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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Wenn die Zurückweisung ihn kränkte, war es ihm nicht anzumerken. »Wir werden viel Zeit dafür haben. Eine Ewigkeit.« Er lachte unbeschwert.
    Gadior stellte sich schräg hinter Velon.
    »So lange?«, fragte dieser.
    »Nun, dies ist das Land der ewigen Dunkelheit, nicht wahr? Wir herrschen hier seit Anbeginn der Zeit, Elutan und ich, und so wird es auch immer sein. Wobei mir einfällt: Ich muss Euch unbedingt meinem Bruder vorstellen.«
    »Dem, gegen den Ihr Krieg führt?«
    »Aber ja! Ich habe keinen anderen.«
    »Nun, wir wollen nicht unhöflich sein«, entschied Velon. »Wir werden gern Euren Bruder kennenlernen und dann diesem Krieg beiwohnen. General Stonner berichtete uns, er werde nur wenige Stunden andauern?«
    »So ist es.«
    »Das soll uns recht sein. Aber danach haben wir eine Angelegenheit größter Wichtigkeit zu besprechen.«
    Goran hob eine Augenbraue. »Glaubt mir, in Tamiod gibt es kaum Wichtigeres als einen Traumkrieg.«
    »Wir sind mit Euren Sitten nicht vertraut.«
    »Eben. Ich bitte Euch, folgt mir. Gerriar, kümmere dich um den General und den merkwürdigen Mann.« Er nickte Bren und Alenias zu. Im Vorbeigehen versuchte er, die Schattenrosse zu fixieren, was seinem Blick ebenso unmöglich sein musste wie jedem, der nicht halb im Nebelland lebte. »Wirklich, hochinteressanter Besuch«, sagte er, setzte an, einem der Schattenrosse den Hals zu tätscheln, hielt dann aber doch seine Hand zurück. »Sehr inspirierend, da bin ich gewiss.«
    Als die Osadroi unter den ausladenden Blättern verschwanden, verbeugte sich Gerriar vor Bren und Alenias. »Ich werde die Wachen befehligen. Folgt mir, wir werden zwar nicht am Krieg teilhaben, aber einen ausgezeichneten Blick genießen.«
    Auf Bren wirkte Gerriar viel mehr wie ein Hofschreiber als wie ein Krieger. Sein Stab war lächerlich dünn, wie die Querstange einer Schriftrolle. Seine Kleidung bot nicht mehr Schutz als ein Untergewand und sein Körper war schwächlich. Dennoch war nicht auszuschließen, dass er ein guter Stratege war. Bren hatte sich vom Einzelkämpfer zum General hochgedient, aber auch in Ondrien gab es Offiziere, die an Akademien Taktik studiert hatten und niemals mit einem blutigen Schwert auf dem Schlachtfeld gesehen worden waren.
    Eine mit Marmor gekennzeichnete Kreisbahn umlief den Baum. Die harten Füße der Chaque klackten bei jedem Schritt darauf wie Hufeisen, die ein Schmied in seiner Auslage auf dem Markt zurechtlegte. Alle zehn Schritt blieb ein Chaquezurück und bezog auf ebenso reglose Weise Posten, wie es seine Kameraden oben auf der Pyramide von Blutstein getan hatten, das Gesicht allerdings nach innen, dem Baum zugewandt.
    Eine ähnliche Rotte wie die Gerriars kam ihnen entgegen, auch sie angeführt von einem Mann mit einem Stab, der aber anders gekleidet war. Er trug einen Überwurf aus polierten Steinen, die auf ein weitmaschiges Netz genäht waren. Seine rote Haut war durch die Löcher deutlich zu sehen. Das hiesige Volk machte sich wenig aus den allgegenwärtigen Stechinsekten, die ohnehin das Blut der Ondrier süßer zu finden schienen. Ein Rock bedeckte die Beine des Entgegenkommenden bis zu den Knien. Gerriar und er grüßten sich mit den Stäben. Auch der zweite Trupp ließ Chaque zurück, etwas weiter außen als Gerriars, auf Lücke stehend, ebenfalls mit dem Gesicht nach innen.
    »Einer Eurer Kameraden?«, fragte Bren.
    Gerriar lachte auf. »Nein. Der Feind. Dies sind Truppen aus Nachtstein.«
    »König Elutans Chaque?«
    »Sagte ich das nicht?«
    »Wollt Ihr Eure Truppen wirklich so verzahnt aufstellen, bevor sie aufeinander losgehen?«
    »Die Chaque kämpfen nicht.«
    »Sind sie nicht Eure Krieger?«
    »Nicht zwischen Blutstein und Nachtstein. Sie dienen den Brüdern.«
    »Was machen sie dann hier?«
    »Sie sorgen dafür, dass niemand entkommt.«
    Bren sah Alenias an, aber in dessen Nebelaugen waren keine Antworten zu finden.
    »Seht dort vorn, die Jünglinge und Maiden«, sagte Gerriar. »Das sind die Kämpfer von Nachtstein. Und hinter ihnen die Preise, die den Sieger erwarten.«
    Nach dem Bericht aus dem Fischerdorf hätte Bren mit Kindern gerechnet, die dem Sieger zugesprochen würden, aber bei den drei Dutzend Menschen, die Gerriar ihm bezeichnete, sah er kaum jemanden unter zwanzig, dafür einige Greise. Wobei Bren bereits aufgefallen war, dass sich bei dem VolkTamiods schon früh Anzeichen des Alters zeigten. Sogar die Kinder hatten Falten, manche auch gebeugte Rücken, als würden sie schwer arbeiten,

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