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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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ist weiter nicht von Bedeutung. Die halbe Strecke gibt mir der General bestimmt einen Diener als Begleitung mit, und dann bin ich bald in Salisbury, und dann sind es nur noch neun Meilen bis nach Hause.«
    »Ach, Catherine! Bei einer solchen Regelung wäre es nicht ganz so unerträglich, obwohl Sie viel mehr verdienen, als der mindeste Anstand vorschreibt. Aber – wie soll ich es Ihnen nur sagen? Morgen Vormittag ist als Reisetermin für Sie festgesetzt, und nicht einmal die Uhrzeit ist Ihnen überlassen. Sogar die Kutsche ist bestellt und wird um sieben Uhr hier sein, und kein Diener wird Sie begleiten.«
    Catherine setzte sich, es verschlug ihr den Atem und die Sprache. »Ich traute meinen Ohren nicht, als ich es hörte, und die ganz und gar berechtigte Empörung und Erbitterung, die Sie in diesem Augenblick empfinden müssen, kann nicht größer sein als das, was ich … aber ich darf nicht sagen, was ich empfand! Oh! Wenn ich nur wüsste, wie ich den Schlag lindern könnte! Guter Gott! Was werden Ihr Vater und Ihre Mutter sagen? Sie aus den Händen wahrer Freunde wegzulocken zu dieser … noch einmal so weit von zu Hause entfernt … Sie nun aus dem Haus zu weisen, ohne die mindeste Rücksicht auf das, was sich gehört! Liebe, liebe Catherine, als Überbringerin einer solchen Nachricht mache ich mich mitschuldig an der Beleidigung. Doch ich vertraue darauf, Sie werden mich freisprechen, denn Sie sind lange genug in diesem Hause gewesen, um zu wissen, dass ich nur dem Namen nach seine Herrin bin, dass meine wirkliche Macht gar nichts ist.«
    »Habe ich den General beleidigt?«, fragte Catherine mit versagender Stimme.
    »Ach! Soweit ich als Tochter weiß, soweit ich es beurteilen kann, haben Sie ihm keinen berechtigten Anlass zur Beleidigung gegeben. Er ist zweifellos ungehalten, außerordentlich ungehalten, ich habe ihn selten so erlebt. Er ist kein ausgeglichener Mensch, und nun ist etwas geschehen, was ihn ganz und gar aus der Fassung gebracht hat. Irgendeine Enttäuschung, irgendein Ärgernis, das gerade jetzt wichtig zu sein scheint, das aber doch schwerlich Sie betreffen kann, denn wie wäre das möglich?«
    Catherine fand nur unter großer Anstrengung Worte. Nur um Eleanors willen bemühte sie sich darum. »Jedenfalls täte es mir außerordentlich leid«, sagte sie, »wenn ich ihn beleidigt hätte. Nichts hätte mir ferner gelegen. Aber seien Sie nicht unglücklich, Eleanor. Eine Verabredung muss man halten. Ich bedaure nur, dass man nicht früher daran gedacht hat, dann hätte ich nach Hause schreiben können. Aber es hat weiter keine Bedeutung.«
    »Ich hoffe es, ich hoffe von ganzem Herzen, dass es für Ihre Sicherheit keine Bedeutung hat. Aber für alles andere ist es von größter Bedeutung, für Seelenfrieden, Ansehen, Anstand, für Ihre Familie, für die Welt. Wären Ihre Freunde, die Allens, noch in Bath, dann könnten Sie mit Leichtigkeit zu ihnen fahren, in ein paar Stunden wären Sie da. Aber eine Reise von siebzig Meilen, mit der Postkutsche, in Ihrem Alter, allein, ohne Begleitung!«
    »Ach, die Reise ist gar nichts. Denken Sie gar nicht daran. Und wenn wir uns trennen müssen, auf ein paar Stunden früher oder später kommt es auch nicht an. Ich kann um sieben fertig sein. Lassen Sie mich rechtzeitig wecken.«
    Eleanor merkte, dass Catherine allein sein wollte, und da es ihr für sie beide besser schien, weitere Gespräche zu vermeiden, verließ sie sie mit einem »Bis morgen früh«.
    Catherines übervolles Herz bedurfte der Erleichterung. In Eleanors Gegenwart hatten Freundschaft und Stolz gleichermaßen ihre Tränen zurückgehalten, aber kaum war sie gegangen, da fing sie hemmungslos an zu weinen. Aus dem Haus gewiesen zu werden, und dann noch auf solche Weise! Ohne einen Grund, ohne eine Entschuldigung, die diese Plötzlichkeit, diese Unhöflichkeit, ja, diese Unverschämtheit rechtfertigen oder mildern konnten! Und Henry weit entfernt – nicht einmal Abschied konnte sie von ihm nehmen. Alle Hoffnungen, alle Erwartungen, die sie an ihn hatte, in weite Ferne gerückt – und wer wusste für wie lange? Wer wusste, wann sie sich wiedersehen würden? Und all das von einem Mann wie General Tilney, so höflich, so zuvorkommend, der sie so in sein Herz geschlossen hatte! Es war so unbegreiflich wie demütigend und schmerzlich. Worauf es beruhen und wozu es führen mochte, waren Überlegungen – verwirrend und bedenklich zugleich. Die Art, wie sie behandelt wurde, so unbegreiflich taktlos. Sie

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