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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Gemeinschaft zu verschlingen.
    Auf dem Boden waren Kissen und Decken ausgebreitet, auf denen sich ein Dutzend in edle Stoffbahnen geschlungene Männer und Frauen räkelten und den Neuankömmlingen mit verhaltener Neugier entgegensahen. Die meisten rauchten langstielige Pfeifen, aus denen bunter Qualm aufstieg. Einige Paare hatten sich zusammengefunden, eine Frau ließ sich nicht beim Liebesspiel mit zwei kräftigen Männern unterbrechen.
    Diese Dinge nahm Bren nur am Rande wahr. Seine Aufmerksamkeit wurde von dem gekrönten Jungen angezogen, der vor einem Berg goldverzierter Kissen stand und ihnen einladend entgegensah. Bren hätte in dem höchstens achtjährigen Knaben mit den typischen Zügen der Tamioder, der breiten Nase und den lang gezogenen Augenlidern, einen Scherz vermutet, wenn er nicht so bleiche Haut gehabt hätte. Die Haut eines Osadro.
    »Das erklärt einiges«, murmelte Alenias, während er sich angemessen verbeugte.
    »Ihr meint die ewige Nacht?«
    »Ist Euch aufgefallen, mein guter General, dass wir auf der ganzen Insel kein einziges Stück Silber zu Gesicht bekamen? Nein, das wird Eurer Aufmerksamkeit entgangen sein, weilIhr es so gewohnt seid. Aber auch in unserer Heimat war das anders, vor dem Silberkrieg. Erst seit wenigen Jahrzehnten hat Euer Schattenkönig durchgesetzt, dass alles Mondmetall bei Todesstrafe Eurem Kult auszuliefern ist und zu verschwinden hat.«
    »Aber, aber!«, sagte der Knabe und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Wer wird denn so schwere Gedanken wälzen? Niemanden hier verlangt es nach Silber!«
    Er hat also auch das Gehör der Osadroi.
    Sein Gewand war aus rotem Stoff gewunden, der glänzte, als sei er nass. Das konnte kaum sein, da seine Bewegungen die Falten so schwerelos pendeln ließen. »Ich heiße Euch willkommen in Blutstein. Was für eine unverhoffte Abwechslung! Ihr kommt gerade recht für unseren nächsten Krieg!«

    »Ich sah Ähnliches in Makkar«, berichtete Bren. Eine Laterne beleuchtete das Innere der Kutsche. Gadior und Velon hatten auf einer Liege Platz genommen, Bren saß ihnen gegenüber. »Dort hat man sich damit eingerichtet, von Ondrien abhängig zu sein. Makkar liegt in einem Talkessel. Die Edlen haben keine Aufgabe mehr, alle Entscheidungen werden ihnen vom Kult vorgeschrieben. Sie fügen sich und erhalten im Gegenzug allerlei Annehmlichkeiten.«
    »Dekadenz«, erkannte Velon.
    »Wenn ich jemals Dekadenz sah, dann dort oben auf derPyramide. Dieser König Goran könnte eine Ausnahme sein. Immerhin ist er ein Osadro.«
    »Sprich frei, Bren Stonner. Übertriebene Ehrerbietung ist hier nicht angebracht.«
    »Wirklich, ich denke, er könnte mehr Feuer in sich haben als seine Höflinge, die er ›Traumlenker‹ nennt. Er nahm nicht an ihren Lustbarkeiten teil. Sie dagegen verloren schnell das Interesse an uns und wandten sich wieder ihren Rauschkräutern zu.«
    »Hat er Essenz zu sich genommen?«
    »Nicht, als wir dabei waren.«
    Velon sah Gadior an. »Ein Osadro, der mit acht Jahren in die Schatten trat«, murmelte er. »Wer ist er?«
    »Hat der SCHATTENKÖNIG Euch auf niemanden hingewiesen?«
    »Nein, aber ER wusste nicht, wohin unsere Reise führen würde.«
    »Jetzt ist mir klar, dass wir es damals schon hätten vermuten können«, sagte Bren. » ELIEN VITAN , die Welt erzittere vor SEINEM Namen, sprach davon, dass ER Lisanne nicht mehr erreichen könne. Ich vermutete ein Hindernis aus Silber, aber wir wissen, dass am Seelennebel die Welt endet, wie wir sie kennen.«
    »Und nun treffen wir hier auf einen Osadro«, flüsterte Gadior.
    »Es sind sogar zwei, Herr. König Goran von Blutstein und sein Bruder, König Elutan von Nachtstein.«
    »Mit dem er im Krieg liegt.«
    »Darauf bin ich schon sehr gespannt«, sagte Bren. »So, wie ich Kriege kenne, geht es darum, den Feind mit allen Mitteln zu vernichten. Hier scheint das anders zu sein. Es gibt genaue Regeln, und die Auswirkungen von Sieg und Niederlage scheinen begrenzt.«
    »Warum rätst du uns dann, weiter im Verborgenen zu bleiben?«
    »Ich habe noch immer zu wenige Informationen, um die Lage einschätzen zu können. Man könnte uns täuschen wollen, oder man hat Dinge nicht erwähnt, die man für selbstverständlich hielt.«
    »Wie die Tatsache, dass die beiden Könige Osadroi sind.«
    »Ja, Schattenfürst. Hier ist alles merkwürdig. Der Rebell in dem Fischerdorf kannte den Begriff ›Osadro‹ nicht. Und doch sind sie hier.«
    »Woher kommen sie?«, fragte Gadior. »Müsste der

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