Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
Vom Netzwerk:
Händen strich er sanft über Kotflügel und Kühlergrill.
    Cool down pink! Sanft lächelnd ging der Mechaniker davon. Auf Zehenspitzen, wäre das mit Stahlkappen an den Schuhen möglich gewesen.
    Dieses Schnurren und Schnauben hatte schon was, dachte Klotz, als er den V8-Motor des Camaro abschaltete. Aber welchen Sinn machte diese dämliche Heizdecke im Sommer? Wahrscheinlich hatte Albert die mit Absicht eingesteckt, um ihn zu ärgern. Klotz riss den Zigarettenanzünder-Stecker heraus und klemmte ihn zwischen Fahrersitz und Mittelkonsole. Dann löste er den Anschnallgurt, drehte den Rückspiegel zur Fahrerseite hin und kontrollierte ein letztes Mal Frisur und Krawattenknoten. Sitzt, passt und hat Luft, beruhigte er sich selbst, öffnete die Tür und trat auf den Lehrerparkplatz hinaus.
    Rechts erkannte er den gestreiften Kachelbau des Theater Mumpitz, das sich durch seine großen Bullaugen auszeichnete. Links, über dem glänzenden Stahldach der Schule, stach die Spitze des Fernsehturms in einen wolkenlosen Julihimmel. Er drehte sich um und betrachtete eine Litfaßsäule, die unweit des U-Bahnhofs Rothenburger Straße aufgestellt war.
    »Und das vor einer Schule«, sagte Klotz vor sich hin. Auf dem Plakat konnte man das pralle Dekolleté einer Frau im gelben Top sehen, die an einer Bierflasche saugte. »Keine Haare auf der Brust, aber Astra trinken!«, schrie der Werbespruch auf ihren Brüsten.
    »So also wollen sich die Fischköpfe bei uns in Franken einschmeicheln. Das hätten die wohl gern, dass wir auf so was reinfallen!«
    Die gespielte Empörung, die er einem Lehrer für angemessen hielt, erschien ihm als eine gute Übung für das, was in den nächsten Tagen auf ihn zukommen würde. Insgeheim nahm er sich vor, dieses Astra vielleicht doch mal zu probieren.
    »Ich habe das auch schon moniert. Aber den Chef scheint das anscheinend nicht sonderlich zu interessieren«, ertönte es hinter ihm. Klotz, der sich im ersten Moment etwas erschreckt hatte, drehte sich um und sah einen mittelgroßen Mann, der ein violettes Hemd trug.
    »Schittkowski, mein Name, Willibald Schittkowski. Geografie, Geschichte, Wirtschaft.«
    Klotz sah kurz zum Klinkerbau der Villa Leon hinüber. Vor der Kneipe des Bürgerzentrums waren Stühle, Tische und Sonnenschirme aufgebaut.
    »Keine Angst«, fuhr der Kollege lachend fort, »nomen non est omen.«
    Auch noch Latein, dachte Klotz und antwortete: »Bieringer. Werner Bieringer. Oberstudienrat für Deutsch und …«
    Ja, für was überhaupt noch? »… und nomen definitiv est –«
    »Aha. Dann sind Sie die Vertretung für Frau Cordes«, unterbrach ihn Schittkowski glücklicherweise und strich sich dabei verlegen durch das spärliche Haar. Er begleitete Klotz auf seinem Weg in das Schulgebäude und gab den Fremdenführer.
    Das städtische Gymnasium sei vor sechs Jahren im Rahmen der Neugestaltung des ehemaligen Schlachthofgeländes in Sankt Leonhard gebaut worden. Sport werde hier auch als Hauptfach unterrichtet. Abgesehen von der Stadt Nürnberg sei der 1.  FC Nürnberg Schirmherr der Schule. Deshalb trage die Einrichtung auch den Namen des größten Nürnberger Fußballers. Ob er, Bieringer, gewusst habe, dass es Max Morlock gewesen war, der damals 1954 in Bern den eins zu zwei Anschlusstreffer im Endspiel gegen die Ungarn geschossen und somit der Mannschaft den entscheidenden Auftrieb gegeben habe?
    Klotz war neben dem Eingang vor einer Sandsteinsäule stehen geblieben. Auf ihr thronte ein stählerner Fußball. Irgendwie sah das nach den frühen siebziger Jahren aus, mittlere Verschandelungsphase.
    »Natürlich habe ich das gewusst«, log Klotz ohne schlechtes Gewissen, da er der Meinung war, dass seine Undercover-Identität dies wissen sollte. »Wer wüsste das denn nicht?«, setzte er bestimmt hinzu.
    Nachdem sie die Aula betreten hatten, erkundigte er sich nach dem Büro des Schulleiters und wünschte dem Kollegen Schittkowski noch einen schönen Tag.
    Wo war er hier eigentlich? In einem China-Restaurant oder in einem Direktorat? Klotz starrte fasziniert auf die blaue Beleuchtung eines Aquariums, das sich komplett über eine Längsseite des Zimmers zog und in die Wand eingelassen war. Er nahm verschiedene Pflanzen wahr, die in ihrem wirbelhaften Schweben beinahe ätherisch wirkten. Dazwischen Fische in allerlei Formen und Farben.
    »Setzen Sie sich doch bitte, Herr Klotz. Oder soll ich Sie Bieringer nennen?«
    »Wäre sicher besser. Am besten, wir vergessen diesen Klotz, solange ich

Weitere Kostenlose Bücher