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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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ihren Verstand wieder. Als ich sie das letzte Mal sah, kämpfte sie sichtlich darum.«
    »Gibt es keinen Weg, ihr zu helfen?«
    »Frag ihn.« Er zeigte hinauf zum Achterdeck, wohin Alenias gegangen war, wohl, um den Seelennebel zu betrachten.
    »Ich traue ihm nicht«, sagte Bren mit gesenkter Stimme. »Er ist ein neuer Mann geworden, den wir erst noch kennenlernen müssen.«
    Jetzt, wo der Fayé fort war, kam Sutor zu Bren. Der große Hund lehnte sich an sein Bein.
    Gadior runzelte die Stirn. »Ich bin erschöpft.«
    Bren sah zu Velon hinüber. Der Schattenfürst starrte noch immer die Sterne an. Bren bückte sich, hob seinen Morgenstern auf, blieb mit gesenktem Kopf stehen.
    »Bitte mich«, flüsterte Gadior.
    »Worum?«, fragte Bren.
    »Dass ich ihr helfe.«
    »Könnt Ihr das denn? Ich meine – die Kraft der Schatten ist nicht die von Heilern …«
    »Das stimmt, aber deine Frau ringt mit den Wesenheiten des Seelennebels, so wie du es getan hast. Ich kann sie nicht heilen, aber diese Geister kann ich angreifen.«
    »Sie ist nicht meine Frau.«
    Gadior lächelte dünn und zuckte mit den Schultern. »Dann finde jemand anderen, den du ans Steuer stellst. Dieses Land voraus interessiert mich.«
    Bren sah sich an Deck um. Alle waren gezeichnet, aber einige wären sicher in der Lage, ihre Pflicht zu versehen. Er balltedie Faust um den Stab seiner Waffe. Die Schattenherren werteten Anhänglichkeit an das Sterbliche, vor allem an andere Menschen, als Schwäche, die der Erwählung entgegenstand. Diese Mission war vermutlich Brens letzte Möglichkeit, sich die Ewigkeit der Nacht zu verdienen. ELIEN VITAN selbst nahm Kenntnis davon. Wenn der Bericht Gadiors und Velons gutausfiele, wäre alles möglich … Aber wenn ELIEN erst schliefe, zählte DESSEN Achtung nichts mehr. Erst in Jahrtausenden würde ER wieder erwachen. Mit dem neuen SCHATTENKÖNIG verbände Bren nichts. Er bräuchte Jahre, um sich neue Verdienste zu erwerben. Jahre, die er nicht hatte. Mit den fünfunddreißig Wintern, die hinter ihm lagen, war er jetzt schon älter als die meisten, die in die Schatten geholt wurden, wie Gadiors jugendliche Gestalt schmerzhaft bewusst machte.
    Am vorderen Mast war ein kräftiger Mann damit beschäftigt, seine Kleidung zu ordnen. Offensichtlich hatte er sich also weitgehend erholt. Sicher könnte er das Schiff lenken.
    Bren schüttelte den Kopf. »Ich bitte Euch.«
    »Wie? Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Ich bitte Euch«, sagte Bren fest. »Helft Kiretta, Schattengraf. Zum Wohl der Mission.«
    »Natürlich«, flüsterte Gadior. »Zum Wohl der Mission.« Noch immer wirkten seine Bewegungen steif, als er sich umdrehte, zum Achterdeck ging und die Treppe hinaufstieg.
    Bren folgte ihm. Kiretta lag tatsächlich vor dem Steuerrad. Sie drehte den Kopf hin und her, hustete Schaum aus. Ihre Augen waren so weit verdreht, dass nur noch das Weiß zu sehen war. Krämpfe schüttelten ihren Körper. Alenias stand so reglos an der Heckreling, wie er zuvor im Bug gestanden hatte. Vielleicht blickte sie in das Nebelland oder wenigstens in eine Wirklichkeit, die ihm nahe war, so wie Gadior, als er den Schild ausgedehnt hatte. Bren sah den Seelennebel an, der leuchtete, als würden tausend Laternen in seinem Innern brennen. Seine Schwaden hielten ihn in ständiger Unruhe, aber nur wenige Gesichter waren zu erkennen.
    Gadior faltete die Hände, als er neben Kiretta trat. »In ihr sind wirklich faszinierende Unkreaturen am Werk. Es wäre verlockend, sie zu studieren.«
    Kiretta schlug kräftig mit dem Hinterkopf auf die Planken, als wolle sie ein Insekt zerquetschen, das sich in ihren Schädel bohrte.
    »Aber ich habe dir versprochen, der Kleinen zu helfen, nicht wahr?« Gadior seufzte. »Also dann.«
    Kiretta schrie, der Schaum flog in dicken Flocken von ihrem Mund. Sie bäumte sich auf, drückte die Hüfte in die Höhe, berührte den Boden nur noch mit Kopf und Fersen.
    Gadior hockte sich neben sie, presste die Finger seiner linken Hand gegen ihre Stirn und schloss die Augen.
    Ihr Schrei erstarb, als ihr Atem versiegte. Kiretta zitterte, brach zusammen, sog gierig Luft ein, hustete sie wieder aus. Ihre Glieder zuckten, als wäre in jedes von ihnen ein Dämon mit einem eigenen Willen gefahren. Bren schauderte bei der Erkenntnis, dass dies tatsächlich der Fall sein mochte.
    Er wollte sich schon abwenden, sah aber im letzten Augenblick die Bewegung von Kirettas rechtem Arm. Er warf sich auf sie, fing den stählernen Haken ab, zwei Zoll bevor

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