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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Sie alle Hinweise auf Kreidler, spielen aber zunächst noch die treue Freundin und zieren sich, als es darum geht, uns seine Jacke auszuhändigen. Dannentschließen Sie sich doch, die Wahrheitsfindung zu unterstützen, und bringen uns seine Jacke, mit der Sie ihn noch zusätzlich reinreiten.«
    Katrins Halsschlagader begann zu pochen. Ich spürte das wie die Schläge einer Bassdrum, denn ich klebte direkt daneben an ihrem Hals.
    »Kollege Keller bemerkte, dass die Tassen in Ihrer Wohnung dieselben sind wie die Tasse, die in Frau Hauschilds Wohnung die Spuren von Kreidler aufwies. An Ihrem Wandbord waren allerdings alle Tassen vollzählig. In Kreidlers Wohnung nicht. Dort fehlte eine. Die haben Sie in die Wohnung des Opfers gestellt.«
    Jetzt zitterten Katrins Hände. Mir wurde schlecht. Katrin konnte grässlich zerstückelte, verweste, mumifizierte, sogar mit Flüssigkunststoff überzogene Leichen filetieren, ohne dass jemals ihre Hand gezittert hätte, aber jetzt war sie fertig. Entweder würde sie gleich ex- oder implodieren.
    »Was sagen Sie dazu?«, fragte Stein.
    Erstaunlicherweise blieben beide Plosionen aus. Stattdessen konnte ich sehen, wie Katrin sich auf einmal entspannte. Diese Entspannung begann genau in der Mitte des Kopfes, lief an den Schläfen und Wangen hinab, löste den Nacken, die Schultern und alles, was weiter unten kam. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Da hätte sich selbst ein indischer Yogi noch was abgucken können.
    »Kein Richter auf der Welt wird Ihnen einen zweiten Haftbefehl für ein und denselben Mord geben«, sagte Katrin. Ihre Stimme war so kalt, dass ich die Eiszapfen an ihren Stimmbändern klirren hörte. »Also entscheiden Sie sich, ob Sie nun Kriminalhauptkommissar Kreidler oder mich verdächtigen.«
    Stein, der offenbar auch mit einer anderen Reaktion gerechnet hatte, zuckte zurück. Keller leckte sich schmatzend über die fleischigen Lippen, als suche er nach Essbarem.Ob sein enttäuschter Seufzer sich auf Katrins plötzliche Souveränität oder auf die vergebliche Futtersuche bezog, konnte ich nicht erkennen.
    Katrin saß mit durchgestrecktem Rücken und erhobenem Kinn auf ihrem Stuhl. »Wenn Sie sonst keine Fragen mehr haben …« Sie griff nach ihrer Tasche und erhob sich. »Schönen Tag noch, die Herren.«

SECHZEHN
    Ich fand Birgit bei Susannes Vater im Garten. Er zeichnete wieder Gesichter: die Tausendjährige, die in ihrem Rollstuhl eingepennt war, die beiden Männer, die Schach spielten oder zumindest so taten. Ich jedenfalls sah keinerlei Bewegung an ihrem Tisch. Sie glotzten einfach auf das Brett, auf dem die Figuren nach keinem für mich erkennbaren Schema herumstanden. Ich persönlich bin ja überzeugt, dass Schachfiguren zu Beginn des Spiels lebendige Menschen in entsprechender Verkleidung waren, die dann aber vor lauter Langeweile versteinerten, weil einfach nix passierte. Ob die beiden Gruftflüchter überhaupt noch genug Hirn in der Denkschüssel hatten, um zu wissen, was die schwarz-weißen Kästchen bedeuteten?
    Und was schwappte noch in Hauschilds Denkschüssel herum? Er reagierte nicht wirklich auf Birgits Fragen. Oder anders gesagt: Er reagierte schon, nur nicht mit verständlichen Antworten, sondern mit Zeichnungen.
    Als Birgit fragte, ob Hauschild Gregor in letzter Zeit gesehen habe, zeichnete Hauschild Gregor als Jugendlichen. Wow!
    »Wie geht es ihm?«, fragte Hauschild plötzlich. »Hat er das Mokick noch?«
    »Nein«, sagte Birgit. »Er hat jetzt ein Auto.«
    Hauschild zeichnete einen Käfer.
    Birgit lachte. »Keinen Käfer. Ein neues Auto. Einen Audi.«
    Hauschild zeichnete einen Audi TT.
    »Nicht so sportlich«, korrigierte Birgit. Der nächste Versuch war ein Treffer: Ein A4.
    In einem weit entlegenen Teil meines Bewusstseins klingelte ein kleines Glöckchen. Das Geräusch nervte, zumal ich wusste, dass mir das Klingeln etwas sagen wollte.
    Ich hatte etwas Wichtiges übersehen.
    Sahnes Auto.
    Ich düste zurück zu Martin, der noch im Büro saß und für zwei arbeitete, da Katrin nach ihrer Vernehmung nicht wieder aufgetaucht war.
    »Wir sollten uns das Auto von Susanne mal vornehmen«, rief ich.
    Martin zuckte zusammen. »Was heißt hier vornehmen?«, fragte er.
    »Wo ist das überhaupt? Ich war in ihrer Wohnung, da ist nichts mehr, was uns hilft. Aber was ist mit ihrem Auto? Hat die Kripo das durchsucht? Steht es überhaupt vor ihrer Wohnung?«
    »Woher soll ich das wissen?«, maulte Martin.
    Stimmt, woher sollte er das wissen? Ich müsste das

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