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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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nach.«
    Katrin folgte Stein zur Garderobe, während sie mit einem Auge Keller im Blick behielt, der einen Kaffeebecher vom Regal nahm und sich bediente.
    »Die nehmen wir mit«, verkündete Stein nach wenigen Sekunden. In der Hand hielt er Gregors Jeansjacke, die er immer trug, wenn es nicht zu kalt dafür war. »Wenn Sie gestatten, natürlich.«
    Katrin schüttelte den Kopf. »Ich gestatte gar nichts.«
    Stein ließ den Kopf hängen und blickte enttäuscht. »Wenn Sie Beweismittel unterschlagen, hängen Sie mit drin. Ist er das wert?«
    Ich konnte den Vulkan in Katrin brodeln hören.
    »Raus«, zischte sie und es war für ihr Verhältnis zur Staatsmacht sicher vorteilhaft, dass nur dieses eine Wortüber ihre Lippen kam. Katrin kann nämlich fluchen, dass selbst ich rote Ohren bekomme.
    »Sie machen einen Fehler«, sagte Stein, während er durch die Tür ging, die Katrin ihm aufhielt.
    »Danke für den Kaffee«, nuschelte Keller. Auf seinem Hemd war ein Fleck dazugekommen.
    Ich blieb bei Katrin und konnte beobachten, wie sie die Jacke in die Hand nahm, wieder aufhängte, sich einen Kaffee holte und mit der Tasse in der Hand vor der Garderobe stand und minutenlang auf die Jacke starrte. Dann rief sie Martin an.
    »Die Düsseldorfer Bullen waren hier und wollten Gregors Jeansjacke holen. Hat er die letzte Woche getragen?«
    Martin und Gregor sahen sich nicht nur privat, sondern liefen sich auch beruflich ständig über den Weg, daher konnte Martin die Frage eindeutig mit Ja beantworten.
    »Auch am Freitag?«
    Das wiederum wusste Martin nicht. Ich aber. Die Antwort lautete: Ja.
    »Und dann hat er sie bei mir hängen gelassen, damit die Bullen sie nicht in seiner Wohnung finden?« Katrin klang verunsichert.
    Ich war sauer. Von Katrin hatte ich mehr Loyalität erwartet. Ich ließ sie allein und düste zu Martin. Es wurde langsam Zeit, dass er seinem besten Kumpel den Arsch rettete. Niemand sonst schien dieses Ziel zu verfolgen. Nicht einmal Gregor selbst.
    Martin und Birgit saßen beim Abendessen, als sei alles in bester Ordnung, obwohl Martins bester Freund seit fast vierundzwanzig Stunden im Knast saß. Ich war stinkig, bevor Martin mich überhaupt bemerkt hatte.
    »Susannes Vater lebt in dem Heim, in dem Gregor siegetroffen hat. Vielleicht kann der uns ja ein bisschen über seine Tochter erzählen«, brüllte ich.
    Martin hatte, als wir drei zusammengezogen waren, ein paar lächerliche Regeln aufgestellt, deren Einhaltung ich hoch und heilig schwören musste. Erstens: Ich durfte nicht mit Birgit allein in der Wohnung sein. Das hatte etwas mit Birgits Privatsphäre zu tun. Da weder Martin noch Birgit das kontrollieren konnten, hatte ich bei meinem eigenen Grabe geschworen, mich daran zu halten. Getan habe ich es natürlich nicht. Warum auch? Da Birgit nichts von mir wusste, konnte es sie auch nicht stören, wenn ich mit ihr duschte.
    Die nächste Regel lautete, dass ich Martin und Birgit weder beim Zipfeln noch beim Essen stören und dass ich sie nicht in wichtigen Gesprächen unterbrechen durfte. Außerdem darf ich weder Martins noch Birgits Computer benutzen. Als Gegenleistung bekam ich immerhin einen eigenen Computer mit Internetzugang! Dafür hatte ich hart verhandelt – oder wie nennt man das regelmäßige Abschießen des Betriebssystems von Martins Computer? Manchmal braucht er einfach etwas Druck.
    Jetzt saßen die beiden also beim Abendessen und ich sabbelte dazwischen, erzählte Martin vom Wiedersehen zwischen Gregor und Sahne und wiederholte den Vorschlag, mit ihrem Vater zu plaudern. Martin schickte mir kurz eine Erinnerung seiner Nicht-beim-Essen-stören-Regel und machte dann wieder dicht.
    »Ein wirklich toller Freund bist du«, sagte ich. »Dir ist dein ungestörtes Breilöffeln wichtiger als Gregors Rettung.«
    Martin kaute mit Hingabe seine abendliche Möhrenpampe, obwohl sich das Schlabberzeug durch die Zahnlücken einsaugen ließ. Probierte er hier schon mal Gemüsebreirezepte für den Nachwuchs aus? Denn dass MartinFertigfutter im Glas kaufen würde, konnte ich mir im Leben nicht vorstellen.
    »Birgit braucht in ihrem Zustand Schonung und verlässliche Rituale«, erklärte Martin mir mit Herablassung.
    »Birgit braucht vor allem Anregung für ihren hellen Verstand, Abwechslung und einen Typen mit Eiern in der Hose.«
    Martin wurde rot.
    »Wir sollten irgendetwas tun, um Gregor zu helfen«, sagte Birgit plötzlich mit vollem Mund. Sie aß ein Käsebrot.
    Ich jodelte vor Glück. Birgit war nach dem

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