Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
genommen.«
»Sie hätten aber die Ermittlungen mit Ihrer Aussage deutlich beschleunigen können«
»Ihre Ermittlungen waren mir scheißegal. Es ging um die Sicherheit meiner Freundin.«
»Wie ist eigentlich Ihr Schlüsselanhänger in die Wohnung von Frau Hauschild gekommen?«
»Er war kaputt. Die Öse, mit der ich das Ding am Schlüsselring befestigt hatte, war ausgerissen. Susanne hat mir angeboten, das Schild von ihrem Freund reparieren zu lassen, deshalb habe ich es ihr gegeben.«
»Und die Kaffeetasse?«
»Die hatte ich schon vor Wochen aus meiner Wohnung mit ins Büro genommen. Offermann muss sie von meinem Schreibtisch genommen und in Susannes Wohnung gestellt haben.«
»Alles das hätten Sie uns sagen müssen.«
»Eine ganze Menge davon hätten die Kollegen selbst herausfinden können.«
»Es gibt Überlegungen, Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen anzuzeigen.«
»Kein Problem«, sagte Gregor. »Dann leite ich ein Dienstaufsichtsverfahren wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht ein.«
»Nun, zum Glück ist ja alles gut ausgegangen.«
Das folgende Geräusch wurde nicht ins Protokoll übertragen, aber ich hatte es gehört, als es aus Gregors Nase kam. Todesverachtung ist nix dagegen.
Protokoll Katrin Zang
»Frau Zang, warum sind Sie nicht zur Polizei gekommen?«
»Machen Sie Witze? Der Mörder von Paulina Pleve und Susanne Hauschild ist ein Bulle. Und die Idioten aus Düsseldorf haben den Kollegen Kreidler in den Knast gesteckt und alle sonstigen Spuren vernachlässigt. Mein Vertrauen in die Kripo war gleich null.«
»Wie sind Sie darauf gekommen, dass Offermann der Mörder von Paulina Pleve und Susanne Hauschild ist?«
»Er ist Gesellschafter der Firma MelinaMed und somit maßgeblich am Gewinn beteiligt.«
»Was ist daran ungesetzlich?«
»Nichts. Aber woher hatte Offermann eine halbe Million, um diese Firmenanteile zu kaufen?«
»Nun, woher hatte er sie?«
»Er hatte sie gar nicht. Der Inhaber, Bastian Weiz, hat ihm die Anteile überschrieben. Mit anderen Worten: geschenkt. Und zwar nur einen Monat, nachdem Kommissar Offermann den Mord am Schwager von Bastian Weiz bearbeitet hatte.«
»Mit diesen Informationen hätten Sie zur Polizei gehen können.«
»Hätte ich. Wollte ich aber nicht.«
»Stattdessen sind Sie in ein Gebäude eingebrochen …«
»Herr Weiz hat keine Anzeige erstattet.«
»Sie haben polizeiliche Ermittlungen behindert …«
»Schwachsinn.«
»Und Sie haben Andreas Offermann niedergeschlagen. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung.«
»Mein Mitleid hält sich in Grenzen.«
»Der Anwalt von Herrn Offermann erwägt eine Klage gegen Frau Gerstenmüller und Sie wegen tätlichen Angriffs.«
»Der Anwalt von Herrn Offermann kann mich mal.«
Protokoll Bastian Weiz
»Was ist an dem Abend, nachdem Ihr Schwager starb, passiert?«
»Ich fuhr in Panik nach Hause. Etwa zwei Stunden später klingelte es an der Haustür. Andy stand vor der Tür.«
»Andy?«
»Andreas Offermann.«
»Sie kannten ihn?«
»Wir waren früher im selben Tennisclub, spielten beide im Vereinsteam. Er war ein armer Schlucker, hatte kaum Geld für einen Schläger, aber ein unglaubliches Naturtalent.«
»Was geschah also weiter, als Offermann an dem Abend bei Ihnen klingelte?«
»Er sagte: ›Ich weiß, was du heute Abend getan hast.‹ Grinsend. Als würde er sich nur einen kleinen Spaß erlauben. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er etwas wollte. Er hatte diesen gierigen Blick wie früher vor einem wichtigen Spiel. Er wollte gewinnen. Um jeden Preis.«
»Und was taten Sie?«
»Ich bat ihn herein, wir gingen in mein Arbeitszimmer. Er legte wortlos zwei Dinge auf den Tisch: meinen Siegelring und seinen Polizeiausweis.«
»Und dann haben Sie eine Vereinbarung getroffen.«
»Ja. Er hat mir angeboten, mich aus der Sache rauszuhalten, wenn ich ihn entsprechend bezahle. Ich habe ihn ausgelacht. Meine Firma stand kurz vor der Insolvenz.«
»Aber irgendwie haben Sie sich doch einigen können.«
»Ich habe ihm das Problem mit den minderwertigen Rohstoffen erklärt, das zu dem Streit mit meinem Schwager geführt hat. Er hat ein paar Minuten nachgedacht und vorgeschlagen, billige Rohstoffe zur Geschäftsgrundlage zu machen. Auf die Art kommt beim gleichen Umsatz ein Vielfaches an Gewinn heraus.«
»Den Sie ihm ausgezahlt haben.«
»Ja.«
»Warum haben Sie sich auf diesen Deal eingelassen?«
»Damit ich nicht ins Gefängnis musste, natürlich. Meine Tochter war
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