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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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zuvorkommender, so betonter Höflichkeit begrüßt, dass ihr Thorpes Bericht über ihn wieder einfiel und sie sich über die Erfahrung freute, dass man sich ab und zu auf ihn verlassen konnte. Der General trieb seine bemühte Aufmerksamkeit so weit, dass er, weil ihm die Hast, mit der Catherine das Haus betreten hatte, entgangen war, ärgerlich auf den Diener wurde, durch dessen Nachlässigkeit ihr zugemutet worden war, die Zimmertür selbst zu öffnen. Was fiel William denn ein? Er würde der Sache nachgehen. Und wenn Catherine nicht lebhaft seine Unschuld beteuert hätte, hätte womöglich William für immer die Gnade seines Herrn, wenn nicht sogar seine Stellung durch ihren Übereifer verloren.
    Als sie eine Viertelstunde bei ihnen gesessen hatte, erhob sie sich, um sich zu verabschieden, und wurde höchst angenehm durch General Tilneys Frage überrascht, ob sie seiner Tochter die Ehre geben wolle, bei ihnen zu essen und den Rest des Tages mit ihnen zu verbringen. Miss Tilney stimmte in die Bitte ein. Catherine war ihnen sehr verbunden, aber sie sei dazu nicht in der Lage. Mr. und Mrs. Allen erwarteten sie jeden Augenblick zurück. Der General erklärte, dann wolle er nicht weiter in sie dringen; Mr. und Mrs. Allens Ansprüche gingen vor, aber er vertraue darauf, dass sie Catherine gelegentlich bei rechtzeitiger Einladung ein paar Stunden ihrer Freundin zuliebe entbehren könnten. O nein, Catherine war ganz sicher, dass sie nicht das Geringste dagegen einzuwenden hätten, sie würde mit großem Vergnügen kommen. Der General selbst begleitete sie an die Haustür, machte auf der Treppe die charmantesten Bemerkungen, bewunderte ihren anmutigen Gang, der so gut zu ihrem lebhaften Tanzen passe, und machte ihr beim Abschied eine der gekonntesten Verbeugungen, die sie je gesehen hatte.
    Catherine war von allem, was sie erlebt hatte, entzückt und schritt – anmutig, wie sie folgerte, obwohl sie selber nie darauf gekommen wäre, zur Pulteney Street zurück. Sie kam zu Hause an, ohne den beleidigten Freunden noch zu begegnen, und nun, wo sie auf der ganzen Linie gesiegt, wo sie sich durchgesetzt hatte und der Spaziergang sicher war, kamen ihr, als die freudige Erregung nachließ, Zweifel, ob sie ganz richtig gehandelt hatte. Ein Opfer war immer edelmütig, und wenn sie ihren eindringlichen Bitten nachgegeben hätte, dann wäre ihr der Gedanke an eine beleidigte Freundin, einen verärgerten Bruder und einen für beide glückverheißenden, aber vielleicht durch ihr Verhalten vereitelten Ausflug erspart geblieben. Zu ihrer Beruhigung und um die Meinung eines Unvoreingenommenen über die Richtigkeit ihres Verhaltens einzuholen, nahm sie die Gelegenheit wahr, den halb und halb schon beschlossenen Plan ihres Bruders und der Thorpes für den folgenden Tag Mr. Allen vorzutragen. Mr. Allen ging gleich darauf ein. »Und Sie«, sagte er, »wollen Sie nun auch mitfahren?«
    »Nein, ich hatte mich zu einem Spaziergang mit Miss Tilney verabredet, bevor die anderen mir davon erzählten, und deshalb konnte ich ja nicht mitfahren, nicht wahr?«
    »Nein, natürlich nicht, und ich bin froh darüber. Diese Ausflüge sind nicht das Richtige für Sie. Junge Leute, die im offenen Wagen über Land kutschieren! Ab und zu lasse ich es mir gefallen, aber zusammen in Gasthäusern und in der Öffentlichkeit zu erscheinen! Das gehört sich nicht, und ich wundere mich, dass Mrs. Thorpe es erlaubt. Ich bin froh, dass Sie nicht mitfahren wollen. Ich bin sicher, Mrs. Morland wäre nicht davon begeistert. Mrs. Allen, bist du nicht auch meiner Meinung?«
    »Ja, sehr sogar. Offene Wagen sind eine grässliche Sache. In fünf Minuten ist ein sauberes Kleid schmutzig. Beim Ein- und Aussteigen wird man nass gespritzt, und Haar und Haube werden vom Wind in alle Richtungen geweht. Ich verabscheue offene Wagen auch.«
    »Das weiß ich, aber darum geht es nicht. Findest du nicht, dass es einen merkwürdigen Eindruck macht, wenn junge Damen ständig von jungen Männern herumgefahren werden, mit denen sie nicht einmal verwandt sind?«
    »Ja, mein Lieber, einen außerordentlich merkwürdigen Eindruck. Ich kann es gar nicht mit ansehen.«
    »Liebe Madam«, rief Catherine, »warum haben Sie mir das nicht früher gesagt? Wenn ich gewusst hätte, dass es sich nicht gehört, wäre ich gar nicht erst mit Mr. Thorpe mitgefahren, aber ich dachte immer, Sie würden es mir sagen, wenn ich Ihrer Meinung nach etwas falsch mache.«
    »Das tue ich auch, mein Kind, verlassen Sie

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