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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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nickte. Himmel, die Frau hatte diesen Freak völlig um den Finger gewickelt.
    »Um welches Thema ging es?«
    Karpi legte die Fingerspitzen vor seinen diversen Kinnen zusammen und kaute auf der Lippe herum. Dann beugte er sich vor – soweit seine Fettrollen es zuließen.
    In genau diesem Moment klingelte das mittlere Telefon. Karpi nahm den Hörer mit zwei Fingern auf und hielt ihn sich ans Ohr. Er lauschte und legte ohne Antwort auf.
    »Verschwindet«, flüsterte er. »Durch die Tür am Ende des Ganges. Schnell.«
    Birgit zuckte zurück, als hätte sie einen Stromschlag bekommen, und Martin sah aus, als bräche er gleich in Tränen aus. Birgit fing sich als Erste wieder.
    »Danke für die Maus«, sagte sie, steckte den Rest des weißen Gummitiers in den Mund, so dass nur noch der Schwanz heraushing, und zog Martin mit sich hinaus.
    Durch Formel-1-mäßiges Hin- und Herschalten in Lichtgeschwindigkeit verfolgte ich sozusagen gleichzeitig die sichere Rückkehr von Martin und Birgit nach Hause und die Ankunft von Keller und Stein bei Karpi. Dieses Mal trug Karpi keine Weihnachtsmannmütze mit Leuchtbommel. Er saß einfach hinter seinem Schreibtisch und erhob sich auch nicht, als einer seiner Leute die beiden Bullen in sein Kellerverließ führte.
    Es gab das übliche Gesabbel zur Begrüßung, bei dem die Bullen abschätzen, ob ihr Gesprächspartner willig oder unwillig ist, dann stellte Stein die Frage nach dem Besuch von Susanne Hauschild.
    »Ja, sie war hier«, sagte Karpi.
    »Was wollte sie?«
    »Eine Ernährungsberatung.«
    Kellers Kopf ruckte von der Betrachtung der Einrichtung zu Karpi. Steins Wirbelsäule versteifte sich.
    »Wie bitte?«, fragte Stein.
    »Ernährungsberatung«, wiederholte Karpi.
    »Wollen Sie uns verscheißern?«, nuschelte Keller. Offenbar hatte er wieder etwas im Mund, das zu viel Speichel erzeugte, jedenfalls klangen die Zischlaute in seiner Frage nach Sabber.
    »Wieso sollte ich? Sie haben übrigens einen Fleck auf Ihrem Hemd.« Karpi sah völlig entspannt aus.
    »Sind Sie Ernährungsberater?«, fragte Stein ernsthaft.
    »Weder ausgebildet noch anerkannt«, entgegnete Karpi.»Aber viele Leute wissen, dass ich etwas von gesunder Ernährung verstehe.«
    Der Anblick der in den gelben Satinanzug gestopften Qualle, die mit abgespreizten Armen hinter dem Schreibtisch saß und aus allen Nähten zu platzen drohte, verlieh seinen Worten etwas, äh, Surrealistisches. Ich habe das Wort extra nachgeschlagen.
    »Nun …«
    »Sie zum Beispiel essen Fleisch, das kann ich riechen. Das ist nicht gut«, sagte Karpi. Er zuckte die Schultern. »Aber das müssen Sie selbst wissen. Ich dränge meinen Rat nicht auf.«
    Ich dachte an den Gestank, der aus Karpis Mund gekommen war, und fragte mich, was er wohl gegessen haben mochte.
    »Frau Hauschild allerdings kam, um Sie um genau diesen Rat zu bitten«, sagte Stein in einem Tonfall, in dem er auch nach Details über den Besuch der grünen Männchen hätte fragen können.
    »Genau. Ich lebe vegan.«
    »Was ist das denn?«, fragte Keller. Die Sprühtröpfchen seiner Zischlaute flogen nur so in Richtung Karpi.
    »Ich esse nichts, was von einem Tier kommt. Kein Fisch, kein Fleisch, keine Eier, Milch und so weiter und so fort.«
    »Pfffft«, machte Keller.
    »Warum nicht?«, fragte Stein.
    »Ist gesünder«, sagte Karpi. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
    Keller und Stein stellten ein und dieselbe Frage wieder und wieder, in unterschiedlichen Formulierungen, mal freundlich, mal drohend, aber Karpi blieb dabei, dass Susanne Hauschild ihn aufgesucht hatte, um Tipps für eine gesunde Ernährung zu bekommen. Ich begeierte mich geschlagenezwanzig Minuten und war in Hochstimmung, als die beiden Düsseldoofer endlich das Weite suchten. Leider hielt meine gute Laune nicht lange an, denn außer der astrein gecheckten Verarsche der beiden Bullen waren wir dem eigentlichen Problem der Lösung um keinen Schritt näher. Gregor war immer noch der Hauptverdächtige, ach, was sage ich, der einzige Verdächtige im Mordfall Susanne Hauschild.

NEUN
    Gregor war, wie ich bereits erwähnt habe, der einzige Kerl, den ich absolut hundertprozentig mochte. Wie oft hatte ich mir schon gewünscht, dass Gregor mich hören kann. Wir wären ein geniales »Detek-Team«. Und Gregor würde bestimmt nicht so ein Theater machen mit blöden Benimmregeln und Elektrosmogschutznetz über dem Bett wie Martin, die peinliche Nervensäge. Im Gegenteil. Gregor würde mich nach dem Zipfeln fragen: »Na, wie war

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