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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Katrin ihn an.
    Das war in der Tat die Eine-Million-Euro-Frage, auf die wir aber alle keine Antwort wussten.
    Um elf Uhr hielt Martin es nicht mehr aus. Er schaltete seinen Computer ab und verkündete, er werde jetzt nach Düsseldorf fahren.
    Katrin blickte ihn fassungslos an. »Was willst du da erreichen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Martin. »Aber ich kann hier nicht untätig herumsitzen, während mein bester, genau genommen sogar mein einziger Freund zu Unrecht des Mordes beschuldigt wird.«
    Katrin starrte mit verkniffenen Lippen auf ihren Bildschirm.
    »Du bist immer noch sauer, weil du nichts von Susanne wusstest, oder?«, fragte Martin leise.
    Katrin nickte.
    »Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann. Du kannst sicher sein, es klärt sich alles auf«, sagte Martin, dann verließ er das Büro.
    Martin gehört zu den Menschen, die eine unerklärliche Liebe zum hässlichsten und lächerlichsten Auto der Menschheitsgeschichte hegen. Er fährt Ente. In dieserSchunkelbüchse brauchte er Ewigkeiten bis nach Düsseldorf. Ich hatte also genug Zeit, die Lage zu peilen, und ihn gleich zur richtigen Stelle zu lotsen, nämlich in die Kommandozentrale der Soko Sahne.
    »Ich bin der Freund von Kriminalhauptkommissar Kreidler und möchte gern wissen, was Sie ihm vorwerfen«, sagte Martin zu dem jungen Schönling, der geschickt worden war, um den lästigen Besucher abzufertigen.
    »Darüber darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben«, schnöselte der Typ, dessen stylisches Vorbild eindeutig dieser Vampir-Schickolo aus dem Kino war. Schon allein deshalb war er bei mir so was von unten durch.
    »Wo finde ich Kriminalhauptkommissar Kreidler?«, fragte Martin.
    »Er befindet sich in Untersuchungshaft.«
    Martin wurde blass. »Sie haben einen Haftbefehl gegen ihn? Aus welchem Grund?«
    »Wir haben Indizien und Zeugenaussagen, die ihn belasten.«
    »Aber das rechtfertigt noch keine Haft«, gab Martin zu bedenken.
    »Die Schwere der Tat rechtfertigt schon allein eine Untersuchungshaft.«
    »Nein«, oberlehrerte Martin. »Ohne weitere Haftgründe hätten Sie nie …«
    Der Schnösel hob die rechte Hand und zählte an den Fingern ab: »Verdunkelungsgefahr – immerhin kennt er das Handwerk. Fluchtgefahr – wegen fehlender familiärer Bindungen.« Er zwinkerte Martin kumpelhaft zu. »Die letzte Bindung hat er vorgestern Nacht erwürgt.«
    »Sie machen einen riesigen Fehler«, stammelte Martin.
    »Er hat so gut wie gestanden«, ließ der Schleimer von oben herab verlauten.
    Martin schwankte. »Gestanden?«
    Der Schnösel zuckte die Schultern. »Immerhin leugnet er nicht. Wie würden Sie das interpretieren?«
    Martin sah aus wie der Sandsack eines Boxvereins nach einem intensiven Trainingswochenende und trat den Rückzug an. Allerdings fuhr er nicht nach Köln zurück, sondern schnurstracks zum Knast.
    »Glaubst du, dass du da einfach so hereinspazieren kannst?«, fragte ich.
    Ich selbst hatte zwar meinen Lebensunterhalt mit dem Diebstahl teurer Autos verdient, war darin aber so gut gewesen, dass ich nie eingedost worden war. Noch nicht einmal verdächtigt. Ich war quasi schon zu Lebzeiten ein Phantom gewesen, zumindest für die Bullen. Deshalb war ich auch mit den Gepflogenheiten des deutschen Vollzugssystems nicht vertraut.
    Martin hielt es für unnötig zu antworten und bewies mir eine halbe Stunde später, dass Untersuchungshäftlinge Besuch empfangen dürfen. Allerdings nur innerhalb der Besuchszeiten. Er ließ sich das Zettelchen mit den Besuchszeiten geben, machte auf dem Absatz kehrt und fuhr zurück ins Institut. Unterwegs hatte er Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Ich schaltete mich weg, denn mein Bedarf an Elend war für heute gedeckt.
    Stattdessen fragte ich mich, was hier eigentlich ablief. Es gab ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Gregor hatte seine Sahneschnitte gekillt und hielt die Klappe, um sich nicht selbst zu belasten. Zweitens: Er hatte sie nicht gekillt. Warum aber lag dann das Typenschild am Tatort? Woher kamen die Indizien und Zeugenaussagen? Wie konnte es sein, dass ein Unschuldiger so dermaßen schuldig aussah? Die wahrscheinlichste Antwort lautete:Gregor war gelinkt worden. Aber warum verteidigte er sich dann nicht?
    Ich ging weiter davon aus, dass Gregor nicht der Täter war. Blieb die Frage, wer ihm den Mord in die Schuhe schieben wollte. Und vor allem, warum? Und wie sollte ich das herausfinden, wenn Gregor den Bullen bisher kein Sterbenswörtchen gesagt hatte? Und warum, zum

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