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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sich aus dem Kampf abstieß wie ein Taucher vom Grund des Meeres, um Hektei begegen zu können. Erenis konnte seine Bewegung nicht zu einer Attacke nutzen, denn sein Kumpan drang in die Bresche vor und übernahm. Doch das Umwenden des Verfechters erfolgte zu spät. Hekteis schiere Wucht durchdrang seine hochgerissene Deckung, nahm sie mit sich, ihre Keulenklingen fraßen sich mitsamt seinem eigenen Schwert tief durch seinen Schädel, durch alles, was dort drinnen war, bis runter auf die Zunge. Sein Schrei war ein Bersten.
    Mit einem Mal hatte Erenis nur noch einen Gegner. Auf den drang sie nun ein. Nun musste dieserplötzlich parieren, das tat er jedoch mit großem Geschick.
    Erenis versuchte zu begreifen, die neue Situation zu erfassen.
    Der Rittrichter lag und heulte. Seine Armbrust leer neben ihm. Ebenso nutzlos ein Klingentänzerinnenschwert. Es musste das von Ladiglea sein. Natürlich. Der Rittrichter war bei Danroth Gerden gewesen und hatte es sich aus dessen Sammlung angeeignet. Als ob er zu einer solchen Klinge befugt wäre. Einer von Erenis’ Gegnern war tot. Sein Kopf kein Kopf mehr. Hektei hatte zwei Bolzen im Brustpanzer stecken, eine Blut ziehende Klingenkeule und bewegte sich auf den noch verbliebenen Schützen zu, der nun wieder rückwärts ging und nachlud. Immer ging er rückwärts, denn er war so ausgesprochen schlau und feige.
    Erenis wollte ihren Gegner so schnell wie möglich niederringen, doch je mehr sie sich mühte, desto schneller wurde auch er. Dies waren wirklich außergewöhnlich starke Kämpfer. Zwei von denen gleichzeitig hätte sie niemals bezwingen können, aber einer musste, musste einfach zu schaffen sein!
    Weil sie eine Klingentänzerin war und er nur ein Mann, den man fürs Kämpfen bezahlte.
    Hektei war langsam. Die beiden Bolzen in ihrer Brust behinderten ihre Bewegungen wie Taue, an denen Matrosen Segel hissten. Der Schütze spannte bereits. Jede seiner Bewegungen strahlte Ruhe aus. Er hatte längst berechnet, dass Hektei ihn in ihrer Langsamkeit nicht mehr rechtzeitig erreichen würde.
    Erenis kämpfte. Sie versuchte es mit allem, was sie hatte. Da sie immer noch diesen hinderlichen Kaftan trug, konnte sie ihm keine Einblicke gewähren in ihren Ausschnitt. Spätestens dies brachte immer alle Männer aus dem Konzept. Aber es ging nun nicht. Sie war nun wie ein Mann, genauso reizlos, genauso schwach.
    »Nein! Hektei, nicht!«, rief sie noch einmal. Und dann sogar: »Ich ergebe mich!«, aber es war viel zu spät.
    Vielleicht war es dem Schützen egal, ob Erenis sich ergab. Vielleicht war der Mann, dem Hektei den Schädel zerdroschen hatte, sein bester Freund gewesen, vielleicht sogar sein Bruder. Oder sein Klingen bruder, wie alle Klingentänzerinnen Schwestern waren. Oder sein Geliebter, wer konnte das wissen?
    Jedenfalls schoss er Hektei knapp unter dem Helmrand in die Stirn.
    Hektei zitterte, streckte die Arme aus, ließ ihre besudelte Keule fallen.
    Sie stand erstaunlich lange. Als hätte er einen Bolzen in einen Baum geschossen.
    Erenis schrie etwas, unartikuliert, während sie schuftete und rackerte, um ihren Gegner zu bezwingen, aber der hatte alles unter Kontrolle, er wusste, dass er nicht alleine war. Und sie? Sie spürte einen Schmerz, der ihr von oben bis unten durch den ganzen Körper riss, einen Schmerz, wie sie noch niemals einen empfunden hatte. Sie spürte nicht, dass ihr Gegner sie inzwischen schon zweimal getroffen hatte und sie ihn auch, dass sie beide bluteten, während sie wie zwei Besessene aufeinander einschlugen.
    Nach all den Jahren des sinnlosen Im-Kreis-Gehens, alles bekämpfend, was auch nur halbwegs seinen Kopf zu heben wagte, hatte sie ihre kleine Schwester wiedergefunden, die sie so lange für tot gehalten hatte, und hatte nur ein einziges Wort von ihr vernommen: »Unmöglich!«
    Hektei fiel jetzt, starr und zitternd wie in einem Krampf, die Arme noch immer blind tastend vorgestreckt, und ihr Mörder lud schon wieder nach, ganz ruhig, ganz fachmännisch.
    Die Meute im Oval kreischte schon wieder. Es klang wie ein überwiegend weiblicher Donner.
    Der Rittrichter winselte und schniefte und tastete nach seiner Armbrust, die er einhändig doch gar nicht mehr würde spannen können.
    »Rittrichter Vardrenken?«, sprach der Nachladende ihn an. »Ich weiß, dass ich anders lautende Befehle habe. Aber drei meiner Kameraden sind gefallen. Ich gehe jetzt kein weiteres unnötiges Risiko mehr ein und mache ein Ende.«
    »Ich will sie lebend«, plärrte der

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