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Knapp am Herz vorbei

Knapp am Herz vorbei

Titel: Knapp am Herz vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Moehringer
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wer du wirklich bist, dann halte dich fern.
    Willie hört den Wolf und den Bären kichern.
    Auf Wiedersehen, Willie. Viel Glück.
     
    Sutton: Nach ihrer Rückkehr vom Mond waren die Astronauten in Quarantäne. Wusstet ihr, dass jemand in das Gebäude einbrach, in dem sie untergebracht waren, und den Safe mit ihren Mondsteinen stahl?
    Schreiber: Ja, es stand in der Zeitung.
    Sutton: Den Mond stehlen. Das nenne ich einen Coup.
    Schreiber: Wie sind Sie darauf gekommen, Mr Sutton?
    Sutton: Einfach so.
    Schreiber: Mr Sutton, also Ihre Handschrift ist, Mann. Diese Karte. Hm. Soweit ich es lesen kann, ist unser nächster Halt in der Mitte von – Meadowlark’s Arsch?
    Sutton: Meadowport Arch.
    Schreiber: Oh. Ja. Das ergibt mehr Sinn.
     
    Bess erzählt ihren Eltern, dass sie mit ihren Freundinnen verabredet ist, trifft sich stattdessen aber am Meadowport Arch mit Willie. Das am Rand von Long Meadow gelegene Bogengewölbe besteht aus einem dreißig Meter langen Tunnel mit einer Kuppeldecke und Wänden aus stark duftendem Zedernholz. Unser Liebestunnel, nennt Willie ihn. Unser Moor, sagt Bess in Anspielung auf
Sturmhöhe
. Sie verbringen dort Stunden um Stunden, schmieden Pläne, lauschen dem Echo ihrer Pläne.
    Wenn das Bogengewölbe von einem anderen Pärchen oder einem Waschbären besetzt ist, ziehen sie sich unter das in der Grand Army Plaza zurück. Dort sitzen sie dicht beisammen unter den Statuen von Ulysses Grant, Abraham Lincoln – und Alexander Skene?
    Wer um alles in der Welt ist das?, fragt Bess.
    Willie liest die Inschrift. Hier steht: Alexander Skene war ein renommierter – Gynäkologe?
    Darüber müssen beide herzhaft lachen.
    Ständig reden sie von einem Leben mit mehr Privatsphäre, einem Leben, in dem sie allein sein können, wann immer sie wollen.
    Ich würde dich ihn reinstecken lassen, sagt Bess.
    Bess.
    Doch, Willie. Wenn wir allein wären, dürftest du mit mir machen, was immer du willst.
    Was immer du willst
 – diese Worte gehen Willie Tag und Nacht durch den Sinn.
    Wenn es regnet oder schneit, treffen sie Eddie und Happy bei Finn McCool’s, einer üblen Spelunke mit einem Bild vom Ben Bulben, einem irischen Tafelberg, über der Bar. Der Wirt weiß, dass sie minderjährig sind, aber das interessiert ihn nicht. Er ist ein alter Mann mit grauem Filzhut und kanariengelben Hosenträgern, der glaubt, wer zahlt, darf auch trinken. Er glaubt außerdem, einen Schirm im Inneren zu öffnen bringt jahrelang Pech. Sobald ein Gast seinen Schirm aufspannt, dreht der Wirt sich dreimal im Kreis und spuckt dann auf den Boden, um die Unglücksbringer abzuwenden. Bess öffnet ihren Schirm mehrmals am Abend, nur um das zu sehen. Eddie und Happy finden es zum Brüllen. Noch in hundert Jahren, denkt Willie, werden wir uns daran erinnern, wie Bess am Tresen steht, ihren Schirm herumwirbelt und den Wirt verspottet. Und das Schicksal.
    Ende Januar 1919 sitzen Eddie und Happy an der Bar, während Willie und Bess vor ihnen stehen und ihre Situation beklagen. Happy schmunzelt. Romeo und Julia von Brooklyn, sagt er.
    Wir sind nicht Romeo und Julia, sagt Bess. Willies Familie ist nicht gegen mich.
    Sie sind nur gegen
ihn
, sagt Happy.
    Hört mit dem Romeo-und-Julia-Quatsch auf, sagt Willie. Die sterben am Ende.
    Aber ihre Familien setzen ihnen wenigsten ein Denkmal, sagt Bess. So wie Alexander Skene.
    Sie lacht. Willie nicht.
    Eddie behauptet, es gebe eine Lösung. Ihr zwei solltet einfach
durchbrennen
, sagt er.
    Bess schnappt nach Luft. Sie schaut Willie an – froh, erwartungsvoll. Er sieht doppelt so viele Goldtupfer in ihren blauen Augen. Schüttelt den Kopf. Bess, Liebes, wohin sollen wir denn gehen? Wie sollen wir leben?
    Sie weiß keine Antwort. Missmutig lässt sie das Thema fallen.
    Doch am nächsten Abend am Meadowport greift sie es wieder auf. Sie hat eine Idee, sagt sie. Die Schiffswerft ihres Vaters. Sie könnten den Safe aufbrechen und dann verschwinden. Sie hätten über Jahre hinweg genug zum Leben.
    Willie fragt sich, ob sie ihn testet. Vielleicht auf den Vorschlag ihres Vaters hin.
Mal sehen, wie er reagiert. Mal sehen, ob der Junge ein reines Herz hat – oder ein irisches.
Willie erklärt Bess, dass er nicht daran denkt, einen schweren Diebstahl zu begehen. Sie sagt, das ist kein Diebstahl. Das Geld ist ihre Mitgift. Er winkt ab und sagt: Kommt nicht in Frage.
    Am nächsten und übernächsten Abend fängt Bess wieder damit an. Sie hätten keine Wahl. Ihr Vater hat den Verdacht, dass sie sich

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