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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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James war richtig wütend. Wenn alles geklärt war, wenn Miss Tilney selbst gesagt hatte, dass Dienstag ihr ebenso gut passe, dann war es einfach lächerlich, einfach absurd, immer noch Einwände zu erheben.
    »Das ist mir ganz gleich. Mr. Thorpe hat kein Recht, eine solche Nachricht zu erfinden. Wenn ich es für richtig gehalten hätte, die Verabredung aufzuschieben, hätte ich selbst mit Miss Tilney sprechen können. So ist es nur unhöflicher, und woher soll ich wissen, dass Mr. Thorpe … Vielleicht irrt er sich wieder. Er hat mich am Freitag durch seinen Irrtum schon einmal zu einer groben Unhöflichkeit verleitet. Lassen Sie mich los, Mr. Thorpe; Isabella, lass mich gehen!«
    Thorpe erzählte ihr, dass es gar keinen Zweck hatte, hinter den Tilneys herzulaufen. Sie waren schon an der Ecke Brock Street, als er sie überholt hatte, und waren jetzt sicher zu Hause.
    »Dann gehe ich hinter ihnen her«, sagte Catherine. »Wo sie auch sein mögen, ich gehe hinterher. Es hat keinen Zweck zu reden. Wenn ich mich schon nicht dazu überreden ließ zu tun, was ich für falsch hielt, dann nützt Betrug erst recht nichts.« Und mit diesen Worten riss sie sich los und eilte fort. Thorpe wäre hinterhergesprungen, aber Morland hielt ihn fest. »Lass sie laufen, lass sie laufen, wenn sie darauf besteht.«
    »Sie ist widerspenstig wie …«
    Thorpe beendete den Vergleich nie, denn er wäre wohl nicht recht angebracht gewesen.
    In großer Erregung und aus Angst, verfolgt zu werden, aber entschlossen, sich durchzusetzen, eilte Catherine davon, so schnell die Menschenmenge es zuließ. Es war schmerzlich für sie, die anderen zu enttäuschen und zu verärgern, besonders ihren Bruder zu verärgern, aber sie bereute ihre Hartnäckigkeit nicht. Von ihren eigenen Wünschen ganz abgesehen – ihre Verabredung mit Miss Tilney ein zweites Mal zu brechen, ein nur fünf Minuten vorher freiwillig gegebenes Versprechen zurückzunehmen, und dann noch unter falschem Vorwand, konnte nur unrecht sein. Sie hatte sich ihnen nicht nur aus egoistischen Motiven widersetzt, sie hatte sich nicht nur von ihrem eigenen Vergnügen leiten lassen, das hätte nämlich in gewisser Weise auch für den Ausflug, für die Besichtigung von Blaize Castle gegolten; nein, sie hatte nur getan, was sie anderen und in deren Augen sich selbst schuldig war. Ihre Überzeugung, recht gehandelt zu haben, genügte allerdings nicht, ihre Fassung wiederherzustellen. Solange sie nicht mit Miss Tilney gesprochen hatte, war sie nicht ruhig, und indem sie ihre Schritte beschleunigte, als sie den Crescent hinter sich hatte, lief sie fast den ganzen Rest der Strecke, bis sie das Ende der Milsom Street erreicht hatte. Sie war so schnell gelaufen, dass die Tilneys trotz ihres Vorsprungs gerade erst ihr Haus betraten, als sie in Sichtweite kam, und da der Diener noch an der offenen Tür stand, beschränkte sie die Zeremonie darauf zu sagen, sie müsse unbedingt in diesem Augenblick Miss Tilney sprechen, und eilte an ihm vorbei die Treppe hinauf. Als sie die erstbeste Tür öffnete, die zufällig die richtige war, fand sie sich unmittelbar mit General Tilney, seinem Sohn und seiner Tochter im Wohnzimmer. Sie brachte sofort ihre Erklärung vor, deren einziger Fehler darin bestand, dass sie wegen ihrer nervlichen Anspannung und ihrer Atemlosigkeit gar keine Erklärung war: »Ich komme in großer Eile … Es war alles ein Irrtum … Ich habe gar nicht versprochen, mitzufahren … Ich habe den anderen von Anfang an gesagt, dass ich nicht mitkommen kann … Ich bin in aller Eile hergelaufen, um das Ganze zu erklären … Es war mir ganz gleich, was Sie von mir denken … Ich wollte nicht warten, bis der Diener mich anmeldet.«
    Die Angelegenheit selbst allerdings, obwohl durch diese Rede nicht völlig erhellt, hörte bald auf, ein Rätsel zu sein. Catherine erfuhr, dass John Thorpe tatsächlich die Nachricht übermittelt hatte, und Miss Tilney machte kein Hehl daraus, wie überrascht sie davon gewesen war. Aber ob ihr Bruder sich noch mehr gekränkt fühlte als Miss Tilney, konnte Catherine nicht herausbekommen, obwohl sie sich mit ihrer Rechtfertigung instinktiv ebenso sehr an ihn wie an sie wandte. Was man auch vor ihrer Ankunft gedacht haben mochte, nach ihren überstürzten Erklärungen wurde jeder Blick und jeder Satz wieder so freundlich, wie sie erhoffte.
    Als die Angelegenheit auf diese Weise glücklich beigelegt war, wurde sie von Miss Tilney ihrem Vater vorgestellt und von ihm mit so

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