische Gegenwärtigkeit hatte, die ihm nicht mehr bewußt gewesen war.
    Er überlegte sich, wie er es Burroughs vermitteln konnte, daß die Luft eine Grundsubstanz war, die jedes Experiment anders als das vorausgegangene machte; daß jede Bewegung aus dem Zimmer eine Veränderung bewirkte, daß nichts auf ewig ruhig oder unveränderlich war. Die Luft war gegenwärtig, und er konnte sie fühlen; sie hatte unendlich viel mehr Nuancen, als er durch seine Sehkraft erkennen konnte, und fast so viele wie die Geräusche.
    Die Fähigkeit, die Luft zu fühlen, brachte ihn in eine Hochstimmung, aber diese Hochstimmung wurde fast unmittelbar wie ein Schatten von einem vertrauten Gefühl verfolgt, das ihm Angst einflößte. Die Luft fühlte sich für ihn anders an, als sie dies je vorher getan hatte, aber der Unterschied war selbst ihm vertraut. Er versuchte, es dadurch zu rationalisieren, indem er sich sagte, daß diese Vertrautheit nur eine Erinnerung an seine Kindheit war, in der er seine Sinne noch nicht eingezwängt hatte, in der er noch nicht dazu erzogen worden war, manche Sinne zu unterdrücken und andere zu gebrauchen, daß er so ein Gefühl für die Gegenstände gehabt hatte, bevor er mit seinen kindlichen Augen das

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