Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
fünfzig Sekunden, bis er die fette Hand auf dem Hörer hatte. Das Klingeln hörte auf. Karpi glotzte das Telefon an, dann sammelte er seine ausladende Figur zusammen undschwabbelte auf die Füße. Er streckte sich, kratzte sich am Sack und erstarrte mitten in der Bewegung, als das Telefon wieder klingelte.
    »Wie spät ist es?«, knurrte er in den Hörer.
    Ich konnte Martins Antwort nicht hören, weil ich nicht in die altertümliche Muschel hineinkam, die auf Karpis Ohr klebte, aber offenbar erzählte Martin mehr als nur die Uhrzeit, denn Karpi grunzte ein paar Mal als Antwort, dann patschte er mit seiner Pfote auf einen roten Knopf.
    Ich flog Martin und Birgit entgegen, nahm sie an der Tür in Empfang und führte sie durch den leeren Nachtclub zu einer Tür ohne Klinke. Es dauerte einige Minuten, bis die Tür sich öffnete. Es handelte sich um einen Fahrstuhl. Er war leer. Martin blieb verunsichert stehen, aber Birgit hatte kapiert, dass dies eine Einladung war. Sie zog Martin mit sich.
    Das Zusammentreffen von Karpi und Birgit war sicher ein Moment, den Birgit ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen würde. Sie trat hinter Martin aus dem Aufzug in den halbdunklen Gang. Martin sah das Licht unter der Bürotür, ich konnte ihm bestätigen, dass Karpi dort auf die beiden wartete, sie tasteten sich über den unebenen Betonboden zur Tür, Martin stieß sie auf und machte einen Schritt in das Büro. Hinter ihm trat Birgit über die Schwelle – und sah einen Berg von einem Mann in einem schreiend gelben Satinanzug mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf, deren Bommel lustig blinkte.
    Martin ist für diese Art von Spaß wenig empfänglich, aber Birgit hatte Mühe, die Quatschklappe wieder zu schließen.
    »Du hast gesagt, du willst deinen Freund, den Kripobullen retten«, sagte Karpi zu Martin. »Mit meiner Hilfe. Du glaubst also an den Weihnachtsmann.«
    Birgit prustete los.
    Karpi blickte sie todtraurig an. »Lachst du mich aus?«
    Birgit schüttelte den Kopf, konnte aber noch nicht wieder sprechen. Sie gluckste weiter.
    »Bitte, seien Sie ihr nicht böse. Die Hormone …«, stammelte Martin, während er seine pummelige Figur vorsichtig vor Birgit schob, um sie vor Karpis möglichem Wutausbruch zu schützen.
    »Ihr Bommel blinkt SOS«, japste Birgit. »Das ist mindestens so gut wie die Primzahlen.«
    Karpi winkte Martin unwirsch zur Seite, damit er dieses aufgeplusterte Weibchen genauer betrachten konnte. Birgit lächelte ihn freundlich an.
    »Du hast die Primzahlen erkannt?«, flüsterte Karpi. »Wie heißt du?«
    »Birgit. Freut mich.«
    Sie streckte Karpi die Hand entgegen. Karpi blieb sitzen und machte keine Anstalten, die Hand zu schütteln.
    »Oh, keine Sorge, das ist nicht ansteckend«, sagte Birgit mit einer Geste auf ihren Bauch.
    »Okay.«Karpi streckte ihr seine Pfote entgegen.
    Birgits Hand verschwand bis fast zum Ellbogen in Karpis Griffel, aber er schüttelte sie so vorsichtig, als hielte er einen kleinen Vogel zwischen den Fingern.
    Martin und ich hatten sprachlos zugesehen, wie Birgit sich mit der Kölner Unterwelt verbrüderte, aber jetzt räusperte ich mich laut.
    »Wir haben ein Anliegen«, begann Martin. Dann erklärte er Karpi die Situation.
    »Ja, diese Frau war hier«, flüsterte Karpi. Er zog eine Riesenpackung Mäusespeck aus der Schreibtischschublade und bot Birgit davon an. Sie nahm eine der süßen Wabbelmäuse und biss ihr den Kopf ab. Karpi nickte zufrieden.
    »Was wollte sie?«, fragte Birgit mit vollem Mund.
    Karpi schwieg.
    Martin zappelte nervös.
    »Okay«, sagte Birgit. Sie hielt den kopflosen Rest der Speckmaus am Schwanz fest. Karpis kleine Augen folgten jeder Bewegung der Maus. Er glich einer trägen Katze, die noch überlegt, ob sie sich ein Spielchen gönnen soll, dabei hatte er eine ganze Tüte von den Dingern. Der Kerl war wirklich nicht ganz richtig im Kopf.
    »Fragen wir anders. War Susanne Hauschild hier, weil sie glaubte, dass Gregor Ihren Assistenten erschossen hat?«
    Karpi schüttelte den Kopf. Geschätzte fünf Kilo Speck gerieten unter seinem Kinn in Bewegung.
    »Hatte ihr Besuch überhaupt etwas mit Gregor Kreidler zu tun?«
    Speckschwabbeln.
    »Nehmen wir an, Susanne Hauschild wäre hierhergekommen, weil sie eine Information haben wollte über etwas, von dem sie glaubte, dass Sie sich damit auskennen – ohne damit andeuten zu wollen, dass Sie mit diesem Thema persönliche Erfahrung haben, okay?«
    Birgit blickte Karpi mit halb geschlossenen Augen an. Karpi

Weitere Kostenlose Bücher