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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Stunden brennen. Und um die Schwierigkeiten, die das Entziffern einer so alten Handschrift ohnehin machen würde, nicht noch zu vergrößern, schneuzte sie hastig den Docht. Aber ach! Schneuzen und Verlöschen waren eins. Nie hatte das Verlöschen einer Lampe eine so schreckliche Wirkung gehabt. Catherine stand einen Augenblick vor Schreck erstarrt. Die Kerze war aus. Nicht ein Fünkchen Glut am Docht ließ ihr die Hoffnung, sie wiederbeleben zu können. Undurchdringliche und endgültige Dunkelheit erfüllte das Zimmer. Eine gewaltige Sturmbö erhob sich mit plötzlicher Heftigkeit und steigerte das Grauen. Catherine zitterte am ganzen Leibe. In der nun folgenden Pause drang ein Laut wie sich entfernende Schritte und das Schließen einer entlegenen Tür an ihr entsetztes Ohr. Das ging über menschliche Kraft. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, das Manuskript fiel ihr aus der Hand, und sie tastete sich ihren Weg zum Bett, sprang hastig hinein und suchte ihre Todesangst zu lindern, indem sie tief unter die Decken kroch. In einer solchen Nacht ein Auge zuzutun, erschien ihr völlig ausgeschlossen. Da ihre berechtigte Neugier geweckt, ihre Gefühle in höchster Erregung waren, war an Ruhe nicht zu denken. Und draußen der grässliche Sturm! Nie hatte sie sich durch Wind ängstigen lassen, aber jetzt schien jede Bö Unheil zu verkünden. Das Manuskript, das sie auf so wunderbare Weise entdeckt und das auf so wunderbare Weise die morgendliche Prophezeiung erfüllt hatte – wo mochte es herkommen? Was mochte es enthalten? Von wem mochte es handeln? Wie konnte es so lange verborgen geblieben sein? Und wie außerordentlich merkwürdig, dass es ihr Schicksal sein sollte, es zu entdecken! Doch ehe sie nicht im Besitz seines Inhalts war, konnte sie weder Schlaf noch Ruhe finden, und sie war entschlossen, das Manuskript gleich bei Tagesanbruch zu lesen. Aber noch lagen viele öde Stunden vor ihr. Sie schauderte, warf sich im Bett hin und her und beneidete alle friedlichen Schläfer. Der Sturm wütete noch immer, und verschiedenartige Geräusche, grauenhafter noch als der Wind, drangen von Zeit zu Zeit an ihr erschrecktes Ohr. Mal schienen sich die Bettvorhänge zu bewegen, mal vernahm sie ein Rütteln an der Tür, als versuche jemand, in ihr Zimmer zu dringen. Ein dumpfes Flüstern schien die Galerie entlangzukriechen, und mehr als einmal ließ ihr das Geräusch entfernter Klagelaute das Blut in den Adern stocken. Stunde um Stunde verging, und die erschöpfte Catherine hörte alle Uhren im Hause drei schlagen, bevor der Sturm sich legte und sie unmerklich in tiefen Schlaf fiel.

Kapitel 22
    Das Geräusch, mit dem das Mädchen die Fensterläden aufklappte, weckte Catherine am nächsten Morgen um acht Uhr, und erstaunt, wie sie ihr überhaupt hatten zufallen können, öffnete sie die Augen, denen sich gleich ein erfreulicher Anblick bot. Ihr Kaminfeuer brannte schon, und der nächtliche Sturm war einem strahlenden Morgen gewichen. Gleichzeitig mit dem Bewusstsein ihrer Existenz kehrte auch die Erinnerung an das Manuskript zurück, und kaum hatte das Mädchen den Raum verlassen, da sprang sie aus dem Bett, sammelte hastig die verstreuten Blätter auf, die sich beim Hinfallen aus der Rolle gelöst hatten, und kehrte schnell wieder ins Bett zurück, um sich das Vergnügen ihrer Lektüre in aller Bequemlichkeit zu gönnen. Sie sah nun deutlich, dass sie kein so umfangreiches Manuskript erwarten durfte, wie sie ihr sonst in Büchern Schauder einjagten, denn die Rolle, die offenbar nur aus kleinen, losen Blättern bestand, war bei genauerem Hinsehen nur mäßig dick und weniger vielversprechend, als sie anfänglich vermutet hatte.
    Mit lüsternem Auge überflog sie eine Seite. Der Inhalt ließ sie stutzen. War es möglich, oder täuschten sie ihre Sinne? Es handelte sich anscheinend um nichts anderes als eine Wäscheliste in ungelenker und moderner Handschrift. Wenn sie ihren Augen trauen durfte, dann hielt sie ein Wäscheverzeichnis in der Hand. Sie zog ein anderes Blatt hervor und sah mit geringen Abweichungen dieselben Wäschestücke. Ein drittes, ein viertes und ein fünftes boten nichts Neues. Hemden, Strümpfe, Krawatten und Westen starrten ihr aus jedem Blatt entgegen. Zwei weitere in derselben Handschrift verzeichneten Ausgaben von nicht minder alltäglichem Interesse für Briefe, Haarpuder, Schnürbänder und Lederreinigungsmittel. Und der größere Bogen, in den die anderen eingerollt waren, war anscheinend der ersten,

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