Klotz, Der Tod Und Das Absurde
dieser Name etwas in ihm losgetreten, hatte
während der Feiertage in einem fort in ihm gearbeitet. Schließlich hatte er
sich erinnert: Patrick Fröhling war drei Klassen über ihm gewesen. Escherlich
legte der versammelten Mannschaft den Jahresbericht des Hardenberg-Gymnasiums
Fürth von 1986 vor, und die Kollegen staunten nicht schlecht, als sie erfuhren,
dass Fröhling, Gummler und Bogendorfer allesamt in ein und derselben
Jahrgangsstufe gewesen waren.
Nachdem sie sich wieder halbwegs gefangen hatten, schaltete sich nun
Klotz ein und berichtete, dass Fröhling ihm gegenüber geleugnet hatte, Thorsten
Gummler überhaupt gekannt zu haben.
Man war sich einig, dass Fröhling als Täter in Frage kam. Hatte er
die Begegnung mit dem angeblichen Mörder und dessen bizarren Auftrag vielleicht
nur erfunden, um von sich selbst abzulenken? Was außerdem noch für Fröhling
sprach, war die geographische Lage seines Wohnorts, der sich ja ziemlich genau
auf einer geraden Linie zwischen den beiden Tatorten befand.
Blieb nur noch ein Problem: Fröhlings Alibi für den Mord an
Bogendorfer. Man beschloss, noch mal genauer in diese Richtung zu ermitteln.
Kommissaranwärter Zebisch äußerte Bedenken. Irgendwie passte seiner
Meinung nach die Sache mit dem Adresszettel, auf dem Klotz’ Name nebst der
Anschrift eines Friedhofs vermerkt war, nicht dazu, dass Fröhling als Mörder in
Betracht kam. Auch die anderen sahen dieses Problem. Irgendetwas war da schief,
nicht ganz schlüssig, irgendwie ein bisschen absurd. Aber niemand war in der
Lage, richtig zu formulieren, worin die Unvereinbarkeit dieses Adresszettels
mit der möglichen Täterschaft Fröhlings bestand.
Ein Motiv seitens Fröhling für den Mord an Bogendorfer war durchaus
denkbar. Schließlich hatten sich Bogendorfer und dessen Meister in der letzten
Zeit nicht besonders verstanden. Es war um Geld gegangen, und da hörte
bekanntlicherweise die Freundschaft auf. Vielleicht ging es auch um Rache.
Vielleicht eine Frauengeschichte, wer weiß. Das Mordmotiv in Bezug auf Gummler
musste natürlich noch ermittelt werden.
Nur eines passte nicht, und da waren sie wieder bei Zebischs Einwand
angelangt: Warum wollte der mutmaßliche Mörder Patrick Fröhling Hauptkommissar
Werner Klotz auf dem Friedhof, also tot, sehen?
Für einen Moment wusste niemand etwas zu sagen. Schließlich meldete
sich Escherlich zu Wort: »Der Adresszettel kann doch alles Mögliche bedeuten!
Steht da etwa drauf: Klotz, ich werde dich töten?«
»Da ist schon was dran«, erklärte Staatsanwältin Gulden schließlich,
»die Todesdrohung ist allein unsere Interpretation. Aber wenn wir schon bei der
Interpretation der Taten dieses Irren sind, dann müssen wir auch offen zugeben,
dass wir bisher schlicht und einfach nicht in der Lage sind, eine adäquate
Explikationsmatrize für die Morde zu finden.«
Eine adäqua was ?, fragte sich
Klotz. Dachte, es würde schon richtig sein, und kommentierte lapidar:
»Stimmt.«
»Wenn Fröhling der Mörder ist, dann muss er auch eine Erklärung für
seine absonderlichen Inszenierungen parat haben«, merkte Huber an.
Klotz fiel wieder ein, dass er Huber letzte Woche mal um einen
Fallanalytiker gebeten hatte, und er schüttelte den Kopf.
Nun teilte Laanschaf seine Untersuchungsergebnisse bezüglich eines
möglichen Codes im Zusammenhang mit den gefälschten Kennzeichen mit. Eine
intensive Entschlüsselungsarbeit hatte keine weiteren Aufschlüsse hinsichtlich
einer Botschaft ergeben. Der Kriminaltechniker war dennoch überzeugt davon,
dass es sich um einen Code handelte, dieser aber unvollständig war.
»Möglicherweise wird er lesbar, wenn der Täter bei seinem nächsten
Mord wieder etwas zurücklässt.«
»Was Gott verhüten möge«, kommentierte der Polizeipräsident, »es
darf keinen nächsten Mord mehr geben. Unter keinen Umständen.«
Klotz sah zu Gerichtsmediziner Lackner hinüber, der heute irgendwie
nur die Rolle eines besseren Statisten auszufüllen schien. Die anfänglichen
Kritzeleien auf Lackners Block waren inzwischen zu eindeutigen, filigran
ausgearbeiteten Zeichnungen herangediehen. So jemanden hätte er sich als
Banknachbarn in der Schule gewünscht, dachte Klotz, dessen große Augen gerade
drauf und dran waren, in einem in Form und Größe perfekten Busen zu versinken.
»Also, meine Damen und Herren, dann ist ja alles klar. Frau Gulden
und ich würden uns freuen, wenn die anstehenden Aufgaben bis zum Ende dieses
Jahres bewältigt werden könnten.
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