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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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sprangen über Bord, als das Gefährt den dunklen Schutzschirm erreichte. Doch auch ohne das Boot unter sich waren sie dem Sog ausgeliefert, wurden fortgezogen und wehrten sich mit kräftigen Schwimmzügen.
    Das Boot war hinter dem dunklen Schutzschirm, an dem Dämonen mit Geistern rangen, nur noch schwach zu erkennen. Es musste sich zumindest mit dem Bug im Seelennebel befinden, denn einige der weißen Gestalten lösten sich aus dem Kampf und stürzten sich auf die Seeleute.
    Das geworfene Seil wurde nun zum Problem. Es war so straff gespannt, dass die Nässe abspritzte, und zog die Pinasse hinter dem Boot her. Das größere Gefährt bekam dadurch eine bedenkliche Neigung. Die Besatzung versuchte das auszugleichen, indem sie die Posten an den Riemen aufgab und sich an der Backbordseite sammelte, um ein Gegengewicht zu bilden. Dadurch richtete sich der Mast wieder auf, aber die Pinasse wurde auf die Barriere zu gezogen.
    »Kappt das Tau!«, rief Bren. »Schlagt es durch!«
    Ein fülliger Krieger befolgte den Befehl. Ohne den Zug kippte die Pinasse nun so weit nach backbord, dass die Reling kurz in die Wellen tauchte. Zwei Männer wurden fortgerissen.
    Während man sich auf der Pinasse mühte, die über Bord Gegangenen einzusammeln, wozu auch drei kräftige Schwimmer aus dem abgetriebenen Boot gehörten, wurde letzteres noch weiter in den Seelennebel gezogen.
    »Wir geben es nicht auf!«, schrie Bren. »Fünf Mann – zu mir!«
    Sie griffen in das Seil, mit dem das Ruderboot die Mordkrake gezogen hatte. Auch Bren fasste an, drückte sich mit dem Fuß an der Reling ab und legte sein Gewicht gegen den Strudel. Tatsächlich gelang es ihnen, das Seil Hand über Hand einzuholen. Das lag jedoch auch daran, dass der Strudel abflachte und die Dämonen des Schutzschilds sich gegen die Geister durchsetzten, sodass sie die Sphäre vor dem Schiff wieder erweitern konnten. Schließlich verebbte der Sog vollständig.
    Während die Männer das Boot weiter heranholten, spähte Bren nach den Überlebenden. Drei Gestalten lagen im Boot, ihre Gesichter waren geistlos, mit weit aufgerissenen Augen, wie die von erschlagenen Fischen.
    »Wir haben sie verloren«, stellte Boldrik tonlos fest.
    Da schlugen die Geister zu.
    Nicht am Bug, wohin sich die Verteidiger konzentrierten, sondern von unten. Ein wütendes Kreischen drang aus dem Wasser herauf, und die dunklen Dämonen huschten unter die Oberfläche, aber da war es schon zu spät.
    Kugelförmige Wolken des weißen Seelennebels hatten den Schild durchdrungen und stiegen nun durch die Planken auf, die ihnen, wie schon dem Dorn zuvor, keinen Widerstandentgegenstellten. Drei waren es, sieben, ein Dutzend. In ihnen zeigten sich Fayégesichter. Sie trieben umher. Einige mussten sich orientieren, manche stürzten sich unvermittelt auf Männer, hüllten sie ein, verschlangen sie. Die Menschen brachen in die Knie, aber Bren sah auch, wie ein Krieger eine der Kugeln abschüttelte, die daraufhin wie gewöhnlicher Nebel in einem Windstoß zerfaserte. Auch einige der dunklen Dämonen aus dem Schutzschild lösten sich, machten Jagd auf ihre Gegner, schlugen Fänge und Klauen hinein, zerrissen sie. Laute unmenschlicher Qual waren ihr Lohn.
    Alenias wurde von drei Kugeln umschwebt. Jetzt endlich löste er den Griff um die Taue, um magische Zeichen in die Luft zu ziehen. Bren fröstelte beim Anblick der violetten Spuren, die seine Bewegungen hinterließen. Alenias rief laut, aber in dem allgemeinen Tumult drangen nur unverständliche Wortfetzen durch.
    »General!«, hörte Bren Boldriks Ruf hinter sich.
    Er wirbelte herum.
    Gerade rechtzeitig, um das weiße Gesicht zu sehen, das auf die beiden Osadroi herabstürzte wie ein fallender Komet. Ohne Zögern warf sich Bren dazwischen. Gleißendes Licht löschte alles aus, nicht nur seine Sicht, auch das Gefühl für seinen Körper. Er hörte nichts mehr, er spürte nichts mehr. Er sah auch nicht wirklich, und doch traten Bilder vor seine Augen. Sein Vater, in seinen letzten Tagen. Kern Stonner war ein Offizier gewesen, ein Krieger für die Schatten, beinahe sein Leben lang. Bren war in Festungen und Feldlagern aufgewachsen, nachdem seine Mutter ihn weggegeben hatte. Aber das letzte halbe Jahrzehnt war schlimmer gewesen als all die Schlachten mit ihren Toten und Verstümmelten. Vaters Geist war verkrüppelt. Ein Armbrustbolzen hatte ihn getroffen, ragte jetzt abgesägt aus seinem Schädel. Niemand hatte gewagt, ihn zu entfernen. Anfangs hatte man gesagt, Kern

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