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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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etwas war anders.
    Der Seelennebel blieb weiß leuchtend zurück, und auch der Schutzschild hielt nicht länger Schritt. Offenbar war mehr Zeit vergangen, als Bren wahrgenommen hatte. Über ihnen spannte sich er dunkle Himmel einer bewölkten Nacht.

NACHT
    » D as ist nicht leicht zu schätzen«, sagte Alenias. »Mehr als zwei Stunden, weniger als vier.«
    »Wenn wir so kurz im Seelennebel gewesen wären, müsste die Sonne hoch am Himmel stehen«, widersprach Bren. »Aber es ist Nacht.«
    »Eine Nacht, wie ich sie in fünf Jahrhunderten nicht gesehen habe.« Velon stand vor dem Hauptmast und sah zum Himmel hinauf, an dem zerfaserte Wolken zogen. Ein schwacher Wind strich über das Deck, das vom Seelennebel beleuchtet wurde, der so hell strahlte wie Silion, wenn er in vollem Rund am Himmel stand.
    »Von den Monden ist nichts zu sehen«, murmelte Bren.
    Velon wies nach oben. »Dort steht Vejata. Sehr klein, aber seine blaue Sichel ist unverkennbar.«
    Bren runzelte die Stirn. »Das wird immer merkwürdiger. Ejabon haben wir im roten Licht Stygrons verlassen. Wo ist er nun?«
    »Hinter den Wolken vielleicht. Ich bin mir nicht sicher.« Velon wirkte noch immer träge, so wie auch Gadior. Bewegungen schienen ihnen Mühe zu bereiten, sie hielten die Finger, als seien sie eingefroren, die Gesichter waren beinahe reglos. Wie sehr Seelennebel und dämonischer Schutz das Tageslicht auch abgewiesen hatten, es war nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.
    »Stygron müsste beinahe voll sein«, sagte Bren. Der Anblick der Schwäche seiner Herren berührte ihn unangenehm. Es war … falsch … Unsterbliche so angeschlagen zu sehen. »Das Rot müsste auf den Wellen tanzen.«
    »Es scheint weder auf das Wasser noch auf das Land«, stellte Alenias fest.
    »Welches Land?«
    »Voraus.« Er deutete mit seinem dreigliedrigen Arm über den Bug.
    Bren sah die schwarze Masse auf dem Wasser liegen. Soweit er erkennen konnte, füllte sie den gesamten Horizont aus. Einige Berge verdeckten die Sterne wie erstarrte Dunkelheit.
    Die Mordkrake war weitgehend unbeschädigt, die Boote wieder vertäut. An wenigen Stellen waren die Segel eingerissen, kleine Stücke waren von der Reling gesplittert, Auswirkungen der schweren See. Aber weder der weiße Dorn, der solche Verheerungen unter den Kriegern angerichtet hatte, noch die Wesenheiten, die durch den Schild gedrungen waren, hatten Spuren am Schiff hinterlassen. Die Besatzung dagegen war gezeichnet. Krieger und Seeleute saßen erschöpft auf den Planken oder standen stumm in der Nacht, einer ging mit gezogenem Schwert langsam wie ein Schlafwandler umher. Er hielt die Waffe an der Klinge, nicht am Griff, sodass ihn die Schneide verletzte. Manche ließen die Augen geschlossen, einige stierten vor sich hin.
    »Diese Nacht hat ihren Preis«, sagte Alenias.
    »Aber nicht von jedem wurde er eingefordert«, versetzte Bren. »Mir scheint, Ihr habt etwas von dem gefunden, was Ihr gesucht habt.« Alenias war so frisch, wie Bren ihn noch nie gesehen hatte. Sogar seine Falten hatten sich merklich geglättet. Er war weit von der zeitlosen Jugend entfernt, die man mit seinem Volk verband, aber der zerbrechliche Greis war im Seelennebel zurückgeblieben.
    Die Rauchaugen des Fayé sahen ihn an. »Dieser Ort und seine Gesetze sind uns unbekannt. Wir sollten sofort zurückfahren.«
    Gadior lachte auf. »Anscheinend hat Euch doch etwas in den Verstand gegriffen. Ihr mögt gefunden haben, was Ihr sucht, aber wir haben das Ziel unserer Mission noch nicht erreicht. Unser Schild ist gebrochen und ich bezweifle, dass dieser angeschlagene Haufen uns heil zurückbringen könnte.«
    Bren sah zum Steuerrad. Es war unbesetzt. »Wo ist Kiretta?«
    »Sie liegt auf dem Achterdeck und spuckt Schaum«, sagte Gadior. »Ein unappetitlicher Anblick.«
    »Aber ohne sie ist die Mordkrake höchstens die Hälftewert!«
    »Du hast tatsächlich eine Schwäche für Frauen.«
    Bren presste die Zähne zusammen, um sich zu beruhigen, bevor er antwortete. »Ich habe gesehen, wie sie das Schiff durch die Brecher vor dem Seelennebel gesteuert hat. Sie wird uns von großem Nutzen sein.«
    »Jetzt sind wir in fremden Gewässern. Deine Navigatorin kennt sie nicht.«
    »Sie hat bewiesen, dass ihre Steuerkünste auch an unkartografierten Küsten wertvoll sind. Ich denke an die Landung auf der Ostseite Ejabons, Herr.«
    »Bei der ein Boot zu Bruch ging.«
    »Und alle anderen durchkamen.«
    Gadiors helle Augen starrten ihn an. »Vielleicht findet sie ja

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