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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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neugierig um, was Katrin ganz offensichtlich nicht gefiel.
    »Nichts anfassen«, bellte sie, als einer der beiden nach einem Foto greifen wollte, auf dem Katrin mit Gregor und einem Elch zu sehen war. Das Foto war in einem Urlaub inSchweden entstanden, der Elch war ausgestopft. Das hatte Katrin Martin erzählt, der fast einen Herzkasper angesichts des riesigen Viehs direkt hinter den beiden bekommen hatte. Ich sag ja, Martin ist ein echter Waschlappen.
    Mit den Händen auf dem Rücken beziehungsweise in den Hosentaschen begutachteten die Kripos Katrins Reich. Der große, in der Mitte fast vier Meter hohe Raum diente als Wohn- und Esszimmer sowie Küche. Eine Wand wurde fast vollständig von einer riesigen, verglasten Gaube eingenommen, durch die man sogar den Dom sehen konnte. Zugegeben, man sah nur eine winzige Ecke eines der Türme, aber immerhin konnte man mehr sehen als den Hinterhof, auf den Gregors Bude blickte.
    Die Einrichtung war ziemlich okay. Schränke und Regale in rotem und schwarzem Lack, ein hölzerner Esstisch in Größe und Gewicht eines italienischen Kleinwagens, Holzstühle vom Flohmarkt und eine breite und gut gepolsterte Ledercouch, die Gregor und Katrin nicht nur zum Fernsehen nutzten, wenn Sie wissen, was ich meine.
    Das Parkett auf dem Fußboden sah aus, als sei es in seinem ersten Leben mit Columbus Richtung Westen gesegelt, und die Lampenschirme bestanden aus diversen zweckentfremdeten Dingen wie einem Megafon, einem Putzeimer aus Zink oder einem vietnamesischen Reisstrohhut. Schlafzimmer und Bad waren separat und jeweils winzig, was die Kripos nicht sehen konnten, aber ich kannte beide Räume und fand sowohl das Bett aus Edelstahl mit Walnussholz als auch den Duschvorhang mit Psycho-Motiv ziemlich abgefahren. Die ganze Dachgeschossbude hatte kaum mehr als siebzig Quadratmeter, war aber ultracool.
    Katrin füllte die Kaffeemaschine und schaltete sie ein, dann setzte sie sich zu den beiden Kripos an den Tisch.
    »Wer ist nun Keller und wer ist Stein?« Dabei machte sie eine Handbewegung, die die Bullen richtig deuteten. Sie kramten in ihren Hosentaschen herum, dann zückten sie ihre Ausweise und legten sie vor Katrin auf den Tisch.
    Thorsten Keller war der Fette mit der Glatze. Ungefähr eins siebzig, Mitte fünfzig, mit strähnigem Resthaar an Ohren und Nacken, Bartstoppeln, wulstige Lippen. Kaffeeflecken auf dem Hemd, das ihm immer wieder aus der Hose rutschte, speckige Jacke. Er stank wie ein Aschenbecher, der seit mindestens einer Woche nicht geleert worden war.
    Neben ihm wirkte Michael Stein wie ein Knabe aus dem Domchor. Saubere, schwarze Jeans, hellblaues Hemd, Leinensakko. Glatt rasiert und frisch geduscht. Er benutzte ein Rasierwasser der aufdringlichen Art oder hatte einfach zu viel davon über die Schwiegermamas-Liebling-Frisur gekübelt. Ich jedenfalls hielt von dem Typen Abstand aus Sorge, von dem Lösungsmitteldunst in meine Bestandteile zerlegt zu werden.
    »Wir untersuchen den Mord an Susanne Hauschild.«
    Katrin reagierte nicht.
    »Frau Hauschild war die Exfrau von Gregor Kreidler.«
    Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.
    »Also von Ihrem Lebensgefährten.«
    Stein hatte gesprochen, Keller währenddessen ein Lutschbonbon ausgepackt und zwischen die Gummilippen geschoben. Jetzt lehnte Keller sich vor.
    »Wollen Sie auch die Schweigetour fahren wie Kreidler?«
    »Wenn Sie etwas hören wollen, sollten Sie es mal mit Fragen versuchen«, sagte Katrin mit einem zuckrig süßen Lächeln.
    »Wo waren Sie am vergangenen Freitagabend?«
    »In Renesse.«
    »Allein?«
    »Mit drei Freundinnen.«
    »Die Namen?«, nuschelte Keller um sein Bonbon herum und schlug einen Block auf. Auch darauf waren Kaffeeflecken, zwei Seiten klebten zusammen. Er trennte sie mit Gewalt, eine Seite riss ein. Keller grunzte unwillig und blätterte zur nächsten um.
    Katrin nannte die Namen.
    »Dürfen wir uns mal Ihre Garderobe ansehen?«, fragte Stein höflich.
    »Was haben meine Klamotten …«
    »Ich meine die da.« Er zeigte auf die Haken neben der Eingangstür. Die Garderobe bestand aus knorrigen Ästen. Mir war das Teil zu öko, aber Katrin fand es total geil. Logo, sie hatte den Waldmüll selbst gesägt, auf Hochglanz poliert und geölt. Den Teil mit dem Polieren der dicken Schwängel hatte übrigens selbst ich geil gefunden – und mal wieder meine Schwellkörper vermisst.
    Katrin zuckte die Schultern.
    »Ist der Kaffee eigentlich fertig?«, fragte Keller.
    »Sehen Sie selbst

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