Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)
Karpi im Keller arbeitest. Kannst du mir sagen, was genau du dort tust?« Kein Aufwärmen, kein Vorspiel. Gut so.
Jonas, er hatte sich gegen den Rat seiner Oma namentlich vorgestellt, nickte. »Klar, Mann. Wir hacken uns in Datenbanken und so Zeug.«
Die Oma runzelte die Stirn, ob aus Unverständnis oder aus einer gewissen Sorge heraus, war mir nicht klar.
»Ist das legal?«, fragte Birgit.
»Keine Ahnung«, sagte der Knilch demonstrativ uninteressiert. »Ich mache nur, was die Typen mir sagen.«
»Und was genau ist das?«
»Ich mache die Tür auf. Wenn es um Inhalte geht, übernimmt einer von den Bossen.«
»Welche Tür?«, fragte seine Oma irritiert.
Jonas verdrehte die Augen. »Keine echte Tür, Oma. Wir reden hier über Computersysteme.«
»Du hast also selbst nie Daten in einer fremden Datenbank geändert oder gelöscht?«, übernahm Birgit wieder.
Jonas schüttelte den Kopf. »Da passen die total auf. Keine Änderungen, keine Kopien, nichts. Tür auf und weg.«
»Warum?«
»Ich denke mal, die verticken die Sachen, die sie da abziehen, an die Russen oder die Chinesen oder so.« Jonasgrinste ein dreckiges Grinsen, mit dem er Birgit provozieren wollte. Da hatte er sich allerdings geschnitten.
»Wie stellen deine, äh, Arbeitgeber sicher, dass du nichts mit rausnimmst?«, fragte Birgit.
»Die haben Scanner und Sicherheitsequipment, da können sich die Vollpfosten an den Flughäfen warm anziehen. Und der Laden ist hermetisch abgeriegelt, man kann also auch keine Daten per Handy rausschicken. Kein halbwegs vernünftiger Typ würde auch nur versuchen, da was rauszuschmuggeln.«
»Was bekommst du pro Stunde?«
Zum ersten Mal wurde aus dem großkotzigen Jonas ein Bengel, der die Frage lieber nicht beantwortet hätte. Er warf einen schnellen Blick zu seiner Oma.
»Fuffzig«, flüsterte er in Birgits Richtung.
»Wie bitte?«, krakeelte die Oma. »Fünfzig Euro? Und mir zahlst du mickrige fünf Euro für ein Alibi?«
»Was machst du mit dem ganzen Geld?«, fragte Birgit überrascht.
Jonas verdrehte wieder die Augen. Augenrollen konnte er gut.
»Sparen, Mann. Ein Rechner, wie ich ihn brauche, ist unter drei Mille nicht zu haben.«
»Das Schweigegeld ist soeben auf zehn Euro erhöht worden«, mischte die Oma sich ein. Diese Familie verstand sich aufs Geschäftemachen.
Martin war inzwischen, wie verabredet, im Polizeipräsidium angekommen und saß bei Jenny im Büro.
»Paulina Pleve war mit Jürgen Gernot befreundet, aber die Beziehung ist kurz vor Paulinas Tod auseinandergegangen. Dieser Jürgen Gernot ist gesehen worden, wie er Till Krämpel, den Hausapotheker des Altenheims, gefesselt und geknebelt in seine Wohnung geschleift hat.«
Na gut, das war ein bisschen gelogen und deshalb stotterte Martin leicht, aber Jenny ignorierte den Sprachfehler und stürzte sich auf die Information.
»Von wem?«
»Von mir.« Jetzt bekam er auch noch Schluckauf.
»Wann?«
Martin wurde rot. »Vorgestern.«
»Vorgestern? Und da kommst du heute in aller Ruhe hier anspaziert …?«
»Ich, äh, mir war nicht ganz klar, was ich da sehe. Ich kannte ja auch weder Herrn Krämpel noch diesen Yuri von Angesicht …«
Mein Gott, was sabbelte der denn da? Wenn Jenny aufgepasst hatte, musste sie sich doch fragen, wie Martin die beiden vor Yuris Haustür erkennen konnte, wenn er sie gar nicht kannte? Und das Ganze ist ihm dann auch noch schlappe zwei Tage später eingefallen! Und was hatte Martin überhaupt vor Yuris Haus zu suchen? Ach, Martin, das mit dem Lügen müssen wir unbedingt mal üben.
»Also, von vorn.« Jenny zückte einen Stift und machte Notizen, während Martin ihr eine stark vereinfachte Version der uns bisher bekannten Tatsachen und unserer Überlegungen servierte, dabei aber die Medikamentenfälschung wegließ. Sie war nicht bewiesen und passte auch nicht in die Geschichte, die sich um Krämpel und Paulina drehte und in der einer der beiden krumme Dinge mit den Pillen drehte, während der andere ihm auf die Schliche gekommen war.
»Und Jürgen Gernot vermutet, dass Krämpel Paulina Pleve umgebracht hat«, resümierte Jenny mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen konzentriert und irritiert schwankte. »Deshalb hat er ihn gekidnappt, um ihm ein Geständnis abzupressen?«
»Oder um ihn umzubringen«, warf ich ein.
Martin wurde blass. »Oder Schlimmeres«, sagte er zu Jenny.
Jenny seufzte. »Der Fall Paulina Pleve ist eine einzige Katastrophe. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass sie ermordet wurde, und
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