Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
Jenny und hielt ihr die Knarre ins Gesicht.
»Katrin? Wie siehst du …Was machst du hier?«, flüsterte Jenny perplex.
»Pssst!«, machte Katrin mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck. »Da drin ist ein Geiselnehmer.«
Jenny stutzte, bewegte sich vorsichtig einige Schritte seitwärts und warf dann aus der Tarnung eines hässlichen Strauchs mit dicken, glänzend grünen Blättern heraus einen kurzen, vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer.
»Ich sehe keinen«, sagte Jenny.
»Du siehst ihn, Jenny. Es ist Offermann.«
Jennys Gesichtszüge entgleisten nicht. Sie wurden nachdenklich, vielleicht auch ein bisschen entschlossen, so wie vorhin, als Offermann sie im Büro Jennyschatz genannt hatte, aber jedenfalls nicht ungläubig. »Hast du Beweise?«
Katrin nickte grimmig. »Nicht hier.«
»Ich geh da jetzt rein.« Jennys Stimme klang eindeutig trotzig.
Katrin machte einen Ausfallschritt nach vorn, schlug Jenny die Dienstwaffe aus der Hand, warf sich mit einem Hechtsprung darauf und stand schneller wieder auf den Beinen, als ich gucken konnte.
Und ich hatte Volleyball immer für langweilig gehalten!
»Was machst du überhaupt hier?«, fragte Katrin.
Jenny zog eine Schnute. »Weiz hat mir auf den AB gequatscht, dass er mir jetzt alles erklären will. Als ich hier ankam, habe ich dich durch die Büsche bei deinem Einbruchversuch gesehen, aber nicht erkannt.«
»Vielleicht hältst du dich da besser raus, wenn du glaubst, Offermann ist unschuldig«, sagte Katrin hart.
Jennymaus hatte nicht etwa Tränen in den Augen, sondern ein Glitzern, das ich bei ihr noch nie gesehen hatte. »Ich bin keine Praktikantin und ich habe die Schnauze voll davon, dass alle mich so behandeln. Also, wenn sich hiereiner raushält, dann sind das die Zivilisten. Gib mir meine Waffe!«
Katrin schüttelte den Kopf. »Nicht, solange du Offermann für den Guten hältst.«
Jenny verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann überzeug mich.«
»Wann hat Offermann sich an dich rangeschmissen? Als du den Fall Paulina Pleve bearbeitet hast? Er hat sie getötet und ihren Tod als Selbstmord inszeniert. Über dich hat er die Ermittlung verfolgt und manipuliert. Er hat immer wieder darauf gedrungen, dass du den Fall als Selbstmord abschließt, richtig?«
Jenny war über diese Deutung der Fakten offensichtlich nicht schockiert.
»Susanne Hauschild hat er ebenfalls auf dem Gewissen und die Indizien gegen Gregor hat er in ihre Wohnung gebracht. Die Kaffeetasse aus dem Büro, zum Beispiel.«
Okay, jetzt wurden Jennys Augen erst größer, dann verengten sie sich zu Schlitzen. »Seit wann weißt du das?«
Irgendetwas war mit ihr geschehen, seit ich sie im Präsidium verlassen hatte. Sie hatte sich über Offermann geärgert und selbst schon zwei und zwei zusammengezählt. Ich glaubte nicht, dass sie bei ihrer Rechenübung auf vier gekommen war, aber die Drei hatte sie mindestens erreicht.
Katrin sprach derweil hektisch und leise weiter. »Mir war von Anfang an klar, dass Gregor gelinkt worden war, und zwar von einem Kollegen. Wer sonst hätte den Tatort so penibel herrichten können, dass alle Indizien auf Gregor wiesen? Und warum verteidigte Gregor sich nicht? Weil er nicht wusste, wem er trauen konnte. Ich habe also, wie Gregor verlangt hat, die Füße still gehalten, aber dann habe ich die Geduld verloren. Deshalb habe ich mich selbst ein bisschen umgehört und ich kann dir versichern: Offermann ist der Mörder.«
Jenny wurde rot, aber dann reckte sie das Kinn vor. »Hast du auch dafür Beweise?«
»Jede Menge.«
Jennymaus überlegte mehrere Sekunden, aber sie brach angesichts der Wendung, die das Geschehen nahm, nicht etwa in Tränen aus, sondern nickte kurz und entschlossen. »Gib mir die Waffe zurück.«
Die Waffe tauschte die Besitzerin, dann tuschelten die beiden sich einen Plan zurecht, während ich mich wieder ins Wohnzimmer schaltete.
Ich war nur wenige Minuten weg gewesen, aber die Situation hatte sich grundlegend verändert. Birgit lag auf der Couch und schrie, Lila hockte neben ihr und hielt ihre Hand und Offermann hielt Weiz eine Knarre an den Kopf.
»Die Kombination«, ordnete Offermann an.
Mich interessierte keine Kombination, mich interessierte Birgit. Sie sah aus, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen. Weiß wie die Wand, nass geschwitzt und mit riesigen, fiebrigen Augen. Das sah nicht gut aus.
Nur aus dem Augenwinkel bekam ich mit, dass Offermann und Weiz zu dem riesigen Kamin an der Wand gingen, dass Weiz zwei Hebel
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