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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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jetzt sagst du mir, ich solle in dieser Sache nicht nur weiter ermitteln, was ich ja sowieso tue, sondern ich solle auch noch zwei Männer zur Fahndung ausschreiben, von denen keiner bisher in irgendeiner Art unter Verdacht steht.«
    Martin nickte.
    »Ich werde das mit meinem Chef besprechen«, sagte Jenny. »Danke für deine Unterstützung.«
    Martin und Birgit trafen sich auf dem Parkplatz des Altenheims Haus Sonnenschein. Heute wirkte der Kasten grau und abweisend, denn der Himmel war dunkel und versprach weitere Niederschläge. Eine düstere Stimmung herrschte auch in der Eingangshalle. Das Café war verlassen. Es war Abendessenszeit. Um halb sechs am Nachmittag.
    Ich dirigierte Martin und Birgit zur Hausapotheke, deren Tür verschlossen war. Mist!
    Leider ist es überhaupt nicht so leicht, eine verschlossene Tür zu öffnen, wie man das in Filmen immer sieht. Eine Tür mit der Schulter einrennen ist praktisch unmöglich. Eher leidet die Schulter als die Tür. Der Scheckkartentrick mag in amerikanischen Hotels funktionieren, aber deutsche Türen sind damit meist nicht zu knacken. Schon gar nicht, wenn sie abgeschlossen sind. Meine Assistenten riefen den Aufzug und wollten schon unverrichteter Dinge abziehen, aber diesmal meinte das Schicksal es gut mit uns. Als die Aufzugtüren sich öffneten, stand Herr Hauschild vor uns.
    »Ich kenne Sie, nicht wahr?«, sagte er zu Birgit und hieltihr die Hand hin. Er strahlte. »Ich habe Sie gemalt. Es wird ein Mädchen, richtig?«
    Birgit schüttelte seine Hand und ihren Kopf. »Ich weiß nicht, ob Junge oder Mädchen, aber Sie haben mich gemalt. Richtig.«
    Die Aufzugtüren schlossen sich einige Zentimeter, aber Hauschild hatte einen Schritt nach vorn gemacht, um Birgits Hand zu schütteln, und stand den Türen im Weg. Es machte Pling und die Türen gingen wieder auf.
    »Und Sie untersuchen den Mord an meiner Tochter.«
    Hauschild hatte zwar Birgits Hand nicht losgelassen, starrte aber jetzt Martin an.
    »Was wollen Sie hier im ersten Stock?«
    So klar hatte ich den alten Sack noch nie erlebt. Wer weiß, womit das Abendessen gedopt war.
    »Wir wollten zur Hausapotheke, aber …«
    »Kein Problem«, sagte Hauschild. »Ich lasse Sie herein.«
    Okay, er war doch nicht so klar in der Denkschüssel, wie ich dachte, denn er schritt schnurstracks zur Tür der Apotheke und fummelte in seiner Hosentasche herum. Er zog ein gebrauchtes Stofftaschentuch hervor, dann einen Knopf, einen Streifen Kaugummi, einen Bleistift, einen Radiergummi, noch einen Knopf, ein Bonbonpapier und einen Schlüssel. Der Schlüssel passte ins Schloss der Hausapotheke.
    »Ein General«, sagte Hauschild zerstreut. »Es ist immer gut, einen Schlüssel zu haben.«
    Wir wussten alle drei nichts darauf zu sagen. Woher auch immer der durchgeknallte Alte einen Generalschlüssel des Heims hatte, war uns völlig egal. Martin ging die Pillen klauen, während Birgit Herrn Hauschild bei Laune hielt.
    »Und die Ärztin, die sich aufgehängt hat?«, fragte der plötzlich und ohne Zusammenhang.
    »Paulina war Pflegerin«, sagte Birgit.
    »In Deutschland.«
    »Und wo war sie Ärztin?«, fragte Birgit.
    »Es wird ein Mädchen, ganz sicher«, sagte Hauschild, schloss hinter Martin, der mit hochrotem Kopf und zittrigen Händen aus der Hausapotheke kam, die Tür ab, und ging zielstrebig davon.
    Martin brachte die Pillen in ein Analyselabor und verbrachte den Rest des Abends mit Birgit zuhause. Sie diskutierten über mögliche Zusammenhänge, fanden es sehr interessant, dass Paulina offenbar eine Ausbildung als Ärztin hatte, fragten sich, ob ihr daher vielleicht dieselben Dinge aufgefallen waren wie Doktor Steinhauer oder ob sie eben doch ein Todesengel war, schrieben Listen ähnlich denen, die ich erstellt hatte, und gingen, ohne konkrete Lösungen gefunden zu haben, um zehn ins Bett.
    Ich schaute nach Jenny und Offermann, folgte ihnen von der Pizzeria in eine Kneipe und von dort in Offermännchens frei stehende Badewanne. Sie brachten das Wasser ordentlich zum Schwappen, duschten auch nachher noch gemeinsam und soffen Schampus auf der Couch bei Kerzenschein. Ich fand zwar die zwanzig weißen Kerzen ziemlich kitschig, aber insgesamt hatte Offermanns Bude schon Stil, das konnte man neidlos anerkennen. Jenny allerdings säuselte kein romantisches Zeug, sondern klagte dem lieben Andy ihr Leid über Paulina, Yuri, Krämpel und die Frage, ob und wie diese ganze Sache zusammengehörte. Sie ging inzwischen davon aus, dass der Mord an

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